Windflauten, Hellbrisen und die Folgen für die Stromerzeugung Oktober 2025

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Übersicht Oktober 2025 und Hochrechnung für 2030

Tabelle 1: Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen und zukünftigen Daten bis 2030. Mit der Oktoberauswertung wurde die Spalte “EEG” neu eingefügt

 

Bild 1: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch bei aktuellem Ausbauzustand im Oktober 2025; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf max EK (grüner Pfeil). Datenquelle: smard [1]. Violette Darstellung: negative Preisausschläge beim Stromhandel [5].

 

 

Bild 2: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch Oktober 2030, hochgerechnet aus Oktober 2025 entsprechend Planungsziel des BMWK für 2030 [4]; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf max EK (grüner Pfeil).

Stromverbrauch und Stromerzeugung im Oktober 2025 

Aus den Diagrammen (Bilder 1 und 2)  gehen die Erzeugungsschwankungen des Ökostroms hervor. Aus  Gründen der Netzsicherheit und der Versorgungssicherheit verursachen sie unterschiedliche Ausgleichsmaßnahmen. Der Preis dafür ist ein Großhandels-Strompreis auf hohem Niveau. Im Jahr 2024 betrug er im Durchschnitt 7,9 ct/kWh und Ende Oktober 2025 lag er bei durchschnittlich 9 ct/kWh. Als Maß für den schon erreichten und den weiteren Ökostromausbau wird das Verhältnis von durchschnittlicher Stromerzeugung zum durchschnittlichem Stromverbrauch genommen. Wegen fehlender Speicherinfrastruktur folgen daraus zwangsläufig Überkapazitäten bei Erzeugungsspitzen, deren Anzahl und Größe mit dem Ausbau ansteigen. Im Idealfall sind sie gerade so groß, dass sich rein rechnerisch das gewünschte Verhältnis von Erzeugung zu Verbrauch ergibt. Für die erreichten Verhältnisse sowie weitere Kennzahlen siehe Tabelle 1. Zu beachten ist die spezifische CO2-Emission. Sie betrug für den Monat Oktober 315 Gramm je Kilowattstunde Stromerzeugung (g/kWh). Der Durchschnitt für das Gesamtjahr kann unter der Voraussetzung gleicher Umweltbedingungen wie im Vorjahr mit 339 g/kWh prognostiziert werden. Das ist im europäischen Maßstab noch viel zu hoch. Deutschland folgt damit  dem europäischen Emissions-Spitzenreiter Polen.

Außerdem werden im Diagramm 1, in violetter Darstellung, Negativpreise aus dem Intraday-Stromhandel angegeben [5]. Im Oktober traten an 8 Tagen Negativpreise auf, gegenüber 13 im September, erklärbar durch die saisonalbedingt stark nachlassenden Solareinstrahlung. Negativpreise bedeuten praktisch eine Art “Entsorgungsgebühr” für wertlos gewordenen Ökostrom im Handelsverlauf, eine direkte Folge von Überkapazität. Die gesicherte Leistung des Ökostroms konnte mit 6.965 MW ermittelt werden (siehe “min E” in Tabelle 1). Das entspricht einer Bedarfsdeckung von 21% zu diesem Zeitpunkt, bezogen auf den Durchschnittsbedarf des Monats.

Stromverbrauch und Stromerzeugung im Oktober 2030 nach dem Plan des BMWK [4] – kann der Ökostromausbau mit 80% – Erneuerbaren-Anteil in 2030 die Problemlösung sein?

Der 80% – Anteil des Ökostroms am Verbrauch würde durch Ausbau der aktuellen erneuerbaren Erzeugungskapazität um den Faktor 2,2 zwar planmäßig erreicht, aber als Durchschnittswert und, wie im August, aufgrund der nicht aufgehobenen Volatilität, nur an 15 von 30 Tagen. Die immer noch erforderliche Ersatzstrombeschaffung stammt weiterhin überwiegend aus fossiler Kraftwerkstechnik. Daher wird der in der Tabelle angegebene CO2 – Ausstoß im Oktober 2030 bei sehr viel mehr als 315 Gramm je kWh Stromerzeugung liegen. Der genaue Wert hängt vom dann erreichten Strommarktdesign ab. Deutschland bleibt Netto-Stromimporteur, auch mit einem nicht unbedeutenden Anteil “Atomstrom”, allein aus dem Nachbarland Frankreich.

Fazit: Eine Verdopplung bis Verdreifachung der Ökostromerzeugung durch Installation von Wind- und Solarkraftwerken, sofern sie überhaupt politisch durchsetzbar und ökonomisch realisierbar ist, kann den Treibhausgasausstoss nicht signifikant und nachhaltig verringern! Jetzt schon, Stand Januar bis Oktober 2025, musste der geplante Ökostromausbau mit 15 Milliarden € gefördert werden [6]. Die von Ausbau-Kritikern genannte Zahl von 20 Mrd. Euro pro Jahr für die Energiewende sind also nicht zu hoch gegriffen

 

 

Quellen:  [1] Strommarktdaten “smard” ; [2] Electricity-Maps; [3] Langfassung der Analyse beim Verfasser des Artikels erhältlich;

[4]  Deutscher Bundestag Drucksache 20/1630 Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor , Seite 137, Punkt 2

[5] Fraunhofer Energy Charts: Börsenstrompreise | Energy-Charts:

[6] EEG – Konto, geführt von der Bundesnetzagentur

 

Bodo Zierenberg
Diplomingenieur im Ruhestand, berufliches Umfeld überwiegend in der Kerntechnik. Private Interessen: kritische Beobachtung der Energiewende, Beschäftigung mit klassischer Musik.