Die “Gans Wilden Hassianer” erkämpfen in Beyenburg Platz 2 auf der Langstrecke über 8,5km

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Im Dreierpack über die ersten drei Kilometer: Die Gans Wilden (Boot #2 ganz rechts) werden immer wieder am Überholen gehindert

Das Wintertraining der Drachenbootteams vom Gießener Ruderclub Hassia 1906 e.V. neigt sich dem Ende zu und schon bald startet die wieder die normale Trainingssaison auf der Lahn. Beide Drachenbootteams des Vereins “Wilde Hassianer” (Sport-Team) und “Die Gans Wilden” (Fun-Team) trainieren im Winter zusammen im Drachenboot und starten die Saison dann meist mit einer Langstreckenregatta. So auch dieses Jahr.

Schon auf der Anfahrt zur ersten Regatta in diesem Jahr in Beyenburg war klar, was die Gänseschar vom Drachenbootteam “Die Gans Wilden Hassianer” die Winterpaddlerinnen und Paddler der Teams Gans Wild und Wilde Hassianer erwarten würde. Regen, Böen, Graupel bei Temperaturen um die 5 bis 10 Grad.
Dies konnte der guten Stimmung jedoch nichts anhaben, was man eindeutig an dem Geschnatter vernehmen konnte.

Nachdem das Federkleid gerichtet war und die Boote zugelost, die Technik ein-, Drachenkopf und Drachenschwanz angebaut wurden ging es zu einer kleinen Aufwärmrunde auf die 8,5 km lange Strecke.

Es galt das erste Nadelöhr in Form der Fischbauchbrücke zu passieren, welche dem ein oder anderen Kopfschmerzen bereiten könnte. Denn je nach Wasserstand beträgt der Abstand von der Wasserfläche zur Brücke 3-5 m. Da heißt es speziell für den Trommler: Kopf einziehen. Wenig später ging es in einer 180 Grad Wende in die entgegengesetzte Richtung zurück. Wieder hieß es Kopf einziehen, ehe es auf eine lange Gerade ging. Kurz vor der zweiten Wende verneigt sich der ehrfürchtige Trommler vor der zweiten, der blauen Brücke. Auch wenn diese mehr Platz gegenüber der Fischbauchbrücke bietet. Sicher ist sicher.

Wenig später hieß es dann: “Are you ready? – Attention! – Go”.

Aus der nicht so beliebten zweiten Startreihe hieß es nun sich gegen weitere 8 Boote zu behaupten.

Nach der ersten Orientierungsphase unter den lauten Trommelschlägen und den nicht minder lauten Anfeuerungen der Steuerleute ging es durchs Nadelöhr unter der Brücke und in die anschließende Wende. Hier zeigte sich, dass man Drachenbootfahren durchaus als Kontaktsportart bezeichnen kann. 9 Boote mit einer Länge von je 12,49 m, 250 kg Leergewicht und mit 20 Paddlern und Paddlerinnen an Bord brauchen nun mal Platz. Ein Team musste bereits hier Drachenschuppen lassen, weil es auf der Außenbahn zu weit ans Ufer geraten war und alle weiteren Teams passieren lassen musste.

Auch wir kamen nicht ungeschoren davon. Erst ein Knirschen dann ein Knacks und kurz danach trieb unser Drachenkopf backbord querab von unserem Boot, so dass wir das restliche Rennen kopflos paddeln mussten.

Auf der nun folgenden langen Geraden war eindeutig mehr Platz.Hier konnten wir uns noch um eine Position nach vorne schieben. Und dann ging es schon unter der blauen Brücke durch in die zweite Wende. Hier wurde es richtig eng. Und wieder ein Team welches Drachenschuppen lassen musste.
Hier zeigte sich die jahrelange Erfahrung unserer Gänsemama und Steuerfrau.
Getreu dem Motto: “Steuern ist wie Parken mit dem Auto. Man muss halt nicht nur schauen, dass man einen Parkplatz findet und parkt, sondern auch wie man später wieder wegkommt“, fuhren wir eine bilderbuchmäßige Wende, während sich die anderen Boote beharkten. Noch einen kurzen Turbo nach der Wende gezündet und wir waren auf Platz 2. Gleichzeitig konnten wir einen komfortablen Abstand zum Verfolgerfeld aufbauen.
Mit ruhigen und kräftigen Schlägen ging es weiter.

Begleitet von einigen Schauern ging es noch 2-mal durch die Wenden. Dieses Mal aber sichtlich entspannter. Der Vorsprung auf das erste Boot war bei aller Anstrengung dennoch nicht aufzuholen. Unser Vorsprung auf unsere Verfolger hingegen schmolz. Hier machte sich bemerkbar, dass wir auf Grund der Krankheitswelle einerseits nur mit 18 Paddlern und Paddlerinnen antreten konnten und andererseits der Trainingsmangel, welcher insbesondere dem Wetter und dem Hochwasser auf der Lahn geschuldet ist.

Aber wir hatten noch genügend Gänseschmalz in den Flügeln und konnten unseren Vorsprung sicher ins Ziel bringen.Dies bedeutete am Ende nach 44:58,71 min. (was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 11,33 km/h entspricht) den 2. Platz beim 4. Großen Preis von Beyenburg auf der Langstrecke von 8,5 km und das beste Ergebnis seit die “Gans Wilden Hassianer” an diesem Rennen teilnehmen.

Nun heißt es erstmal das Gefieder wieder zu richten. Denn schon im April geht es für die “Wilden Hassianer” zur Deutschen Meisterschaft nach Schwerin auf die Langstrecke von 12 km.

Nach der zweiten Wende: Die Gans Wilden Hassianer (Boot links) kämpfen sich frei und starten durch auf Platz 2
Im Dreierpack über die ersten drei Kilometer: Die Gans Wilden Hassianer (Boot #2 ganz rechts) werden immer wieder am Überholen gehindert

Gabriel Pracht, 27.März 2023