Die Proteste in Gießen, am 29. November 2025, hatten eine beeindruckende und eine problematische Seite. Es war die größte Demonstration, die ich je in Gießen erlebt habe, mit über 30.000 Teilnehmern laut Polizeiangaben. Langsam irritieren mich jedoch die Proteste und ihre Ausrichtung. Der Anlass war absolut gerechtfertigt, doch die Zielrichtung betrachte ich mit gemischten Gefühlen.
Es ist wichtig und richtig, deutlich zu machen, was man von der Gründung einer neuen AfD-Jugendorganisation hält. Das ist den Demos gelungen. Dennoch fehlt etwas Entscheidendes. Die Demonstrationen greifen stets die AfD an, also das Symptom, nicht die Ursache. Die Stärke des rechten Lagers geht vor allem auf das Konto der Bundes-, Landes- und teils auch Kommunalpolitik, die sich immer weniger um das Wohlergehen aller Bürger kümmert.
Halbherzige Entscheidungen mit schweren Konsequenzen werden getroffen. Skandale wie der Maskenskandal und weitere Verfehlungen führen selten zu Rücktritten oder einem Umdenken. Es wirkt absurd, diese Politiker von ihrer Verantwortung zu entlasten und ihre Arbeit durch große Anti-AfD-Demos sogar zu stützen. Die Regierungspolitik der letzten Jahrzehnte hat die AfD maßgeblich hervorgbracht.
Durch Demonstrationen die AfD-Anhänger zu überzeugen, dass ihre Partei keine Lösung ist, ist so nicht möglich. Diese Anhänger sind das Symptom einer tieferen Krankheit, vergleichbar mit den Kopfschmerzen einer Grippe. Das eigentliche Ziel solcher Demos muss sein, das Regierungshandeln zum Guten zu verändern. Die Politik daran zu erinnern, wofür sie gewählt wurde, und sie zu zwingen, das Volk als Mittelpunkt zu sehen, statt als Melkkuh, Stimmen Beschaffer und Manipulationsmasse.
Die Demos müssen neu ausgerichtet werden. Die AfD lässt sich ausschließlich durch echten politischen Wandel wirksam bekämpfen. Symbolpolitik und Bürgermanipulation müssen enden, was nur mit großem Druck gelingen kann. Reine Anti-AfD-Demos erreichen das Gegenteil. Gewalt, sei es von Demonstranten oder von der Polizei, füttert die Rechten nur weiter.
Gruß
Marcus Link
Zum Abschluss ein paar Impressionen vom Samstag, den 29.11.2025.
