Demokratiefeinde meiden

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Es war zu erwarten, dass die zu erwartenden Demonstrationen wegen der immer weiter steigenden Preise für alles Lebensnotwendige unsere ohnmächtigen Politiker so langsam nervös machen. Die Folgen der schon lange praktizierten neoliberalen Politik mit einem schlanken Staat und sinkenden Einkommen für die Masse der Bürger kollidieren. So musste es kommen. Der nun ausgedeutete Schuldige, Putin, hat mit seinem Krieg nur die Zeit etwas abgekürzt.

Die SPD sieht jetzt ganz schön alt aus. Ist sie doch schon lange dafür verantwortlich, während die mitschuldige Union plötzlich beginnt laut «Feuer» zu rufen und deren neuer Vorsitzende Friedrich Merz bekommt beinahe feuchte Augen, wenn er die Folgen für die Bürger bejammert.

Die Angst vor der Straße zwingt die Ohnmächtigen zu den abenteuerlichsten Feststellungen. So wird immer öfter verkündet, dass man «mit Demokratiefeinden nicht gemeinsame Sache» machen dürfe. Welche Demokratie wird denn da gemeint? Eine, in der Reiche immer reicher und die Anzahl der Armen immer mehr zunimmt? Wer soll denn auf die Straße gehen und gegen diese Politik demonstrieren?

Ich wollte demonstrieren. Soll ich dann lieber daheimbleiben, weil da ein paar Rechte mitlaufen? Mit Rechten, die keinen Draht zur Sozialpolitik haben uns es lieber mit den Konzernen halten? Solche Dusselige soll es ja geben.

Aber nein. Auch wenn der hessischen Innenminister Beuth und die Bundesinnenministerin Faeser in das ihnen hingehaltene Horn tröten. Dieser Schuss geht nach hinten los. Die Masse der Bürger begreifen endlich, dass sie von Union und SPD nichts zu er erwarten haben.

Und die FDP? Es läuft doch bestens für ihr Klientel neben den Grünen, die ihr langsam gefährlich werden. Und die Partei Die Linke? Die sucht verzweifelt nach den Puschen, in die sie nach Meinung immer noch einiger Anhänger endlich kommen soll.

Es kommt wie es kommt, der Herbst bringt Wolken.

 

1 Kommentar

  1. Im Großen und Ganzen gehe ich mit dem Artikel inhaltlich konform. Ich würde es etwas härter formulieren. Etwa in der Richtung: Dem herrschenden Block fällt Nichts mehr gegen den sich entwickelnden Massenprotest ein, als zu sagen: Geht nicht auf die Straße, da könnten Rechte mit dabei sein! Wie wäre es, wenn die Politiker versuchen nachzuweisen, dass sie in der Vergangenheit bzw. zur Zeit Alternativen zur Entwicklung hatten / haben?

    Heute will ich nicht (schon wieder) “meine Leier” abspulen, sondern lediglich auf etwas Praktischen eingehen.

    Herr Seibt, Sie schrieben:

    (…..) “Ich wollte demonstrieren. Soll ich dann lieber daheimbleiben, weil da ein paar Rechte mitlaufen?” (……)

    Genau, die Mehrheitsmeinungen der Massen dürfen nicht nur per Interviews oder Befragungen zu “erforschen sein”, sondern dem herrschenden Block muss ganz handfest verdeutlicht werden: Hier stehen die wütenden Bürger und fordern ganz bestimmte Dinge von den von Ihnen gewählten Volksvertretern.

    Hauptsächlich aus zwei Gründen:

    1. Nachher soll keiner von diesen A…… sagen können: Er hätte von dem keine Ahnung gehabt.

    2. Diesen “Damen und Herren” soll dämmern, dass es bei der Vertretung der Bevölkerung nicht nur um das – zumeist ohne große Anstrengungen – Absahnen dicker Aufwandsentschädigungen etc. geht, sondern dass jede/r Einzelne sich für seine Entscheidungen in den Parlamenten irgendwann zu verantworten hat.

    Kurz: Alle Unzufriedenen sollen auf die Gass! Aber wie sich dort gegen die eventuell auch anwesenden Rechten abgrenzen.

    A. Vor jeder Demonstration werden die Ziele der Demonstration schriftlich formuliert (meist in Form eines Aufrufes). Diese vorher genau durchlesen und überlegen, ob ich persönlich die formulierten Forderungen teile. (In letzter Zeit habe ich auf die Teilnahme ab und an verzichten müssen, weil im “Kleingedruckten” in meinen Augen etwas anderes stand, als der Titel der Demonstration zu erwarten liess.)

    B. Wenn irgend möglich, setze ich mich vor der Demonstration hin und überlege, welche der (zumeist zahlreichen) Forderungen ich für am Wichtigsten halte. Diese bringe ich dann auf ein Pappschild, welches ich dann auf der Demonstration mitführe. Das hat den Vorteil, dass nicht nur Fahnen und Transparenten von irgendwelchen Parteien das Erscheinungsbild prägen, sondern dem Beobachter klar wird: Hier marschieren nicht “die üblichen Verdächtigen”, sondern (auch) die Mitbürger die einen so groiße Wut erfasst hat, welche “normalerweise” nicht demonstrieren gehen.