Kurz vor Ostern stand für die Kinder der Jugendtierschutzgruppe ein ganz besonderes Thema auf dem Programm: das Leben von Hühnern. Beim gemeinsamen Projekttreffen lernten sie, wie klug und sensibel diese Tiere sind – und was sie brauchen, um sich wohlzufühlen. Am Ende waren sich alle einig: Massentierhaltung ist nicht nur ungemütlich, sondern vor allem eines – unfair.
Ein echtes Highlight war die Zubereitung eines »gesunden Hühnerfrühstücks«. Ausgerüstet mit Pappschachteln, befüllten die Kinder diese mit Körnern, getrockneten Insekten, Kräutern und Kalkstückchen. Die Verteilung im Hühnerhaus übernahmen sie selbst – aber mit System. »Bitte schön verteilen, damit kein Streit entsteht«, empfahl Hannah Wern, die Leiterin des Tierheims, die die Gruppe an diesem Tag gemeinsam mit Juliane Simon (ehrenamtliche im Team „Fit fürs Tier“) begleitete. Beide vermittelten den Kindern kindgerecht und mit viel Herzblut, wie man Tiere nicht nur gut versorgt, sondern auch wirklich versteht.
Denn: Hühner können ganz schön zickig sein, wenn Langeweile aufkommt oder Futter knapp ist – das hatten die Kinder bereits gelernt. Beschäftigung ist für die Tiere genauso wichtig wie Futter und Platz. Scharren, Staubbaden und Picken gehören zu ihren natürlichen Bedürfnissen – und genau das soll ihnen auch ermöglicht werden.
Zu Beginn der Stunde hatten Hannah Wern und Juliane Simon mit der Gruppe über artgerechte und nicht artgerechte Haltung gesprochen. Besonders eindrücklich: Die Kinder konnten selber erleben, wie es ist, wenn sich neun Hühner einen Quadratmeter teilen müssen – so, wie es in der Massentierhaltung üblich ist. Dazu wurde ein Quadrat auf den Boden gezeichnet, in das sich alle Kinder hineinstellen sollten. Schnell kam die Reaktion: »Viel zu eng!«, und ein spontanes: »Das ist schlimm und voll gemein!«
Auch beim Thema Eier hatten einige Kinder schon erstaunliches Wissen: Dass Hühner je nach Rasse unterschiedlich farbige Eier legen – und dass man bei selbst gehaltenen Tieren oft beste Bioqualität erhält. Einer der Jungen berichtete stolz, dass seine Oma inzwischen keine Eier aus Bodenhaltung mehr kaufe.
Die Jugendtierschutzgruppe trifft sich regelmäßig alle zwei Wochen, jeweils mit einem neuen Schwerpunktthema. Neben Hühnern standen auch schon Hunde und Katzen auf dem Programm. Im Mittelpunkt steht dabei immer ein praxisnahes, spielerisches Lernen. Jutta Becher (Pfarrerin) koordiniert gemeinsam mit Heike Hothan die 13-köpfige Planungsgruppe, sie erklärt: »Wir wollen, dass die Kinder Spaß haben und zugleich ganz selbstverständlich einen respektvollen Umgang mit Tieren lernen.«
Jutta Becher bringt ihre Erfahrungen aus der Seelsorgearbeit und einer Zusatzausbildung im Bereich tiergestützte Arbeit ein. Ihr ist besonders wichtig, dass Kinder Tiere nicht nur als Haustiere, sondern auch in ihrer Rolle als sogenannte Nutztiere verstehen – und deren Bedürfnisse ernst nehmen. Deshalb soll bald direkt neben dem Tierheim die »Kleine Farm« entstehen, auf der auch Schweine leben werden. »Wir möchten zeigen, dass Schweine viel mehr sind als Lieferanten für Wurst und Schnitzel«, betont sie.
Die Nachfrage nach den Angeboten des Tierheims ist groß. Vorsitzende Astrid Paparone berichtet, dass regelmäßig Schulklassen das Tierheim besuchen, um sich über die Arbeit vor Ort und die Lebensbedingungen der Tiere zu informieren. Auch die Führungen am Wochenende sind gut besucht – das Interesse der Kinder und Jugendlichen wächst stetig.
Doch diese positive Entwicklung bringt auch Herausforderungen mit sich: Der Bedarf an Personal und ehrenamtlicher Unterstützung steigt. »Wir freuen uns über alle, die Lust haben, mitzumachen«, betont Becher. Einige Mitglieder des Teams »Fit-fürs-Tier« haben bereits eine Fortbildung zur Tierschutzpädagogik beim Deutschen Tierschutzbund absolviert. Neue Interessierte sind herzlich eingeladen, sich ebenfalls weiterzubilden und das Team zu verstärken.




