Das Elefantenklo, ein Prachtbau ?

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1968 wurde es eröffnet, das Elefantenklo, eine Fußgängerüberführung. Die Betonung liegt bei Fußgänger, da sie nur von diesem Personenkreis 24 Stunden täglich genutzt werden kann. Gedanken über Menschen, welche weder Treppe noch Rolltreppe nutzen können, machte ich keiner, wäre sonst so eine unsinnige Lösung zum Nachteil derer, die einen Aufzug benötigen erfolgt ? Nicht selten habe ich, auch bei dem alten Format der Gießener Zeitung thematisiert, dass wer als Mensch mit Handicap vom Seltersweg zur Frankfurter Straße möchte, einen größeren Umweg in Kauf nehmen muss, da der Aufzug nur zu Öffnungszeiten des Kaufhauses Karstadt genutzt werden kann. Hatte man auf der anderen Seite bei einem Facharzt oder der Physiotherapiepraxis einen Termin vor Öffnung oder nach der Schließung des Kaufhauses, einen Termin, oder wollte aus ganz anderen Gründen auf die andere Seite, musste mehr Zeit einkalkuliert werden. Nicht selten sah man wie sich ältere Menschen die Treppe hoch schleppten, die Begleitperson den Rollator trug. Wie es Menschen mit einem Kinderwagen bewerkstelligt haben, kann man sich auch vorstellen.
In Coronazeiten fühlt man sich als Rollstuhlfahrer noch mehr ausgebremst, war im Lockdown das Kaufhaus häufig geschlossen.
Das Gießen keine barrierefreie Stadt ist, hatte ich als Betroffene schon häufiger zum Thema gemacht. Gerne weise ich auf die UN Behindertenrechtskonvention hin (trat 2009 in Deutschland in Kraft), da heißt es in Artikel 9 „Zugänglichkeit“, dass es Menschen mit Behinderungen möglich gemacht werden muss, ein selbstständiges Leben zu führen, was folgendes beinhaltet: Zugang zu öffentlichen Gebäuden, Straßen, Transportmittel sowie andere Einrichtungen in Gebäuden und im Freien, einschließlich Schulen.
Ein öffentliches Gebäude ist das Elefantenklo und auch die Villa Leutert, welches bis zum heutigen Tage für Menschen mit Handicap nicht zugänglich ist. Rechts von der Treppe der Villa findet man eine kleine Säule mit Klingelknopf. Bedient man den Knopf erscheint nach einer Wartezeit ein Mensch oben an der Tür, welcher sich nicht die Arbeit macht zu einem zu kommen um zu fragen was man möchte, sondern von oben ruft. Da hat man schon das Gefühl ein Hausierer zu sein. Was die Villa betrifft, wird sich gerne hinter dem Denkmalschutz versteckt, was ich nicht nachvollziehen kann, machen es andere Städte mit Altstädten möglich, dass JEDER ein Haus besuchen kann.
Zurück zur Überschrift, ausgebremst, man ist nicht behindert, man wird behindert.
Solange die Verantwortlichen nicht umdenken wird das mit einem selbstständigen Leben so schnell nichts werden, und der Weg zu seinem Ziel ist um ein vielfaches weiter als das des Fußgängers.

In anderen Städten gibt es Vereine und Organisationen, welche Themen die zum Nachteil behinderter  Menschen führen in Angriff nehmen. Was Gießen betrifft, habe ich in der Vergangenheit nur davon gehört, dass auf dem Friedhof das Toilettenproblem gelöst wurde.

In der Vergangenheit und auch heute mache ich mich wieder unbeliebt, da ich gerne auf Missstände aufmerksam mache, wie zum Beispiel auch über die Toten von Katar, oder auch zum Thema Obdachlosigkeit. Auch solche Themen müssen regelmäßig einen Platz auf dieser Plattform finden, betreffen sie Menschen unserer Gesellschaft.

Christine Stapf
Seit 1972 in Gießen. Fotografiere, rolle mit meinem Rollstuhl gerne durch die Wälder, die Natur. Dort macht man die besten Aufnahmen. Seit 2011 Bürgerreporterin bei der GZ.