Holzheim – Martin Luther: „Das Evangelium kann nicht ohne Humor gepredigt werden.“
Das war am Sonntagnachmittag in der evangelischen Kirche im Pohlheimer Stadtteil Holzheim die Leitlinie des besonderen Gottesdienstes zur Feier des Reformationsfestes.
Die Feier stand unter dem Motto „Dem Volk auf’s Maul geschaut“ und wurde von Prädikant Karl-Heinz Klee und Klaus Werner gestaltet.
Die Besucher amüsierten sich schon zu Beginn über die Auseinandersetzungen der „Küsterinnen“ Annemarie aus der lutherisch reformierten Gemeinde Fauerbach mit ihrer Holzheimer Kollegin Kristin über die Anordnung der Devotionalien auf dem Altar.
In der lutherischen Kirche steht ein Kreuz während des Gottesdienstes auf dem Altar, das Annemarie extra mitgebracht hatte. Auf dem Altar, der nach Zwingli reformierten Kirchengemeinde in Holzheim „hat das nichts verloren“ betonte Kristin. Annemarie setzte sich durch und stellte das Kreuz auf den Altar.
Als Annemarie dann zusätzlich noch eine „Lutherbüste“ neben dem Kreuz aufstellte, ging das Kristin entschieden zu weit und so landete die Lutherbüste nach verschiedenen Platzierungen um den Altar, letztendlich in einem Blumenständer neben dem Altar.
Dies zeigte deutliche Unterschiede zwischen einer nach Luther reformierten und einer nach Zwingli reformierten Kirchengemeinde. Gelächter im Publikum war ein Beleg für den Humor dieser Szene und den Text im oberhessischen Platt.
Es folgte Klaus Werner aus Fauerbach mit lauten „Hammerschlägen“, typisch „gewandet“ in der Rolle des Dr. Martin Luther, der seine 95 Thesen an eine Säule in der Kirche hämmerte.
Mit lauter, vorwurfsvoller Stimme prangerte er die Geldgeschäfte der katholischen Kirche vor Jahrhunderten an, die damals mit dem bekannten Spruch angepriesen wurden:
“Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt.“
Luther machte dann aber Mut mit seiner Hoffnung auf eine gute Zukunft und sprach: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Und allen missmutigen, schlecht gelaunten Menschen gab Luther mit auf den Weg und verabschiedete sich:
„Aus einem traurigen Arsch kommt niemals ein fröhlicher Furz.“
Es folgte nach Applaus für „Luther“, die Predigt von Prädikant Karl-Heinz Klee in original Holzheimer Platt.
Prädikant Klee „woar fruh, doass so vaile Leud zumm Goddesdienst en die Kirch gekomme seu“. Er interpretierte den Psalm 121 und meinte: “Aich suchhe Godd ean de Nadur.” Er erzählte „vom Jesus unn den junge Kerlle, med dene de Jesus innerwegs woar. Domit fing joh alles oh.“
Mit der Fürbitte und dem Schlusslied endete der besondere Gottesdienst, der an der Orgel von Patrick Dörhöfer wunderbar begleitet wurde.
Der freundlichen Einladung zum anschließenden Sektempfang im Gemeindehaus neben der Kirche folgten die meisten Besucher und ließen diesen abwechslungsreichen Gottesdienst gemütlich mit guten Gesprächen, einem Gläschen Perlwein und Knabbergebäck ausklingen.
Wer sich im nach hinein die Videoaufzeichnung des Mundartgottesdienstes anschauen möchte, findet den Film auf dem You Tube-Kanal der Evangelischen Kirchengemeinde Holzheim-Dorf-Güll im Internet.
Zum ansehen des Gottesdienstes hier der Link: