Lesehalbzeit Juni 2022

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Eine Liebe zwischen den Fronten“ von Maria W. Peter. – Diesen Roman hatte ich bei der Adventskalender-Verlosung der Facebook-Gruppe „Historische Romane“ gewonnen. Die Autorin beschreibt hier sehr eindringlich den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Beispielhaft für die Menschen beider Seiten stehen der Berliner Arzt Paul von Gerlau und die Französin Madeleine Tellier aus Metz. Am Abend ihrer Verlobung wird der Kriegszustand ausgerufen. Plötzlich stehen die beiden in verschiedenen Lagern, sind sozusagen „Feinde“. Paul muss als Stabsarzt sofort zu seinem Regiment einrücken, Madeleine versucht zusammen mit ihrem Vater in ihre Heimatstadt zu gelangen. Weitere wichtige handelnde Personen sind Clément, Madeleines Bruder, Djamala, das algerische Dienstmädchen der Telliers, sowie deren Bruder Karim, der auf Seiten der Franzosen in den Kampf ziehen muss, obwohl er die Unterdrücker seines Volkes hasst. Die schrecklichen Kämpfe, die Toten und Verletzten, die Belagerungen von Metz und Paris werden aus der Perspektive der 5 Hauptpersonen geschildert. Das alles ist schwer zu ertragen, geht unter die Haut. Elsass, Lothringen, auch das Saarland, waren schon seit Jahrzehnten umkämpfte Gebiete, gehörten mal zu diesem, mal zu jenem Land. Das führte zwangsläufig zu Feindseligkeiten zwischen Deutschen und Franzosen. Ressentiments sind bis heute nicht ganz verschwunden. Ein empfehlenswerter, sorgfältig recherchierter Blick in die Geschichte mit ausführlichem Nachwort und Quellenangaben.

Engel des Todes“ von Thomas Ziebula. – Der 3. Teil der Serie um den nach dem 1. Weltkrieg schwer traumatisierten Kommissar Paul Stainer. Im Jahr 1920 muss er vor dem Hintergrund des Kapp-Putsches im Falle eines grausamen Serienmörders ermitteln. Die historischen, politischen Geschehnisse werden detailreich erzählt. Heute wissen wir, dass die damalige Revolte schon den Anfang vom Ende der Weimarer Republik einläutete. Obwohl der Aufstand und insbesondere der sogenannte „Leipziger Blutsonntag“ viel Raum im Roman einnehmen, kommt Stainers Lebenssituation nicht zu kurz. Sehr gut! Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

Katharina Peters, gebürtig Manuela Kuck, ist schon längere Zeit bekannt für ihre Rügen- und Ostseekrimis. Für mich war die Autorin neu. Ich entschied mich für ihre bis jetzt 3 Teile umfassende Bornholm-Reihe, da ich vor längerer Zeit einige wunderschöne Urlaubstage dort verbracht habe. „Bornholmer Schatten“, „Bornholmer Falle“ und „Bornholmer Flucht“ ließen sich flott weglesen. Der rote Faden, der sich durch alle Bände zieht, sind die Straftaten und Pläne eines Neonazi-Netzwerks, das vom Juristenvater der deutschen Kommissarin betreut wird. Eigentlich wollte sich Sarah Pirohl nach einer verkorksten Ermittlung in Rostock eine Auszeit auf der dänischen Insel nehmen, doch dann bekommt sie es mit Verbrechen zu tun, in die ihre Familie verstrickt ist. Erschreckend und nachdenklich machend. Man sollte die Bände in der Reihenfolge lesen.

In 2 Tagen ausgelesen: „Wild“ von Alice Henderson. – Die Wildtierbiologin Alex Carter nimmt spontan ein Jobangebot in den Bergen Montanas an. Sie soll eine Untersuchung über die dort lebenden Vielfraße bezüglich ihrer Anzahl und ihres Lebensraumes machen. Bizarre Übergriffe auf sie zeigen, dass sie in der Gegend wenig willkommen ist. Etwas Ungeheuerliches läuft da ab und soll nicht publik werden. Wouw, sehr spannend. Teil 2 mit dem Titel „Eis“ erscheint demnächst und ich bin sicher mit dabei.