Der Mosel Camino – Pilgern auf dem Jakobsweg

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Der Mosel-Camino ist der Teil der deutschen Jakobswege, der im Anschluss an den Lahn-Camino folgt. Dieser führt vom Wetzlarer Dom zumeist auf den Höhen des Lahntales bis zur Hospitalkapelle St. Jakobus in Oberlahnstein. Somit bietet sich die Kapelle als Start für den Mosel-Camino an. Der Mosel-Camino beginnt offiziell zu Füßen des Schloss Stolzenfels, also zunächst auf der linksrheinischen Seite und geht dann bis Trier. Schon der Beginn der Route mit dem Anstieg nach Waldesch, dem Tor zum Hunsrück, zeigt, dass die Route durchaus anspruchsvoll ist.

Viele Hinweisschilder mit der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund sowie gelbe Pfeile leiten die Pilger auf der rund 160 km langen und abwechslungsreichen Strecke. Die zusammenlaufenden Rippen der Muschel dienen als eine Art symbolischer Pfeil, der die Richtung aufzeigt. Einsame Wege – gerade in Höhenlagen – wechseln sich mit touristisch geprägten Orten insbesondere am Moselufer ab; traditionelle Wallfahrtsorte wie Klosterkirchen und Kapellen mit romantischen Weindörfern. Wer das Pilgern nicht auch zum Fasten nutzt, sollte sich die eine oder andere Weinprobe nicht entgehen lassen.

Der erste Höhepunkt der Route befindet sich an der Dreifaltigkeitskirche auf dem Bleidenberg oberhalb von Alken. Hier hat der Pilger einen sensationellen Ausblick auf die Burg Thurant und in das weite Moseltal. Im Mittelalter teilten sich die Erzbistümer Trier und Köln die Burg und jede Hälfte besaß deshalb einen eigenen Bergfried. Beide Türme sind bis heute erhalten. Auf der andere Moselseite oberhalb von Müden befindet sich die weltbekannte Burg Eltz. Die Älteren und Vermögenden unter uns kennen die Burg noch vom 500-DM-Schein. Neben den kulturellen Stationen hat der Weg aber auch seine spirituellen Orte, wie das fast schon mystisch wirkende Kloster Engelport oberhalb von Beilstein. Kloster Engelport ist seit 800 Jahren ein Zentrum des geistlichen Lebens im Hunsrück und Moselland.

Die Marienburg oberhalb von Bullay, ein weiterer ausgewiesener Höhepunkt der Route, kann auch wegen für Pilger verschlossenen Türen zurzeit nicht begeistern. Mit Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues liegen zwei der bekanntesten Moselorte ebenfalls auf der Strecke. Danach sehnt sich der Pilger wieder nach der Einsamkeit der Höhenlagen, die sich in Monzel mit seiner St. Nikolauskirche wiederfindet. Auch der Weg von dort nach Klausen, der neben St. Matthias in Trier wohl wichtigsten Wallfahrtsstätte in der Region, ist insbesondere direkt nach dem Sonnenaufgang ein Ort der Ruhe. Die Reise findet ihr Ende in der Benediktinerabtei St. Matthias im Süden von Trier. Die Kirche mit ihrer mächtigen Baumasse und dem markanten Westbau bildet das Zentrum der gesamten Anlage und beherbergt das Grab des Apostels Matthias, das dem Ort den Namen gab. Ab hier führt der weitere Jakobsweg, dessen Ziel das spanische Santiago de Compostela ist, zunächst Richtung der französischen Stadt Metz.

Ein paar Tipps zum Abschluss: Der Pilger sollte auf jeden Fall immer genug zu trinken mithaben, denn die Infrastruktur ist abseits der touristischen Punkte oft ausgedünnt. Viele Orte haben keine Läden mehr. Ferner empfiehlt es sich – auch aus Kostengründen – Übernachtungen leicht abseits der Routen so wie das Hotel Sewenig in Müden oder mittendrin in einer vorgeschlagenen Route so wie das Hotel Loosen in Enkirch zu suchen. „Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg, der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind“, wusste bereits der vor 100 Jahren verstorbene Erfinder Alexander Graham Bell.