Die Toten von Katar

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Als ich heute hörte, dass 61 Prozent der Fußballfreunde gegen die Teilnahme bei der WM in Katar sind, dachte ich so bei mir, da haben sich Menschen endlich einmal Gedanken gemacht.

Vor Jahren machte ich in dem alten Format der Gießener Zeitung die WM in Katar zum Thema, gab es kaum, das der erste Spatenstich erfolgt war, schon Tote. Die Kommentare meiner damaligen Berichte spiegelten wieder, was wohl die Verantwortlichen auch dachten, es geht um Sport, der Ball muss rollen. Auch war es ein offenes Geheimnis, welches sich bis heute hält, dass bei der Vergabe viele Millionen Bestechungsgelder geflossen sein sollen. Arbeiter, keinerlei Rechte, hausen in menschenverachtenden Unterkünften, erzählten damals Reportern, ihnen sei der Pass abgenommen worden, sie könnten nicht so einfach in ihre Heimat zurück. Nahrung bekämen sie nicht ausreichend, weshalb auch Arbeiter wegen Schwächeanfällen von Baugerüsten stürzten und den Tod fanden. Zurück von einem Besuch aus Katar soll der „Kaiser“ Franz Beckenbauer auf Befragen gesagt haben, er habe keine unterernährten Menschen und keine Sklaven auf der Baustelle gesehen.

Damals wie heute sage ich, dass Fundamente Gräber sind, nicht selten wird da auf einem Friedhof gespielt werden. Seit der Vergabe war bekannt, das in Katar Menschenrechten nicht existieren, Arbeitsschutz dort ein Fremdwort ist, insgesamt 6500 Menschen bis heute auf der Baustelle ihr Leben verloren.  Vom 21. November bis zum 18. Dezember 2022 soll dort der Ball rollen, die Verantwortlichen mit Stolz geschwellter Brust in den Reihen sitzen.

Hätten die 61 % der Befragten nicht früher, gleich am Anfang, als die negativen Berichte durch die Medien gingen ihre Stimme erheben sollen ? Werden die Millionäre aus dem deutschen Kader 2022 antreten, oder schließen sie sich den 61 % ihrer  Landsleute an ?

Meine nicht lautlose Stimme hörte man leider nicht an der richtigen Stelle, konnten die Ohren der Verantwortlichen nicht erreichen.

Christine Stapf
Seit 1972 in Gießen. Fotografiere, rolle mit meinem Rollstuhl gerne durch die Wälder, die Natur. Dort macht man die besten Aufnahmen. Seit 2011 Bürgerreporterin bei der GZ.