Eine unvergessene Geschichte!

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Durch Zufall habe ich heute dieses alte Foto entdeckt, aufgenommen im Tierheim  Giessen zu meiner Zeit als Vorsitzende!  Es muss ca. im Jahre 1990 gewesen sein.

Es zeigt Dackel Dörnchen und Dackeline Samantha.  Die Geschichte der beiden Hundchen ist außergewöhnlich und für Tierfreunde sicherlich zum Schmunzeln.

Dörnchen war ein ausgebildeter Jagddackel. Als sein Besitzer starb, saß der kleine Hund auf seinem toten Herrchen und ließ niemanden in die Nähe.

Der Arzt konnte keinen Totenschein ausstellen, das Bestattungsunternehmen nicht den Toten mitnehmen. Auch die zur Hilfe gerufene Polizei  hatte trotz Hundeführer keine Chance!

Zum Glück waren alle Parteien so vernüntig, den kleinen, tapferen Hund nicht zu erschießen. Sie verständigten das Tierheim. Unsere damalige Tierärztin und 2. Vorsitzende begab sich, “bewaffnet” mit Betäubungsrohr und Fangnetz zum Ort des Geschehens. Mit fletschenden Zähnen wurde sie von dem Dackel empfangen, der deutlich zeigte, sich auf jeden Kampf einzulassen.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen landete der Betäubingspfeil in dem Hundepopo und es dauernte nicht lange, und das Hundchen schlief-  zwei Minuten! Jetzt war Eile geboten, der Dackel wurde im Fangnetz “verschnürt”. Warum auch immer, er wurde im Netz zum Auto getragen und nicht vorher in den Transportkorb.

Schnell ins Tierheim zurück- aber nicht schnell genug! Hellwach war der kleine Kerl, seine Kampfesstimmung nahm Fahrt auf.  Bis zum Zwinger kam Frau Rethorn nicht, da bestand das Netz nur noch aus Löchern, der kleine Hund stand im Hof- bereit sich gegen jeden und alles zu verteidigen.

Irgendwann gelang es, ihn in einen Zwinger zu verfrachten. Anhand seiner Ahnentafel wussten wir, dass er Dörnchen hieß und zehn Jahre alt war.

Es hat Monate  gedauert, bis er Freundschaft mit uns schloss. Aber nur mit den Menschen, die im Tierheim tätig waren.

Er hat uns viel Freude bereitet, hochmütig, stolz,   frech, selbstbewusst, ungehorsam und trotzdem war er ein Herzensbrecher. Man konnte ihm nie böse sein, er hat uns alle um seine dicken Pfötchen gewickelt.

Und er wurde zum  teuersten Hund aller Zeiten! Ein  Tierfreund wollte uns eine große Spende überreichen und kündigte seinen Besuch an.  Alle freuten sich sehr- nur Dörnchen nicht! Er  biss den Herrn kurzerhand in die Wade und  zerriss die Hose.

Stumm verließ der Herr das Tierheim- mit seiner Spende. Dörnchen begleite ihn bis zum Tor! Stolz, ihn vertrieben zu haben!

Das adlige Dörnchen nahm auf der Welthundeausstellung in Dortmund teil. Er biss die Richterin in die Hand, als diese seinen Körperbau und – welche Todsünde – seine Hoden kontrollieren wollte. Und trotdem gewann er den 1. Preis in seiner Altersgruppe und bekam einen großen Pokal und eine Urkunde!

Er lief im Siegering wie am Schnürchen mehrere Runden- aus der Puste kam nur ich.

Und dann kam Amanda, die Dackeline- ebenfalls ein älteres Semester. Mit Rubensfigur und unglaublich schmusig! Dörnchen sah Amanda – und war sofort verliebt.

Der  mürrische, oft schlecht gelaunte Dackelopa verwandelte sich zu einem Charmeur! Er schwenzelte um seine Angebetene herum, “machte einen Kniefall'” und schlabberte sie ab.

Amanda knurrte ihn an und verwies ihn in seine Schranken. Doch es dauerte nicht lange und die beiden Krummbeinchen schlenderte gemeinsam durchs Gelände. Wo der eine war, war der andere nicht weit.

Wir hatten damals ein Hundeseniorenzimmer im Tierheim, wo die alten Hunde, die nicht mehr vermittelt wurden, ihr Reich hatten. Aussgestattet mit Kuschelkörbchen für die Omas und Opas, die nicht mehr springen konnten. Die anderen “Hüpfer” hatte Sessel! Und auf einem dieser Sessel thronten Amanda und Dörnchen! Immer zusammen und immer “dicht an dicht”, dass man oft nicht feststellen konnte, welche krummen Beinchen zu welchem Hund gehörten.

Es war ein Gespann, die uns zum Schmunzeln brachten. Und als Amanda als erstes den Weg in den Hundehimmel antrat, wollte auch Dörnchen nicht mehr leben. Er lag auf dem Sessel, wo wir ihre gemeinsame Decke nicht mehr gewaschen haben. Er sollte ihren Geruch um sich haben. Hier lag er eines Tages ganz friedlich und war seiner Samantha gefolgt.

Viele Jahre sind vergangen- doch diese beiden Hunde sind fest in meinem Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen.

Menschen die glauben, Tiere haben keine Gefühle, die sollten nachdenken! Tiere fühlen wie wir, kennen Trauer , Schmerz  sowie Freude und Glück.

Ich bin sicher, auch im Hundehimmel sind die beiden Dackel unzertrennlich!

 

Ilse Toth
Seit meiner Kindheit liegt mir der Schutz der Tiere und unserer Umwelt am Herzen. Mein Einsatz für dieses Ziel prägt mein Leben.