Manege frei für gelebte Inklusion

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Zirkusprojekt an der Sophie-Scholl-Schule verbindet Lernen, Mut und Miteinander

Gießen (-). Eine Woche lang war das Gelände der Sophie-Scholl-Schule in der Rödgener Straße fest in der Hand von Jongleuren, Zauberkünstlern, Clowns und Akrobaten: Der Mitmach-Circus Phantasia hatte sein Zelt aufgeschlagen und gestaltete mit Schülerinnen und Schülern der staatlich anerkannten Grund- und Gesamtschule in Trägerschaft der Lebenshilfe Gießen eine inklusive Projektwoche. Kinder der Klassen 1 bis 6 trainierten gemeinsam mit professionellen Artisten; vier öffentliche Vorstellungen bildeten den Höhepunkt einer intensiven und bewegenden Woche. Dabei wurde deutlich, wie Inklusion ganz praktisch gelingen kann.

Der Circus Phantasia arbeitet seit vielen Jahren mit Schulen im gesamten Bundesgebiet. Sein Konzept: Kinder werden für eine Woche zu Zirkus-Artisten und gestalten ein vollständiges Programm in der Manege. Ziel ist es, Selbstvertrauen, Verantwortung und Teamgeist zu fördern – unabhängig von individuellen Voraussetzungen. Wie gut das zum inklusiven Konzept der Sophie-Scholl-Schule als „Schule für alle“ passt, hob Zirkusdirektor Lars Wasserthal bei einer Abschluss-Vorführung hervor: „Es geht nur gemeinsam – nur dann kann ein Projekt gelingen. Wenn es mehr Menschen gäbe, die so denken würden wie diese Kinder, dann hätten wir eine andere Nachrichtenlage in der Welt. Ihr macht hier vieles richtig.“ Zusammen üben, sich gegenseitig stützen und gemeinsam auftreten – das war das Prinzip der Woche.

Die vier öffentlichen Aufführungen zeigten eindrucksvoll, was in kurzer Zeit entstehen kann, wenn Kinder Verantwortung übernehmen. Die Vorstellungen boten ein abwechslungsreiches Programm – von Jonglage und Zauberei über Seiltanz und Akrobatik bis hin zu Clownerie und Feuerspucker-Show. Für besondere Spannung im Zelt sorgten die Darbietungen am Trapez, bei denen die Kinder unter der Zirkuskuppel Mut und gegenseitiges Vertrauen unter Beweis stellten. Vom Publikum gab es anhaltendem Applaus und stehende Ovationen. Eltern, Lehrkräfte und Gäste zeigten sich beeindruckt von der Konzentration, der gegenseitigen Unterstützung und der Freude, mit der die Kinder auftraten.

Zum Abschluss sang der Zirkusdirektor gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern das Lied „Er ist Clown in einem Zirkus“. Dabei erinnerte er an den letzten Besuch des Circus Phantasia während der Corona-Pandemie: Damals durfte nicht gesungen werden – die Kinder hatten den Song stattdessen in Gebärdensprache begleitet. „Das war ein hochemotionaler Moment für mich“, erzählte Wasserthal sichtlich bewegt. „Dass wir das Lied jetzt gemeinsam singen konnten, schließt für mich einen besonderen Kreis.“

Ralph Schüller aus dem Leitungsteam der Sophie-Scholl-Grundschule, blickt mit großer Wertschätzung auf die Woche zurück: „Dieses Projekt zeigt, wie wichtig gemeinsames Erleben für das Lernen ist. Kinder mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten haben hier zusammengearbeitet und sich gegenseitig unterstützt. Das war gelebte Inklusion – unaufgeregt, selbstverständlich und wirkungsvoll.“ Auch Susanne Hild aus dem Schulleitungs-Team der Sekundarstufe lobt: „Viele Schülerinnen und Schüler sind in dieser Woche über sich hinausgewachsen. Sie haben Neues ausprobiert, Ängste überwunden und erlebt, dass man im Team mehr erreicht als allein. Solche Erfahrungen prägen weit über die Schulzeit hinaus.“

Die Sophie-Scholl-Schulen und die Lebenshilfe Gießen danken dem Team von Circus Phantasia, der gesamten Schulgemeinschaft, allen Eltern, die beim Auf- und Abbau des Zelts geholfen haben und besonders dem Förderverein, ohne den das Zirkusprojekt in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.

Mehr zu den Sophie-Scholl-Schulen und ihrem Konzept unter: www.sophie-scholl-schulen.de

Lebenshilfe Gießen
Die Lebenshilfe Gießen e.V. ist ein gemeinnütziges Unternehmen und begleitet über 3000 Menschen mit und ohne Behinderung in ein selbstbestimmtes Leben.