Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung. Ein Protesttag ohne Menschen

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von links: Bernd Gökeler, Dirk Bamberger Mitglied des hessischen Landtags

 

Anlässlich des „Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit und ohne
Behinderung“ riefen der Paritätische Mittelhessen und das Netzwerk Aktionstag in Marburg zu einer Demonstration ohne Menschen auf. Große Holzfiguren standen symbolisch für die
Menschen, die im sozialen System fehlen, auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz. In der Mitte des Geländes wurde das soziale Netz, das viele Löcher hat, gespannt. Umrahmt war die Szenerie mit Bannern, auf denen die Missstände und Forderungen formuliert waren. „Soziale Netze bestehen durch Menschen – durch zu wenige Menschen entstehen Löcher – Halt und Hilfe gehen verloren“ war auf einem Transparent zu lesen.
Unterstützt wurde der Protest von diversen politischen Mandatsträger*innen. Landrat Jens
Womelsdorf forderte, dass die Gleichberechtigung für alle gelten solle und dringend notwendige finanzielle Mittel ins System gelangen müssen. Darüber hinaus brauche es Menschen, die die Lücken füllen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies konstatierte, dass Menschen nicht behindert sind, sondern behindert werden und weiter, dass Menschen, die an allem gehindert werden, Anspruch und Recht auf gleiche Chancen durch ungleiche Maßnahmen hätten. Er forderte die Anwesenden auf „seien Sie laut!“.
Dirk Bamberger, Mitglied des Hessischen Landtags, begann seine Rede in Gebärdensprache und machte damit sehr deutlich, was Exklusion bedeutet, da niemand der Anwesenden verstand, was er sagte. Im Zusammenleben mit seinen gehörlosen Eltern erlebt er die Ausgrenzung von Menschen mit Beeinträchtigung bereits seit vielen Jahren und engagiert sich für Inklusion in den unterschiedlichsten Bereichen. Barrierefreie Rahmenbedingungen und Angebote müssen geschaffen, beziehungsweise ausgebaut, werden. Auch die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung sei extrem wichtig. Als ein Beispiel nannte er Manuel Fichtner, der in Marburg aktiv in verschiedenen Gremien und der Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Behinderung aufmerksam macht und für deren Rechte kämpft.

 

Christine Stapf
Seit 1972 in Gießen. Fotografiere, rolle mit meinem Rollstuhl gerne durch die Wälder, die Natur. Dort macht man die besten Aufnahmen. Seit 2011 Bürgerreporterin bei der GZ.