Ursachen und Folgen der 1848er-Revolution

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Vortrag des Oberhessischen Geschichtsverein

Mit einem Vortrag über die Revolution von 1848 setzte der Oberhessische Geschichtsverein  im Netanya-Saal des Alten Schlosses die Vortragsreihe dieses Winterhalbjahrems fort. Für den Vorstand begrüßte Eva Marie Felschow den Referenten Dr. Hans Werner Hahn, der aus Wetzlar stammt und als hervorragender Kenner der Geschichte des 19. Jahrhunderts gilt. Felschow , die selbst schon das Themengebiet umriss, das sie als folgenreich für die deutsche Demokratie bezeichnete, konnte sich zudem über zahlreiche Besucher freuen  und kündigte einen spannenden Vortrag an. Der Referent bestätigte durch seine Ausführungen ihre Ankündigung und  hatte außer profunden Kenntnissen auch aufschlussreiches Bildmaterial mitgebracht. Insbesondere die in der behandelten Zeit sehr beliebte Karikatur  traf nicht nur mit viel Humor Wesenszüge der Protagonisten, sondern auch den aktuellen Zeitgeist.

Auf die Rolle Gießens eingehend, stellte Dr. Hahn klar, dass Gießen keine Hochburg der Revolutioin bildete, wohl aber einige für die Revolution wichtige Personen stellte und als Universitätsstadt  auch relativ schnell eine Politisierung der Einwohner erlebte. Nicht zuletzt als Abgeordnete der Nationalversammlung  und politische Akteure nannte der emeritierte Professor  den Zoologen Carl Vogt, den Aktivisten Heinrich Karl Jaup  und den Kanzler Freiherr von  Linde, der sich stark für die Emanzipation der Juden einsetzte. Besonders intensiv ging Dr. Hahn auf Wilhelm Liebknecht ein, der als radikaler Demokrat aus Gießen floh, um einer Verhaftung zu entgehen. Liebknecht vertrat die Werte der Revolution später auch im Reichstag unter Bismarck, wobei er insbesondere die Märzgefallenen ins Bewusstsein rückte und würdigte.  Eine gute Idee, die unterschiedliche Rezeption der 1848er-Vorgänge im Spiegel der Briefmarken beider deutscher Staaten zu zeigen.

Ausführlich ging Dr. Hahn dann auf die Ursachen und Folgen der 1848er-Revolution ein, die vor 175 Jahren Deutschland erschütterte und mit diesem Vortrag ins Bewusstsein gerückt wurde. Sowohl für die Ursachen als auch für die Folgen sei keine monokausale Erklärung möglich, auf das Misstrauen gegenüber den alten Gewalten hätten die Revolutionäre von radikal bis gemässigt unterschiedlich reagiert. Die Hinrichtung Robert Blums und die Niederschlagung des Bademer Aufstandes habe das Ende der Revolution bedeutet.  Aber vieles von heute sei damals erkämpft worden, so die Pressefreheiit,die Pressefreiheit und  das allgemeine Wahlrecht. Das galt aber nur für Männer, die Frauen blieben außen vor. Der Referent ,der trotz deutlicher Erkältungsbeschwerden bis zum Schluss durchhielt, verdiente sich reichen Beifall.   Text und Bild: Dr. Hans-Wolfgang Steffek