Ultra Trail Lamer Winkel – Der König vom Bayerwald 2021 ist gekürt

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Der Dynafit U. Trail Lamer Winkel ist Geschichte und er wurde auch in der 4. Auflage zu einer grandiosen Wettkampfveranstaltung.

Im Tal ist es “warm” – oben wird’s frischer.

Ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch bildet am 9. Oktober die Kulisse für den perfekten Trailtag. Wie bei den Austragungen zuvor glänzt die Veranstaltung durch familiäre Atmosphäre sowie der Leidenschaft und Freundlichkeit der über 200 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Dass die Strecken des König vom Bayerwald und seinem „kleinen Bruder“, dem „Osser-Riesen“, zu den schönsten Trails in Deutschland gehören, wissen die Mitstreiter des Organisationsteams „Gamsbock“ um Max Hochholzer schon lange und auch die Athleten zeigen sich durchweg begeistert. Im Startbereich ist am Samstag bei Sonnenaufgang viel Lob für den U.TLW zu hören.

Letzte Vorbereitungen vor der Startaufstellung.

Bereits ab 6 Uhr herrscht zunehmender Betrieb auf dem Sportgelände in Lam / Bayer. Wald. Raureif liegt auf dem Rasen des Sportplatzes und hinter dem Osser steigt langsam die Sonne empor. Nach der Begrüßung durch den Lamer Bürgermeister tönt „Conquest of Paradise“ aus den Lautsprechern und es entsteht ein erster Gänsehautmoment, dem an diesem besonderen Tag einige folgen sollten.

Ein erster Gänsehautmoment – und nicht wegen der Kälte.

Ausfälle gibt es schon vor dem Start, denn von den 418 gemeldeten Läuferinnen und Läufer des „Großen“ stehen lediglich 317 erwartungsvoll hinter der Startlinie. Die schon fast winterlichen Temperaturen, die auf den Gipfeln der Tausender noch niedriger sind, haben wohl einige abgeschreckt. Aufgrund der jeweils selbst geschätzten Zielzeit, reihe ich mich im fünften und letzten Startblock ein. Fast das gesamte Startfeld befindet sich vor mir, aufgrund der Kälte dampft jeder Atemzug der über dreihundert Menschen, ein imposanter Eindruck.

Der Startschuss – unüberhörbar

Böllerschützen geben mit einem ohrenbetäubenden Knall den Startschuss und die Thürnsteiner Blaskappelle führt auf den ersten 25 Metern die Schaar der Berglaufbegeisterten an, die sich zuerst gehend und danach im Laufschritt auf den Weg machen.

Zünftig gibt die Kappelle den Takt vor

Nach einem kurzen Straßenabschnitt geht es durch Wald- und Wiesenabschnitte hinauf aufs „Eck“ (843 m ü.N.N.) mit Verpflegungsstation und gleichzeitig auch Zeitkontrolle (V1/K1). Gut 350 Höhenmeter sind geschafft und dies bereits auf den ersten acht Streckenkilometern. Diesen Wertungspunkt habe ich in 1:24:17 Stunden erreicht und damit das Limit der Cut-Off-Zeit erfüllt. Schnell den rechten Schuh ausziehen, einen quälenden Stein daraus entfernen und eine halbe Banane mitnehmen, die auf den nächsten Metern verspeist wird. Hier heißt es auftanken, denn das bevorstehende Teilstück bis V2 wird der längste, härteste und technisch anspruchsvollste Abschnitt dieses Rennens. Durchhalten bis zu Verpflegungsstation 2 ist angesagt.

Noch liegen die Tausender vor uns…

…daher ist die Bank nur zum “Anschauen”

Auf diesen 15 Kilometern geht es auf überwiegend sehr schwierigen Trails über einen der schönsten Höhenzüge des Bayerischen Waldes, entlang des Goldsteiges über 10 Tausender zum Gipfel des Großen Arber auf 1456 m. Doch bevor dieser in Sichtweite kommt, gilt es unter anderen den Mühlriegel (1080 m), Ödriegel (1156 m), Schwarzeck (1235 m), Heugstatt (1262 m), Enzian (1287 m) und Kleinen Arber (1384 m) zu erklimmen. Die Höhenangaben lassen den trügerischen Schluss zu, dass es sich um einen stetigen, leichten Anstieg handelt. Doch weit gefehlt. Nach jedem Tausender geht es wieder steil bergab um bei nächsten Tausender erneut den vollen Genuß des Aufstieges zu haben.

 

Da hoch … und mehrere dieser Anstiege werden folgen…

Die Natur in voller Pracht genießen

Das Wetter ist optimal. Blauer Himmel, Sonnenschein und hier oben so um die 10 Grad. Der Wind hält sich in Grenzen und so kann ich ab und zu mal einen Blick ins wunderschöne Tal und auf den gegenüber liegenden Höhenzug, das „Künische Gebirge“, werfen – und genießen. Doch das alles muss im Laufschritt erfolgen.

Blick ins Tal

Die Strecke hat ihre Tücken denn beim jeweiligen Aufstieg als auch beim jeweiligen Abstieg verlangen die Felsen ein Höchstmaß an Trittsicherheit. Und diese Tücken fordern hier Ihren ersten Tribut: Von den Männern müssen auf diesem Streckenabschnitt sechs Läufer aufgeben, davon alleine drei aus der Altersklasse M30. Von den 47 gestarteten Damen wird eine zur Aufgabe gezwungen.

 

Querfeldein

Kurz nach dem Arbergipfel befindet sich bei KM 24,4 auf Höhe von 1456 m die zweite Verpflegungsstelle V2.

 

Auf dem Arber angekommen – Zwischenziel

Verpflegungsstation 2 (V2)

Nun geht es 700 Höhenmeter am Stück hinab, am Kleinen Arbersee entlang, nochmals abwärts zur Reischbrücke und von dort aus wieder nach oben zum Langlaufzentrum Scheiben (1050 m), wo die nächste Verpflegungsstelle und Zeitkontrolle (KM 37; V3/K2) auf die Teilnehmer wartet

Blick zurück vom “Kleinen Arbersee” hinauf auf den Arber.

Steiniger “Downhill” – der bremst mich

Aufgrund von Knieproblemen, die ich den felsigen und teils stark abschüssigen 700 Höhenmetern zuschreibe, muss ich mein Tempo drosseln und erreiche so die Cut-Off-Zeit von sieben Stunden nach 37 Kilometer nicht.

 

Wenn der Schmerz kommt, lächle ihn an

Hätte ich in der Zeit gelegen, hätte ich mir den Anstieg zum Zwercheck (1333 m) über stark verwurzelte und verblockte Trails noch zugetraut. Jedoch hätten meine Knie den darauf folgenden Abstieg zur Forststraße nicht mehr mit gemacht.

 

Der „König vom Bayerwald“ ist hier für mich zu Ende. Anstatt Enttäuschung zu spüren, bin ich froh, bis hier hin gekommen zu sein und nicht bereits vorher die Segel streichen zu müssen. Nochmal gut gestärkt angesichts der zurückliegenden Strapazen glänzt auch hier das Organisationsteam des Veranstalters mit einem einzigartigen Service: Ein Pendelbus bringt mich zum Ausgangspunkt.

Bei den Männern ist das Rennen über die 54 Kilometer und 2600 Höhenmeter trotz starker nationaler Konkurrenz eine Sache der Lokalmatadoren. So erfüllt sich der Viechtacher Thomas Wanninger (Team xc-run.de) einen Lebenstraum und holt sich die Krone beim “König vom Bayerwald” in 5:07 Stunden. Nur fünf Minuten später folgt Wolfgang Hochholzer (5:12 Stunden) vom Team Gamsbock. Der Lamer und zugleich Streckenbauer des “U.TLW” meistert den schwierigen Spagat zwischen Renn-Organisation und Wettkampf mit Bravour und sicherte sich im Schlussdownhill den 2. Platz vor Dynafit-Athlet André Purschke (5:16 Stunden).

Die Sieger der Männer

Die vierte Austragung des U.TLW bietet auf der Königsdistanz das wohl stärkste Frauenfeld seiner Geschichte: Nach hartem Kampf setzt sich Johanna Hiemer (5:59 Stunden, Team Dynafit) gegen Kim Schreiber (Adidas Terrex, 6:04 Stunden) durch. Die Lohbergerin Sabine Wurmsam (Team xc-run.de) lief nach 6:16 Stunden auf Rang drei.