SPD-Ortsverein Gießen-Süd zum veränderten Nahverkehrsplan: Mobilität bedeutet Teilhabe

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Die verwaiste Bushaltestelle an der Lahnstraße

Der SPD-Ortsverein Gießen-Süd erklärt anlässlich des geänderten Nahverkehrsplan: „Mobilität bedeutet Teilhabe. Der Gießener Busverkehr muss allen Menschen Zugang zu Mobilität ermöglichen. Konkret geht es dem Ortsverein um die Änderungen zum Nahverkehrsplan, die zwei wesentliche Verschlechterungen für Teile des Südviertels bedeuten:

Einerseits fallen auf den Linien 3 und 13 drei Bushaltestellen weg (EbelstraßeFinanzamt, Georg-Hass-Straße). Während diese Haltestellen im ursprünglichen Nahverkehrsplan über andere Linien abgedeckt warenentfallen sie in den geplanten Änderungen laut Beschluss zum Januar 2026.Begründet wird dies mit einer optimierten Linienführung und einer Straffung der Fahrzeit. Dazu erklärt Dr. Fabian Hohl, Vorstandsmitglied: „Während die Argumentation für den Wegfall zu kürzeren Fahrzeiten führt und für jüngere Menschen Vorteile bedeutet, benachteiligt sie ältere und mobilitätseingeschränkte Personen.“

Der Ortsverein sei von Bewohnerinnen und Bewohnern im Viertel angesprochen worden, denen damit alltägliche Wege etwa zum Rathaus oder zum Markt erheblich erschwert werden. „Alternative Bushaltestellen sind zwischen 170 und 350 Meter von den jetzigen Haltestellen entfernt. Das ist für jüngere Menschen kein Problem. Für ältere oder mobilitätseingeschränkte Personen wie Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer und auch für Familien mit kleinen Kindern sind diese zusätzlichen Wege mit großen Herausforderungen verbunden. Wir möchten daher anregen, dass für diese drei Haltestellen alternative, zielgerichtete Mobilitätsangebote geprüft werden. Denkbar wären Ansätze wie Anrufsammeltaxis, die zu bestimmten Zeiten nach Anmeldung in die Innenstadt (Berliner Platz und Marktplatz) fahren und alle drei Bushaltestellen auf einer Fahrt abdecken könnten. Es gehe um Möglichkeiten, die gerade denjenigen zugutekommen, die ansonsten vom Busverkehr ausgeschlossen würden. „Im ursprünglichen Nahverkehrsplan wurden diese Haltestellen zwar durch andere Linien abgedeckt als 3 und 13, aber immerhin erhalten.“, so Dr. Hohl weiter.

Andererseits sei mit dem geänderten Nahverkehrsplan die Buslinie 6 entfallen, die in der ersten Stufe Petersweiher (unter der Woche) bzw. Schiffenberg (am Wochenende)anbinden sollte. In der dritten Ausbaustufe sollte die Buslinie im ursprünglichen Plan den Bereich Lahnstraße und die Margaretenhütte anbinden„Während an anderen Stellen der Stadt über Takte oder zusätzliche Umstiege gesprochen wird, geht es hier um die Anbindung ganzer Quartiere, die weiter in die Zukunft verschoben wird. Sowohl die Margaretenhütte als auch Petersweiher haben nach wie vor keine Anbindung an Stadtbuslinien.“ Im Falle der Margaretenhütte kommen dazu noch fehlende Querungsmöglichkeiten auf dem Weg in die Kita oder zum Einkaufen.

Einkaufsmöglichkeiten, Kita und Schule liegen ein bis zwei Kilometer von dem Wohnquartier entfernt. Das ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner, darunter auch Kinder, fußläufig eine große Herausforderung.“ Für den Weg zur Schule nutzen die Kinder Transporter der Projektgruppe Margaretenhütte. Auch am Wochenende werde der Transporter zum Einkaufen genutzt.

Gleichzeitig habe sich die Ausgangssituation im Vergleich zum ursprünglichen Nahverkehrsplan mittlerweile geändert. Mit dem Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager, der Tafel und der geplanten Jugendherberge seien neben dem Wohnquartier Margaretenhütte, der Zulassungsstelle, der neuen Lehrkräfteakademie und dem Jobcenter weitere wichtige Orte dazu gekommen, die eine Stadtbusanbindung noch dringlicher machen.

Dr. Hohl dazu: „Wir verstehen die europarechtlichen und haushaltstechnischen Überlegungen, die grundsätzlich eine Abänderung des Nahverkehrsplans erforderlich machen. Wir erhoffen uns gleichzeitig, dass die Stadt die geänderte Ausgangslage in ihre Überlegungen einbezieht und die Buslinie höher priorisiert als bislangWir würden uns wünschen, dass die nächste größere Änderung im Busverkehr den Bereich Lahnstraße betrifft und zumindest ein stündliches Angebot berücksichtigt wird – möglicherweise schon mit der zweiten Umsetzungsstufe des geänderten Nahverkehrsplans ab Ende 2026.“ In einem weiteren Schritt sollten auch Pläne für Petersweiher folgen, so Hohl abschließend.