Zu wenig bezahlbare Wohnungen? Eine andere Perspektive…

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Wir lesen oder hören immer wieder, dass es in Gießen an bezahlbaren Wohnungen fehlt.

Dies liegt nicht nur an der Nachfrage, dem Wohnungsbestand oder an geldgierigen Vermieter*innen. Als Vermieter der bewusst unter dem Durchschnitt der Mieten bleiben will, habe ich eine problembehaftete Wahrnehmung.

Zunächst das Finanzamt: Unser Steuerrecht besteuert eingenommene Mieten recht deutlich. Wenn man nicht steuerlich trickst, bleiben bestenfalls 60% der Kaltmiete hängen. Dann ist es normal auch Nebenkosten zu erheben, um Kosten rund um die Wohnung für die Vermieter abzudecken. Selbst diese Kosten die faktisch entstehen, es sei denn dieser werden künstlich hoch gerechnet, müssen versteuert werden. Um als Vermieter*in auf seine Kosten zu kommen, muss man also genau genommen irgendwie unlauter werden. Ich für meinen Teil berechne fair und lege dabei drauf. Ja es ist möglich beim Einkommenssteuerausgleich etwas wieder rein zu holen. Aber auch das ist aufwändig oder kostet Geld beim Steuerberater.

Mieter*innenrechte: Mieter*innen dürfen kein Freiwild von Vermieter*innen zu sein. Das hat jedoch zur Konsequenz, wenn die Mietpartei sich unfair oder schlimmer verhält, hat die vermietende Partei ein echtes Problem. Gefühlt haben Mieter*innen mehr Rechte als Vermieter*innen. Selbst wenn Miete eine Weile nicht gezahlt wird, diese Menschen raus zu bekommen? Das kann zum Problem werden!

Risiko: Was selbstverständlich ist, dass die Mietpartei ein Anrecht darauf hat, dass bestimmte Reparaturen in ggf. kürzester Zeit durchgeführt werden. So weit so gut. Dies gilt aber auch, wenn ich als Vermieter unterwegs bis, sei es Urlaub, beruflich oder ggf. im Krankenhaus, wie auch immer. Also muss gewährleistet sein, dass auch dann etwas passieren kann. Dies kostet entweder Gefallen bei befreundeten Menschen oder bares Geld, z.B. durch eine Hausverwaltung. Wenn dann die Mietpartei noch unangemessen mit der Wohnung umgeht, kann es teuer werden, was ggf. auch eine Kaution nicht heilen kann. Es kann schnell zum Drauflegegeschäft werden.

Hat die/der Vermieter*in noch Pech, dass die Mieter*innen sich unfreundlich verhalten, sehr laut sind oder ihren vereinbarten Pflichten nicht nachkommen, wird es wirklich blöd.

Fazit: Sicherlich gibt es noch weitere Unwägbarkeiten aber es sollte klarstellen, wie sich die Probleme darstellen. Auch ist mir klar, dass auch Mieter*innen teilweise Probleme haben. Doch will ich hier darstellen, dass die Motivation günstig zu vermieten nicht sonderlich groß ist. Ich weiß von 3 Wohnungen in Gießen und Umgebung, die aus besagten Gründen leer stehen. Es lohnt nicht so richtig zu vermieten, es sei denn man vermietet teuer oder mehrere Wohnungen.

Zum Glück haben wir im Moment einen Mieter, der gut passt. Hoffentlich passt dies auch weiterhin, solange wir noch vermieten…