ADFC-Umfrage: Wie fahrradfreundlich ist Wettenberg?

298
Der Lahnradweg ist kurz vor der Gießener Stadtgrenze zu schmal.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ruft alle, die in Wettenberg mit dem Rad unterwegs sind, dazu auf, die Fahrradfreundlichkeit von Wettenberg unter www.fahrradklima-test.de zu bewerten. Anhand von vielen Einzelfragen ermittelt der ADFC zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium in diesen Tagen die Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte und Gemeinden.

 

„Sowohl für die Gemeinde Wettenberg als auch für den ADFC ist es wichtig, aus erster Hand zu erfahren, was gut läuft und wo es in Wettenberg Probleme gibt“, so der ADFC-Vorsitzende Dr. Walter Lenz. Durch mehr als 30 Fragen versucht der ADFC ein differenziertes Bild zu erlangen, wie die Radfahrenden die Situation in Wettenberg einschätzen.
Wettenberg war vor vielen Jahren Vorreiter, wenn es um die Fahrradfreundlichkeit ging: Schon früh wurden erste Einbahnstraßen für Radverkehr in Gegenrichtung geöffnet und im Gleiberger Land Radwegweiser für Touristen aufgestellt. Radwege wurden an einigen Landstraßen gebaut, insbesondere damit die Gesamtschule per Rad gut erreichbar ist. In den letzten Jahren hat der ADFC aber kaum noch Verbesserungen wahrgenommen. So gibt es viele wichtige Alltagsrouten, die abseits der Hauptstraßen auf Wirtschaftswegen verlaufen, aber immer noch nicht asphaltiert sind, obwohl Fördergelder des Landes seit Jahren bereitstehen. Bei feuchter Witterung sind diese Wege im Alltagsverkehr schlecht nutzbar. Kritisch sieht der ADFC, dass der Lahnradweg zwischen Launsbacher See und der Gießener Stadtgrenze viel zu schmal ist. Auch fehlen an vielen öffentlichen Gebäuden sichere Fahrradabstellplätze, obwohl in Wettenberg immer mehr hochwertige Pedelecs und E-Bikes genutzt werden, die besonders dringend sichere Abstellplätze benötigen. Aus Sicht des ADFC wäre es auch wünschenswert, dass die Gemeinde Wettenberg Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität in Hessen (AGNH) wird.
Der ADFC sieht aber auch positive Aspekte, wie die 30 neuen Fahrradstellplätze am Freibad sowie die Bike-&-Ride-Anlage an der Bushaltestelle Holz- und Technikmuseum in Wißmar. Auch das Radfahren in den Nebenstraßen dürfte positiv bewertet werden, da fast flächendeckend Tempo 30-Zonen ausgewiesen sind. Den ADFC freut es, dass Bürgermeister Nees im Mai angekündigt hat, dass auch am Rathaus sichere Fahrradstellplätze entstehen sollen.
Der ADFC weist darauf hin, dass Wettenberg nur dann in die bundesweite Wertung des Fahrradklimatests kommt, wenn noch mindestens 24 Personen den Online-Fragebogen ausfüllen. Die Freitext-Antworten mit wichtigen Hinweisen zur lokalen Situation am Ende des Bogens wird der ADFC auswerten und an die Gemeinde weitergeben.

Weltweit größte Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wird in diesem Jahr zum zehnten Mal durchgeführt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert den Fahrradklima-Test aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans. Beim letzten Test im Jahr 2020 nahmen bundesweit 230.000 Menschen teil, so dass 1.024 Städte in die Endauswertung kamen.
Der ADFC Gießen ermuntert daher insbesondere die Radfahrenden aus den ländlichen Kommunen, sich an der Umfrage zu beteiligen, damit ihre Gemeinde in das bundesweite Ranking aufgenommen wird. Für Buseck, Gießen und Linden wurde die notwendige Mindestteilnahmezahl bereits erreicht.

So kann man mitmachen

Mitmachen können alle, die gelegentlich oder regelmäßig mit dem Fahrrad fahren. Den Fragebogen kann man auf www.fahrradklima-test.de online ausfüllen. Der Zeitaufwand beträgt zehn bis fünfzehn Minuten. In diesem Jahr werden auch spezielle Fragen zum Radfahren im ländlichen Raum gestellt. Die Umfrage läuft bis zum 30. November 2022. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt.

1 Kommentar

  1. Erst mal finde ich es gut, dass der ADFC diesem Thema widmet. Allerdings kann ich das Lob für den Radweg zur Gesamtschule nicht nachvollziehen. Gerade auf diesem Radweg befinden sich außerorts im Kreuzungsbereich der Landstraße Krofdorf-Wißmar zur Gesamtschule völlig ungesicherte Überquerungen – hier muss der von Wißmar kommende Radfahrer einen Feldweg, die Landstraße und die Straße zur Schule überqueren, dass hier noch kein tödlicher Unfall passiert ist, ist reine Glücksache.
    Kein einziger der Straßen begleitenden Radwege entspricht den Mindestanforderungen der jeweils gültigen Richtlinien, alle sind zu schmal, haben zusätzlich noch Engstellen, vermeidbare Verschwenkungen mit Kurvenradien, die selbst mit einem wendigen Fahrrad (Rennrad) nicht zu bewältigen sind ohne den Gegenverkehr zu gefährden. Alle diese Radwege werden einseitig als kombinierte Rad- Gehwege geführt, enden am Ortseingang, die dann erforderlichen Überquerungen der Straße sind vollkommen ungesichert: keine Fahrbahnmarkierung, kein Hinweisschild für den Straßenverkehr.
    Dass Wettenberg nicht die Fahrrad unfreundlichste Gemeinde der Region ist, hat sie eher der starken Konkurrenz der Nachbargemeinden als eigener Leistung zu verdanken – immerhin gibt es bei uns keinen Rewe Markt, wo man den vom Parkplatz ausfahrenden Autos Vorfahrt gegenüber dem Radverkehr einräumt, bei uns ist es nur der Feldweg südlich vom Krofdorfer Viadukt.