Gelesen im April 2021

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Einige etwas ältere Romane, darunter 2 Autorinnen, die ich noch nicht kannte, aber auf jeden Fall weiter lesen werde, und ein paar neue Titel:

Das Ritual der Rache“ von Andrea Camilleri, erschienen 2012. – Commissario Montalbano hadert mit dem Älterwerden und ermittelt in einem Fall, der ihn an den Verrat des Judas in der Bibel erinnert. Zudem verhält sich einer seiner Kollegen sehr merkwürdig. Ein wie gewohnt unterhaltsamer Ausflug nach Sizilien.

Das goldene Ei“ von Donna Leon, erschienen 2014. – Guido Brunetti untersucht auf Wunsch seiner Gattin Paola den Tod eines 40jährigen taubstummen Mannes, den es eigentlich gar nicht zu geben scheint. Eine sehr traurige Geschichte und mehr gesellschaftskritischer Familienroman als Krimi.

Leo Berlin“ von Susanne Goga, erschienen 2005. – Der sympathische Kommissar Leo Wechsler, Witwer mit 2 Kindern, umsorgt von seiner Schwester Ilse, löst im Berlin der 1920er Jahre seine Fälle. Die sogenannten „Goldenen Zwanziger“ waren so golden gar nicht, den wenigsten Zeitgenossen ging es wirklich gut. Es herrschte Inflation, die Menschen hungerten und gefährliche Krankheiten grassierten. Diese Atmosphäre wird von Goga gut wiedergegeben. Obwohl man die Identität eines Mörders schon früh kennt, bleibt die Geschichte spannend. Ich bleibe dran an dieser Serie. Teil 2 und 3 liegen schon bereit.

Sonntags Tod von Carla Berling, erschienen 2013. – Auch diese Schriftstellerin kannte ich noch nicht. Ihre Serienheldin ist die Journalistin Ira Wittekind, Anfang 50, die nach einer gescheiterten Beziehung aus Köln in ihre ostwestfälische Heimat zurückkehrt und für eine Bielefelder Zeitung arbeitet. Im 1. Teil der Reihe recherchiert sie über das tragische Schicksal einer Familie, die sie seit Kindheitstagen kennt. Ira will immer „die Geschichte hinter der Schlagzeile“ erzählen und die ist mitunter nur schwer zu ertragen. Für westfälischen Humor in der düsteren Geschichte sorgen zwei alte Damen, Sophie und Friedchen, ihr Dialekt und der in fast allen Situationen von ihnen ausgeschenkte Wacholder-Schnaps, Rehmer Braken. Auch an dieser Krimireihe bleibe ich dran.

Projekt Chimera“ von James Rollins. – Die Heldinnen und Helden der SIGMA-Force retten hier zum bereit 10. Mal die Welt. Die Geschichte dreht sich um einen Supervirus, der grundsätzlich schon lange existiert, aber durch die Hände eines Wissenschaftlers zur Vernichtung allen Lebens auf der Erde führen könnte. Spannend, spannend, spannend. Gerade jetzt in Corona-Zeiten. Im Nachwort erläutert der Autor, was Fakt und was Fiktion ist. Und erschreckend vieles ist heute schon möglich.

Hungerwinter“ von Harald Gilbers. – Der mittlerweile 5. Teil der hervorragenden Reihe um Kommissar Richard Oppenheimer, der, weil er Jude ist, Anfang der 1930er Jahre seines Amtes enthoben wurde. Anfangs geschützt durch seine arische Ehefrau, musste er er dennoch während der letzten Kriegsmonate unter falschem Namen im Untergrund leben. Inzwischen schreiben wir das Jahr 1947 und Oppenheimer ist zurück bei der Kripo. Mehrere Tote sowie der Fund gestohlener Ausweispapiere und Einreise-Genehmigungen nach Argentinien führen den Kommissar auf die Spuren von Nazi-Schleusern, die ehemalige Parteimitglieder über die sogenannten „Rattenlinien“ nach Südamerika bringen. Ein sehr gut recherchiertes und realistisches Abbild einer fast vollkommen zerstörten Stadt und ihrer Bewohner. Diese Reihe MUSS man lesen.

Der Solist“ von Jan Seghers. – Mit dem Frankfurter Kommissar Neuhaus hat Seghers einen neuen Ermittler kreiert, der allerdings noch nicht recht greifbar ist. Kein Vorname (erinnert an „Colombo“), die Mutter ein ehemaliges RAF-Mitglied mit verbüßter Haftstrafe (wie bei Vincent Che Veih, dem Figur aus der Krimireihe von Horst Eckert) und nicht teamgeeignet, also ein „Solist“. Vielleicht erfährt man im 2. Teil mehr über den Mann. Neuhaus ist vom BKA abgeordnet nach Berlin zur SETA, zur Sondereinheit Terrorabwehr, um die Kollegen dort zu unterstützen. Die Geschichte ist nur mäßig spannend und die Auflösung überrascht nicht wirklich. Der Folgeband kann nur besser werden.

Klaras Schweigen“ von Bettina Storks. – Miriam Schilling ist nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei der Großmutter aufgewachsen.Als diese nach einem Schlaganfall plötzlich französische Worte spricht und einen nie gehörten Namen nennt, stößt Miriam auf ein lange verschwiegenes Geheimnis. Sie reist von Freiburg i.Br. in die Bretagne, um dort nach ihren französischen Wurzeln zu suchen. Ein sehr gut geschriebener, berührender Roman auf 2 Zeitebenen. Empfehle ich gerne weiter.