Tempo 30 für Lindenstruth: Mehrheit der Gemeindevertretung verweigert Verkehrsberuhigung

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Anfang April legten Unbekannte selbst Hand an und machten Lindenstruth zum Tempo-30-Dorf

Bündnis 90/Die Grünen aus Reiskirchen nehmen Stellung zu der Tempo-30-Frage in Lindenstruth:

Mit deutlicher Mehrheit hat die Gemeindevertretung Reiskirchen den Antrag der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Begrenzung der Geschwindigkeit auf 30 km/h für die Ortsdurchfahrt Lindenstruth abgelehnt. Diese sehen darin eine vergebene Chance auf mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität in Lindenstruth.

 

“Nach dem Motto ‘Freie Fahrt für freie Bürger’ gibt es sicherlich Gründe, gegen Tempo 30 zu sein. Dann sollte man allerdings auch dazu stehen und nicht heuchlerisch so tun, als wäre man für Tempo 30, müsse aber leider dagegen stimmen”, erklärt Renz Hornischer, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Reiskirchen.
In den vorangegangenen Ausschuss- und Gemeindevertretersitzungen wurde wiederholt angezweifelt, dass die Verkehrszahlen für Reiskirchen und Lindenstruth rückläufig seien. Dr. Rolf Tobisch, Ortsverbandsvorsitzender, widerspricht dieser Darstellung entschieden: “Die Verkehrszahlen von 2000 bis 2021 sind für jedermann transparent auf der Website von Hessen mobil (https://mobil.hessen.de/verkehr/interaktive-verkehrsmengenkarte) einsehbar. Die Zahlen von 2005 oder gar von 2000 werden heute nicht mehr erreicht. Diese Tatsache wurde durch unabhängige Messungen einer Initiative gegen die Südumgehung bestätigt.”
Besonders kritisch betrachten die Grünen die Verkehrsplanung von 2005 für die Ortsumgehung, die von einem Anstieg des Verkehrsaufkommens für Reiskirchen um 30% und für Lindenstruth sogar um 33% bis 2020 ausgegangen war. “Diese nachweislich falsche Prognose ging in das Nutzen-Kosten-Verhältnis für die Ortsumgehung ein und war somit fester Bestandteil des Genehmigungsverfahrens. Diese geschönten Zahlen sind bis heute ein maßgebender Faktor für die Einstufung der Ortsumgehung in den vordringlichen Bedarf”, erläutert Tobisch. “Das, inzwischen, eindeutig belegte Prinzip des “induzierten Verkehrs” wird hingegen ignoriert.”

Als “regelrecht anmaßend” bezeichnet die Grünen-Fraktion das Auftreten der Initiative für die Südumgehung, die vorgibt, für alle Bürgerinnen und Bürger zu sprechen. Bereits beim Bürgerentscheid 2009 sprach sich jeder dritte Wähler gegen die Südumgehung aus. “Heute dürften die Gegner der geplanten Trasse wegen eines gestiegenen Verständnisses für den Umweltschutz in der Mehrheit sein. Das monströse Bauwerk verschandelt die Landschaft und zerstört wertvolle Naturschutz- und Naherholungsgebiete”, so die Stellungnahme der Fraktion.
Maximilian Kraus, von der Grünen Jugend Reiskirchen, bestätigt diese Einschätzung: “In meinem Bekanntenkreis überwiegen eindeutig die Gegner des Straßenneubaus. Darunter sind sogar Personen, die direkt an der B 49 wohnen.”
Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wird sich weiterhin für verkehrsberuhigende Maßnahmen in Lindenstruth und eine kritische Überprüfung der Planungen zur Südumgehung einsetzen. Die Ablehnung des Antrags für Tempo 30 in Lindenstruth seitens aller anderen Fraktionen zeigt deutlich, auf welche Irrwege Parteiraison führen kann.