2023 werden 37.000 KiTa Plätze in Hessen fehlen!

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Es fehlen fast überall KiTa Plätze, doch das Land und die Kommunen tun zu wenig!

Laut Bertelsmannstiftung fehlen im Jahr 2023 alleine in Hessen 37.000 KiTa Plätze. Besonders groß ist das Problem bei Kindern die Integrationsbedarf haben. Seit 2013 gibt es im Sinne von § 24 SGB VIII einen Rechtsanspruch auf einen KiTa Platz.
Das Land Hessen finanziert einen erheblichen Teil der Kindergartenplätze. Eine ganz grobe Rechnung: 37.000 Plätze, 10 Kinder je Erzieher*in, 3000€ Brutto Gehalt mal 12 Monate. Das macht eine Ersparnis für das Land Hessen, von ~130 Millionen € im Jahr. Verwaltungs-, Betriebs- und Baukosten mal ganz weggelassen. Eine hübsche Summe die Hessen, aber auch die Kommunen einsparen.
Das Land, Städte und Gemeinden haben jedoch keine Konsequenzen zu erwarten. Sie legen sie sich nicht ausreichend ins Zeug, um diesen Missstand zu beseitigen. Dieser Missstand fußt auf verschiedenen Problemen, doch wird nicht einmal halbherzig etwas dagegen getan.

Ich habe mich ein wenig mit Leuten vom Fach unterhalten. Es folgen ein paar prägnante Probleme:

  • Der Betreuungsschlüssel ist zu klein, beziehungsweise falsch angesetzt. Erzieher*innen werden häufig verheizt. Auf dem Papier ist zwar genug Personal verfügbar, aber praktisch passt das selten. Doch selbst die Zahl auf dem Papier unterliegt mehr finanziellen Zwängen, als praktischen Notwendigkeiten. Es ist oft zu wenig Personal anwesend, um dem pädagogischen Anspruch gerecht zu werden, der an die Erzieher*innen gestellt wird und sie an sich selbst stellen. Sie müssen sich immer wieder um mehr Kinder gleichzeitig kümmern als gut ist, als erlaubt ist, was auch an die eigene Substanz geht. Zustände in einer Kita, dass deutlich zu wenig Personal anwesend ist, haben in der Praxis ebenfalls keine Konsequenzen für die Betreiber bzw. Gemeinden.
  • Die Rechtslage ist für die Erzieher*innen mitunter schwierig, da sie sich in bestimmten Situationen, auch aufgrund von Personalmangel, in rechtlichen Grauzonen bewegen, um dies einmal vorsichtig auszudrücken. Außerdem gibt es im Umgang mit den Kindern einige rechtliche Regelungen, die es den Erzieher*innen erschweren, ihren Job zu machen.
  • Ausgebildete Erzieher*innen haben eine Qualifikation, die Handverksmeister*innen / Bachelors und Verwaltungsfachwirt*innen gleichgestellt ist. Doch ein*e Verwaltungsfachwirt*in verdient von vorne herein 200-300€ im Monat mehr und hat gute Aufstiegschancen. Ein*e Erzieher*in? Die wenigsten haben eine realistische Chance auf einen Aufstieg, ohne sich weiterzubilden, also zu studieren, obwohl sie wörtlich genommen “Meister ihres Fachs“ sind.
  • Meines Erachtens steht KiTa Mitarbeiter*innen auch eine Gefahrenzulage zu, da sie regelmäßig mit irgendwelchen Infektionskrankheiten konfrontiert werden. Obendrein sind auch Kopfläuse und die Krätze ein Thema, vor dem auch Erzieher*innen nicht gefeit sind. Zuguterletzt bringen so manche völlig beknackten Eltern die KiTa Mitarbeiter*innen zur Verzweiflung. Außerdem kommt es vor, dass KiTa Leitungen die nie für ihre Personalführungsaufgabe qualifiziert wurden, eine Gefahr für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen darstellen.

Diese Probleme sprechen sich herum, so dass viel weniger Menschen diesen Beruf erlernen oder darin weiter arbeiten möchten, als benötigt werden. Wie in anderen überlasteten Branchen, wechseln sie den Beruf komplett und fehlen an dieser Stelle.

Was tun Städte und Kommunen dagegen? Sie schreiben regelmäßig Stellen aus. Außerdem gab es einmal eine halbherzige Qualifizierungsoffensive, die erwartungsgemäß wenig fruchtete.

Wenn man die zuständigen Mitarbeiter*innen der Gemeinden dann mit dem Rechtsanspruch konfrontiert, kommt fast immer: „Es gibt nicht genug Bewerber*innen“ oder „Wir schreiben regelmäßig Stellen aus“ oder „Wir sind wirklich bemüht…“. Fertig Ende… Die Mitarbeiter*innen der Jugendämter trifft keine Schuld, sie müssen den Mangel verwalten. Damit ist die Gemeinde fein raus, sie tut vermeintlich ihr Bestes. Die paar Eltern die konsequent dagegen vorgehen, die fallen finanziell nicht ins Gewicht.

Auch Eltern die alleinerziehend oder beide voll berufstätig sind und mitunter sein müssen, haben große Probleme mit dem System. Aus Personalnot wird oft nur die Basisbetreuung angeboten, die für voll berufstätige meist zu kurz ist. Es entsteht also auch wirtschaftlicher Schaden. OK: Die Diskussion, ob es für das Kind gut ist, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten gehen, wäre ebenfalls einen Artikel Wert, aber soll hier nicht weiter Thema sein.

Letztendlich geschieht das alles auf Kosten unserer Kinder und Enkel und gegen geltendes Recht. So weit sind wir in Deutschland: Eine Gasumlage für Konzerne kommt als Idee, aber eine Idee wie alle kleinen Kinder dieses Landes sinnvoll gefördert und betreut werden können? Offensichtlich besteht politisch kein Interesse daran. Ein dickes und vergiftetes DANKE, an unser Hessen Schwarz-Grün! Außerdem die Bitte an Städte und Gemeinden, dass Sie sich gemeinsam auf die Hinterfüße stellen, um landesweit die erforderlichen Verbesserungen zu erwirken. Tun Sie dies nicht, machen Sie sich mitschuldig!