Der Geist vom Schiffenberg wurde erlöst!

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In der Basilika

Seit Jahrhunderten trieb Mönchsbruder „Jörg Taddäus Oswalt Ehregott von Treu“ sein Unwesen als Geist auf dem Schiffenberg. Nun ist er erlöst und hat seinen ewigen Frieden gefunden. Eine Gruppe von Landfrauen aus Allendorf (Lumda)  hat ihm vor Kurzem dazu verholfen.

Landfrau Gerda bei der letzten Prüfung

– Warum war er als Geist auf den Schiffenberg verbannt? –

Nun, er hatte zu seinen Lebzeiten im frühen Mittelalter während der Fastenzeit in gieriger Manier einen ganzen Fisch verspeisen wollen. Dies bekam ihm nicht besonders gut, denn er hatte vergessen die Gräten vorher zu entfernen. So erstickte er an diesen und war fortan dazu verdammt als Geist den Schiffenberg unsicher zu machen, und zwar bis zu dem Tag, an dem drei junge Frauen ihn retten würden, indem sie drei Prüfungen erfolgreich ablegten.

Mit dieser lustigen Geschichte empfing uns der  Gästeführer Peter Meilinger alias „Geist Jörg Taddäus Oswalt Ehregott von Treu“.

In einem Rundgang erfuhren wir anschließend, humorvoll verpackt, konkrete geschichtliche Ereignisse.

So gehörte der Hügel mit Umland im frühen Mittelalter den Grafen von Gleiberg. Die Witwe Gräfin Clementia von Gleiberg verschenkte damals den Schiffenberg samt Wald, Feldern und Bauerndörfern (inklusive der Menschen) an den Erzbischof von Trier um dort ein Stift  (Kloster) erbauen zu lassen. Zunächst zogen hier Augustiner-Chorherren und -frauen ein. Streitigkeiten zwischen den Männern und Frauen im Kloster führten dazu, dass in der Nähe etwas unterhalb das Stift Cella nur für die Klosterfrauen gebaut wurde. Dieses fiel später einem Brand zum Opfer,  sodass heute kaum noch Überreste davon zu sehen sind.

Danach wurde das Kloster Schiffenberg und sein Umland als „Komturei“ durch den Deutschen Orden verwaltet. Im Laufe der über 900jährigen Geschichte des Schiffenbergs hat sich gar vieles ereignet. Nicht zuletzt wurden nach der Säkularisierung  durch Napoleon Bonaparte auf dem Schiffenberg eine Familie mit dem Namen Lyncker als Wirtsleute eingesetzt. Der Schiffenberg wurde ein beliebtes Ausflugsziel auch für Giessener Studenten. Die Familie Lyncker bildete für Generationen eine „Wirtsleute-Dynastie“ und bekam einen eigenen Friedhof neben der Kirche, der noch heute vorhanden ist.

Hurra, endlich frei!

Bei Grabungen werden heutzutage immer noch Dinge entdeckt, die Fragen aufwerfen und Erklärungen bedürfen, wie zum Beispiel das Skelett einer Frau mit makellosen Zähnen, das neben der Außenmauer ausgegraben wurde.

Die Basilika konnten wir ebenfalls besichtigen. Neu war für uns, dass sie nur in einem kleinen Abschnitt für Gottesdienste verwendet wurde. Das Langschiff wurde mehr und mehr landwirtschaftlich, z. B. als Orangerie oder Scheune, genutzt.

Insgesamt war es eine sehr interessante, kurzweilige und amüsante Zeit für die Landfrauen, zumal zwischendurch auch der „Mönchspfeffer“ probiert werden konnte, der so allerlei Zipperlein zu lindern oder heilen vermag! Nachdem nun alle drei „Prüfungen“ bestanden waren und „Bruder Jörg“ erlöst war, konnte der Nachmittag bei einem guten Essen im Restaurant „Kloster Schiffenberg“ im ehemaligen Komturei-Gebäude seinen Ausklang finden.