Windflauten, Hellbrisen und die Folgen für die Stromversorgung, August 2025

44

Übersicht August 2025 und Hochrechnung für 2030

Tabelle 1: Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen und zukünftigen Daten bis 2030

 

Bild 1: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch bei aktuellem Ausbauzustand im August 2025; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf max EK (grüner Pfeil). Datenquelle: smard [1]. Violette Darstellung: negative Preisausschläge beim Stromhandel [5].

 

Bild 2: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch August 2030, hochgerechnet aus August 2025 entsprechend Planungsziel des BMWK für 2030 [4]; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf max EK (grüner Pfeil).

Stromverbrauch und Stromerzeugung im August 2025 

Aus den Diagrammen (Bilder 1 und 2)  gehen die Erzeugungsschwankungen des Ökostroms hervor. Aus  Gründen der Netzsicherheit und der Versorgungssicherheit sind daher unterschiedliche Ausgleichsmaßnahmen unerlässlich. Der Preis dafür ist ein Großhandels-Strompreis auf hohem Niveau. Im Jahr 2024 betrug er im Durchschnitt 7,9 ct/kWh und Ende August 2025 lag er bei 9 ct/kWh. Als Maß für den schon erreichten und den weiteren Ökostromausbau wird das Verhältnis von durchschnittlicher Stromerzeugung zum durchschnittlichem Stromverbrauch genommen. Wegen fehlender Speicherinfrastruktur folgen daraus zwangsläufig Überkapazitäten bei Erzeugungsspitzen, deren Anzahl und Größe mit dem Ausbau ansteigen. Im Idealfall sind sie gerade so groß, dass sich rein rechnerisch das gewünschte Verhältnis von Erzeugung zu Verbrauch ergibt. Für die erreichten Verhältnisse sowie weitere Kennzahlen siehe Tabelle 1. Aus Klimaschutzgründen sei hier die spezifische CO2-Emission hervorgehoben. Sie betrug für den Monat August 282 Gramm je Kilowattstunde Stromerzeugung (g/kWh). Der Durchschnitt für das Gesamtjahr kann unter der Voraussetzung gleicher Umweltbedingungen wie im Vorjahr mit 345 g/kWh prognostiziert werden. Das ist aus Klimaschutzgründen noch viel zu hoch. Deutschland folgt damit  dem europäischen Emissions-Spitzenreiter Polen.

Außerdem werden im Diagramm 1, in violetter Darstellung, Negativpreise aus dem Intraday-Stromhandel angegeben [5]. Im August traten an 12 Tagen Negativpreise auf, gegenüber 6 im Juli (wegen zunehmender Sonnenstunden gegenüber Juli). Negativpreise bedeuten praktisch eine Art “Entsorgungsgebühr” für wertlos gewordenen Ökostrom im Handelsverlauf, eine direkte Folge von Überkapazität. Die gesicherte Leistung des Ökostroms konnte mit 7.437 MW ermittelt werden (siehe “min E” in Tabelle 1). Das entspricht einer Bedarfsdeckung von 15%, bezogen auf den Durchschnittsbedarf des Monats.

Stromverbrauch und Stromerzeugung im August 2030 nach dem Plan des BMWK [4] – kann der Ökostromausbau mit 80% – Anteil in 2030 die Problemlösung sein?

Der 80% – Anteil des Ökostroms am Verbrauch würde durch Ausbau der aktuellen erneuerbaren Erzeugungskapazität um den Faktor 2,6 zwar planmäßig erreicht, aber als Durchschnittswert und, wie im Juli, aufgrund der nicht aufgehobenen Volatilität, nur an 13 von 31 Tagen. Die immer noch erforderliche Ersatzstrombeschaffung stammt weiterhin überwiegend aus fossiler Kraftwerkstechnik. Daher wird der in der Tabelle angegebene CO2 – Ausstoß im August 2030 bei sehr viel mehr als 282 Gramm je kWh Stromerzeugung liegen. Der genaue Wert hängt vom dann erreichten Strommarktdesign ab. Deutschland bleibt Netto-Stromimporteur, auch mit einem nicht unbedeutenden Anteil “Atomstrom”, allein aus dem Nachbarland Frankreich.

Fazit: Eine Verdopplung bis Verdreifachung der Ökostromerzeugung durch Installation von Wind- und Solarkraftwerken, sofern sie überhaupt politisch durchsetzbar und ökonomisch realisierbar ist, kann den Treibhausgasausstoss nicht signifikant und nachhaltig verringern! 

 

 

Quellen:  [1] Strommarktdaten “smard” ; [2] Electricity-Maps; [3] Langfassung der Analyse beim Verfasser des Artikels erhältlich;

[4]  Deutscher Bundestag Drucksache 20/1630 Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor , Seite 137, Punkt 2

[5] Fraunhofer Energy Charts: Börsenstrompreise | Energy-Charts:

 

Bodo Zierenberg
Diplomingenieur im Ruhestand, berufliches Umfeld überwiegend in der Kerntechnik. Private Interessen: kritische Beobachtung der Energiewende, Beschäftigung mit klassischer Musik.