Lesehalbzeit November 2021

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Funkenmord“ von Volker Klüpfel u. Michael Kobr. – Kommissar Kluftinger will einen 30 Jahre alten Fall aufklären, den Mord an einer jungen Lehrerin. Er ist ist überzeugt davon, dass er sich damals vorschnell auf einen Täter festgelegt hatte. Daneben muss er sich auch noch um den Haushalt kümmern, da Gattin Erika erkrankt ist. Die Funktion der Waschmaschine bereitet ihm fast mehr Schwierigkeiten als die Mördersuche und der vertretungsweise Besuch einer Thermomix-Party bei Erzfeind Dr. Langhammer endet anders als von Klufti gewünscht. Wie gewohnt unterhaltsame Lektüre.

Der schwarze Winter“ von Clara Lindemann (Pseudonym der Thriller-Autorin Janet Clark). – Zwei Schwestern, Flüchtlinge aus Danzig, die zunächst auf einem Bauernhof als Erntehelferinnen untergebracht wurden, schlagen sich nach Übergriffen des Landwirts durch ins zerbombte Hamburg. Dort finden sie bald Freunde, die sie unterstützen. Aber im kältesten Winter des Jahrhunderts, 1946/47, ist das Überleben sehr schwer. Zudem können sie nicht jedem, der ihnen scheinbar freundlich begegnet, auch wirklich vertrauen. Eindrucksvoll beschriebene Erlebnisse von Frauen während der Nachkriegszeit.

Abels Auferstehung“ von Thomas Ziebula. – Fortsetzung von „Der rote Judas“, die nahtlos anschließt. Leipzig 1920: Kommissar Paul Stainer leidet unter dem gewaltsamen Tod seiner Ehefrau. Die Ermordung eines gerade heimgekehrten Soldaten lenkt ihn von düsteren Gedanken ab und führt ihn ins Milieu schlagender Studentenverbindungen sowie radikaler Rechter. In Basel wird ein Toter im Rhein gefunden und nicht nur die Journalistin Marlene Wagner vermutet einen Zusammenhang der beiden Fälle. Ein wahres Highlight unter den vielen historischen Kriminalromanen. Hervorragend recherchiert und geschrieben. Ich bin schon sehr gespannt auf Teil 3, der im März 2022 erscheinen wird.

42 Grad“ von Wolf Harlander. – Europa erlebt eine Hitzewelle gigantischen Ausmaßes. Dürre, Trockenheit, Waldbrände. Seen und Flüsse trocknen aus, Menschen sterben. Der Kampf um das begehrteste Gut, Wasser, fordert nach und nach immer mehr Todesopfer. Und dann gibt es da auch noch Leute, die die Notsituation der anderen gnadenlos ausnutzen. Ein Roman mit einem erschreckenden Szenario, der auch ohne die bombenden Terroristen funktioniert hätte. Vielleicht ein bisschen „too much“.

Leuchtende Tage“ von Astrid Ruppert. – Lisette Winter, geboren 1888, verlässt im Jahr 1906 bei Nacht und Nebel ihr strenges Elternhaus in Wiesbaden, um der von der Mutter geplanten Ehe mit einem Baron zu entgehen und um mit ihrem Geliebten, einem jungen Schneider, ein Leben ohne Zwänge zu führen. Und um Kleider zu kreieren im Stil der Reformmode. Es ist der beeindruckende und mitreißende erste Teil einer Trilogie über die Frauen der Familie Winter. Ich bleibe dran.