Vortrag Konrad Görg: Wir sind, was wir erinnern – Zwei Generationen nach Auschwitz

Konrad Görg

Ein Plädoyer für Pluralismus, Toleranz und Demokratie.

 „Auschwitz – Es reicht. Ich kann es nicht mehr hören.“

Äußerungen dieser Art sind nicht selten. Viele Menschen in unserem Lande verspüren angesichts des Themas Holocaust einen Überdruss, mancherorts wird offen eine völlige Abwehr von der Holocaust-Erinnerungskultur gefordert. Andererseits herrscht aber auch große Unwissenheit: Studien belegen, dass z.B. 40 Prozent der Jugendlichen mit dem Begriff „Auschwitz“ nur noch sehr wenig anfangen können. Gleichzeitig verändert sich das gesellschaftliche Klima und rassistische und menschenverachtende Tendenzen brechen sich immer stärker Bahn. Man könnte sich fragen: Hat man aus der Geschichte denn nichts gelernt?

Es muss also nach wie vor aufgeklärt werden: Was ist damals passiert, wie konnte es passieren? Und: Was können wir heute tun?

Der Arzt und Buchautor Konrad Görg trägt aus seiner Anthologie „Wir sind, was wir erinnern“ vor. In Form einer Zitatsammlung zeichnet er die Geschichte der Judenverfolgung, ihrer geistigen Wegbereiter und ihrer Gegner nach. Sein Vortrag ist ein starkes Plädoyer für Pluralismus, Toleranz und Demokratie, will ein Zeichen setzen gegen das Vergessen und gleichzeitig zivilgesellschaftliches Engagement einfordern.

 Die Musiker*innen Haylinh Park, Bratsche, Heinrich Hoffmann, Klavier, und Peter Schmitt, Gitarre und Gesang, werden den Vortrag mit passend ausgewählter Musik umrahmen.

 Vor und nach dem Vortrag können die Gäste zwei Ausstellungen anschauen:

Zum einen wird die Wanderausstellung „normal[l]“ des Demokratieförderprojekts „Dabeisein in den Gießener Lahntälern“ zum Thema Diskriminierung und Rassismus am Kulturcafé aufgebaut.

Inhaltlich werden Texte, Bilder und Informationen zur Geschichte des Kolonialismus, der Definition von Rassismus (ausschließlich aus der Sicht von Betroffenen) präsentiert. Namhafte Persönlichkeiten der PeopleOfColour Gemeinde und ihre Werke werden gezeigt, Statistiken prägnant dargestellt – es gibt also eine Vielfalt von historischen, künstlerischen und alltäglichen Positionen zum Thema zu sehen und zu erfahren.

Des Weiteren wird die Ausstellung durch eine eigens dafür erstellte Homepage begleitet, die durch QR Codes auf den ausgestellten Gegenständen zu weiteren Texten, Filmen und Podcasts führt und die Ausstellung somit digital ergänzt, vertieft und abrundet. Die Inhalte der Ausstellung wurden zum Teil von Schülerinnen in Zusammenarbeit mit „Dabeisein“-Mitarbeiterin Ida Schulz erarbeitet.

Zum anderen präsentiert die Clemens-Brentano-Europaschule im Kulturcafé Teile einer beeindruckenden kooperativen Ausstellung der Fächer Geschichte und Kunst, in der Schüler*innen der Clemens-Brentano-Europaschule (CBES) die Zeit nach 1945 und die Aufarbeitung der NS-Zeit zusammenfasst. Dabei wird deutlich, wie wichtig es selbst heute noch ist, an die zwölfjährige Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten zu erinnern. Die Ausstellung regt nicht nur zur Reflektion der deutschen Geschichte an, sondern sie lenkt den Blick auch auf die Einstellung der heutigen Bevölkerung zur deutschen Geschichte. Kann die Aufarbeitung des dunklen Kapitels »Nazi-Deutschland« jemals abgeschlossen sein? Die Schülerinnen und Schüler um Geschichtslehrerin Anne Daniele Lenz und Kunstlehrer Michael Kühn stellen weitere Fragen im Zusammenhang mit der Schuldfrage der heutigen Bevölkerung Deutschlands: »Kann ich Deutschland meine Liebe geben?«, »Bin ICH schuld?«.

 

Die Veranstaltung wird gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ über Dabeisein in den Gießener Lahntälern.