Im St. Josefs Krankenhaus Balserische Stiftung engagiert sich eine besondere Gruppe von Menschen für das Wohl der Patienten: Die Christliche Krankenhaushilfe (CKH), eine ehrenamtliche Gruppe des Sozialdienstes katholischer Frauen Gießen e.V. Sie schenken den Kranken Zeit, ein offenes Ohr – und oft ein kleines Stück Hoffnung im Klinikalltag. Heute sprechen wir mit Mitgliedern der CKH über ihre Arbeit, bewegende Begegnungen und die Kraft des Zuhörens.
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text ausschließlich, die männliche Form verwendet. Gemeint sind jedoch stets alle Geschlechter.
Redaktion: Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen im Krankenhaus aus?
CKH: „Wenn wir morgens in der Klinik ankommen, gehen wir zuerst auf die Stationen und stellen uns vor. Danach beginnen wir unsere Besuche von Zimmer zu Zimmer. Wir fragen nach, ob es etwas Besonderes gibt, hören zu, wenn jemand reden möchte – oder machen kleine Besorgungen: eine Zeitung, ein Stück Schokolade oder helfen beim Einrichten des Telefons. Für viele Patienten sind es gerade diese kleinen Gesten, die ihren Tag heller machen.“
Redaktion: Was motiviert Sie persönlich zu diesem Engagement?
„CKH: Einige von uns haben selbst erlebt, wie wohltuend ein Besuch eines Ehrenamtlers im Krankenhaus sein kann. Dieses Erlebnis hat uns tief berührt und dazu inspiriert, selbst etwas zurückzugeben. Manche von uns sind über eine Zeitungsanzeige aufmerksam geworden – und geblieben, weil das Miteinander hier im Haus so wertvoll ist.
Pflegekräften fehlt im Klinikalltag oft die Zeit für ein persönliches Gespräch – das hören wir immer wieder. Genau da setzen wir an. Wir möchten da sein, wo Zeit fehlt. Wir hören zu, bleiben einen Moment länger, sind einfach da – ohne Eile, ohne Erwartung. Es berührt uns zutiefst, wie viel Dankbarkeit zurückkommt – besonders von Patienten, die allein sind oder selten Besuch bekommen.
Diese Begegnungen sind etwas Besonderes. Man lernt die Menschen hinter der Erkrankung kennen, hört ihre Geschichten, teilt ihre Sorgen – manchmal auch ihr Lachen. Und genau das macht unsere Aufgabe so wertvoll.
Redaktion: Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
CKH: „Da gibt es viele. Aber besonders bewegend war ein junger Patient, vielleicht Mitte zwanzig, der sehr offen war. Er war drogenabhängig, hatte bereits mehrere Therapien hinter sich – ohne nachhaltigen Erfolg. Er suchte das Gespräch, wollte einfach gehört werden. Wir konnten ihm leider keine Lösung anbieten, aber manchmal ist Zuhören das größte Geschenk.
Ein anderes Erlebnis war der Besuch bei einer Patientin mit einer Krebsdiagnose. Beim betreten, des Zimmers, reagierte sie abweisend: „Ich will niemanden sehen, ich will meine Ruhe.“ Doch die Antwort: „So ging es mir auch.“ – ließ sie hellhörig werden und plötzlich öffnete sie sich. Ein langes, ehrliches Gespräch entstand. Am Ende sagte sie: „Danke, dass Sie geblieben sind.“ – Geteiltes Leid ist eben wirklich halbes Leid.“
Redaktion: Wie steht es um den Nachwuchs bei der Christlichen Krankenhaushilfe?
CKH: „Wie in vielen Ehrenämtern fehlt auch bei uns der Nachwuchs. Viele sagen nach ihrem Aufenthalt: „Wenn ich gesund bin, will ich das auch machen.“ – Doch leider hört man später oft nichts mehr. Andere haben familiäre Verpflichtungen oder zögern, weil es keine Bezahlung gibt. Dabei würden schon zwei Stunden in der Woche so viel bewirken!
Was man zurückbekommt, ist unbezahlbar: das Leuchten in den Augen eines Patienten, ein ehrliches Lächeln, ein Danke, das von Herzen kommt.“
Was sollte jemand mitbringen, der bei der Cristlichen Krankenhaushilfe mitarbeiten möchte?
„Man braucht Einfühlungsvermögen, Offenheit und Freude am Umgang mit Menschen. Man sollte zuhören können – wirklich zuhören. Besonders Menschen ohne Angehörige brauchen jemanden, der ihre Sorgen ernst nimmt.
Und gleichzeitig ist es wichtig, sich gut abzugrenzen. Wir erleben auch schwere Schicksale, und wir dürfen sie nicht mit nach Hause nehmen. Wer das kann, der wird bei uns unglaublich bereichernde Erfahrungen machen.
Und: Wir würden uns sehr freuen, wenn sich auch mehr Männer für dieses Ehrenamt begeistern würden!“
Redaktion: Herzlichen Dank für dieses Gespräch – und für Ihr großartiges Engagement im Dienst der Mitmenschlichkeit. Sie machen das Krankenhaus menschlicher – jeden Tag.
Gruppenfoto der Ehrenamtlichen Damen der CKH. Von li.: K. Wolf, M. Freitag, M.Föhst, H.Kröck, B. Greshake, M. Hanker, C. Wissel (auf dem Bild fehlt Sr. Maria)





