“Razzia, Rock und Rambazamba”- Eine Zeitreise durchs Gießener Nachtleben.

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Es ist noch gar nicht allzu lange her, da hatte Gießen noch über 300 Kneipen, die Ludwigstraße war über die Stadtgrenze hinaus als “die längste Theke Hessens” bekannt und die Stadt selber als “Shanghai an der Lahn” berüchtigt.
Der Gießener Autor und Comiczeichner Andreas Eikenroth hat sich nun dieser Dekade gewidmet und ein Buch darüber veröffentlicht. “Razzia, Rock und Rambazamba” heißt der Band, für den Eikenroth über eineinhalb Jahre recherchierte und unzählige Interviews mit Zeitzeugen führte. Wirtinnen, Rausschmeißer und Stammgäste berichteten aus der hohen Kneipenzeit von den 1960ern bis zur Jahrtausendwende.
Natürlich taucht auch die legendäre Scarabee-Razzia auf, aber hauptsächlich sammelte der Autor Anekdoten, die kaum jemand kennt und die diese Zeit wieder aufleben lassen. Zum Beispiel von der Welturaufführung des Faschingsschlagers “Humpa Täterä”, von Fäusten, die durch Türklappen flogen, von der legendären Gießener “Scherbennacht” und gefrorenen Schweineteilen als Kunstperformance.
Dass im Rahmen der Recherche auch noch so viele Fotos zutage gefördert wurden, die diese Zeit illustrieren, wunderte Andreas Eikenroth auch, denn schließlich gab es damals ja noch keine stets zur Verfügung stehenden Smartfons, meist war eine Kamera nur zu besondern Anlässen vor Ort.

Und so ist ein knapp 100-seitiges Buch entstanden, dass die gute, alte Kneipenzeit, wenigstens für die Stunden des Lesens, wieder auferstehen lässt.

“Razzia, Rock und Rambazamba”, Wartberg Verlag, 15, 90€