Kirchenmusik in der Bonifatiuskirche an den Kar- und Ostertagen

150

Taizé-Gesänge, Leidensgeschichte, Orchestermesse, Flügelweihe und Orgelpredigt

„Vergegenwärtigung“ ist ein sperriger Begriff. Und doch beschreibt er das bevorstehende Osterfest der Christen sehr treffend. Auf der ganzen Welt feiern die Kirchen jedes Jahr aufs Neue das Leiden und Sterben, aber vor allem die Auferstehung Jesu und erneuern die Hoffnungsbotschaft in die Gegenwart.

Die Kartage (althochdeutsch: Klagetage) beginnen mit dem Einzug Jesu in Jerusalem an Palmsonntag. Ihm wird zugejubelt, aber er entsagt der Macht und zieht auf einem Esel in die Stadt ein. Am Gründonnerstag hält Jesus mit seinen Jüngern das letzte mal gemeinsam Mahl, er wäscht ihnen die Füße. Er bittet sie mit den Worten „tut dies zu meinem Gedächtnis“ seinem Vorbild zu folgen mit anderen zu teilen und für sie da zu sein. In der Nacht des Verrats und der Auslieferung rücken alle von ihm ab, er – der Messias – steht allein da. Die Festnahme mündet in die Erniedrigung, die Geißelung, den Prozess vor Pontius Pilatus und schlussendlich im Tod am Kreuz. Der Messias ist tot, der Menschen Sünde ist er zum Opfer gefallen. Am ersten Tag der Woche, so heißt es im Johannesevangelium, fällt Maria Magdalena als Erster auf, dass der Stein der Grabeshöhle bei Seite geräumt ist. Jesu Laken sind zusammengelegt, er selbst ist nicht mehr da. Die Vermutung, er sei von den Toten auferstanden, bestätigt sich am Ostermontag. Unerkannt tritt er zu zwei seiner Jünger hinzu als sie ihre Trauer über den Tod Jesu ausdrücken. Mit Ihnen brach er Brot und verteilte Wein. Dort erkannten sie Ihn und glaubten.

In den Gottesdiensten der kommenden Kar- und Ostertage an den verschiedenen Feiertagen stehen die Stationen dieser heilsbringenden Geschichte im Vordergrund. Zusammen ergeben sie einen zusammenhängenden Gottesdienst mit einem Spannungsbogen über Verheißung, Verrat, Verurteilung, Geißelung, Kreuzigung, Grabesruhe, und Auferstehung bis zum Osterjubel. Wie in vielen anderen Kirchen werden diese Gottesdienste auch in der Bonifatiuskirche mit besonders eindrücklicher und festlicher Kirchenmusik gestaltet.

An Gründonnerstag, dem 6. April um 20 Uhr der Feier des letzten Abendmahls verzichtet die katholische Liturgie nach dem festlichen Gloria gänzlich auf den Einsatz von Instrumenten einschließlich der Orgel und der Glocken. Gemeindechoräle werden a capella gesungen. Der BonifatiusChor trägt a capella Teile der „Missa Missa Dixit Maria“ von Hans-Leo Hassler, das „Ubi caritas“ von Wolfram Menschick und Gesänge aus Taizé für Chor, Gemeinde und Überstimme vor. Anschließend bleibt die Kirche während einer Ölbergstunde mit Lesungen und Gesängen bis Mitternacht geöffnet.

Am Karfreitag, dem 7. April um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, erklingt in der Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu die a capella Johannespassion von Heinz-Martin Lonquich für Solisten und der Bonifatiusschola. Der Evangelist ist Shawn Mlynek, die Jesus-Worte werden von Pfr. Stefan Wanske gesungen, ebenso ist die Schola der Bonifatiuskirche in der Passion und mit liturgischen Gesängen beteiligt.

In der Auferstehungsfeier am Karsamstag, den 8. April um 21 Uhr, erklingen festliche Orgel-improvisationen zu Tod und Auferstehung. Nach zweitägiger Stille erklingen wieder Glocken und Orgeln. Eine Schola bereichert den feierlichen Gottesdienst, der im Kerzenschein beginnt und hell erleuchtet endet.

Anschließend sind die Gottesdienstbesucher eingeladen im Martinssaal bei Brot, Käse, Eiern, Wein und weiteren Getränken das Osterfest zu feiern. Zu diesem Anlass wird auch der neue historische Flügel der Firma Ibach von 1915 feierlich der Gemeinde übergeben und gesegnet. Durch eine private Spende kam dieser Flügel zu Beginn des Jahres in den Besitzt der Bonifatiusgemeinde und wurde finanziert durch den Förderverein „Freunde der Kirchenmusik St. Bonifatius Gießen e.V.“ durch das Pianohaus Wetzlar restauriert, sodass er wieder im neuen Glanz erklingt.

Am Ostersonntag, dem 9. April wird das feierlichen Osterhochamt um 11 Uhr vom Bonifatiuschor und dem Bonifatiusorchester unter der Leitung von Regionalkantor Michael Gilles mitgestaltet. Es erklingt die Messe in D-Dur von Valentin Rathgeber für Chor, Solisten und Orchester. Mitwirkende sind Nicole Tamburro (Sopran), Heike Keller (Alt), Shawn Mlynek (Tenor), Leo Jang (Bass) und Nicolo Sokoli (Orgel). Dazu erklingen festliche Osterchoräle für Chor, Orchester, große Orgel und Gemeinde.

Am Ostermontag, dem 10. April spielt Michael Gilles um 11 Uhr als Orgelpredigt „Toccata in d und Fuge in D“ aus dem Opus Nr. 59 von Max Reger. Zum Schluss des Gottesdienstes spielt der 15-jährige Orgelschüler Jonathan Pilatz die Fuge der berühmten Toccata in d-moll (BWV 565) von Johann Sebastian Bach.

2 Kommentare