
Staatssekretärin Manuela Strube aus dem Hessischen Sozialministerium besuchte Autisten-Wohnstätte der Lebenshilfe Gießen
Die gebürtige Nordhessin ist seit Anfang 2024 als Staatssekretärin für das Thema Soziales zuständig. Um die notwendigen Entscheidungen in der Verwaltung und im Landtag anstoßen zu können, schätzt sie den Austausch mit der Praxis. Wie wichtig ihr diese Impulse sind, zeigte sich während des intensiven Besuchs in der Autisten-Wohnstätte der Lebenshilfe Gießen.
Staatssekretärin Strube, die von Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten, der hessischen Beauftragten für barrierefreie IT und digitale Teilhabe und Randy Uelmann vom Landeskompetenzzentrum Barrierefreie IT begleitet wurde, nutzte die Gelegenheit, sich über die alltäglichen Herausforderungen einer Wohnstätte für Menschen im Autismus-Spektrum informieren. Von Seiten der Lebenshilfe gaben Jan Hillgärtner, Bereichsleitung Wohnen und Annalena Holtgrefe, Wohnstättenleitung Rödgener Straße, Auskunft über Leben und Arbeit in dieser Wohnstätte. Zugegen waren ebenfalls Geschäftsführerin Linda Hauk sowie Iris Damm und Maren Müller-Erichsen vom Aufsichtsrat der Lebenshilfe Gießen.
In der von Strube besuchten Wohnstätte wohnen 15 Personen mit Autismus-Spektrum-Störung. Das ist eine neurologische Entwicklungsstörung oder – neutraler ausgedrückt – eine neurologische Besonderheit, die sich durch Herausforderungen in der sozialen Interaktion, Kommunikation und im Verhalten äußert. Häufig geht sie bei den Klienten mit einer Reizüberflutung einher, die sich bei einer Überlastung in einigen Fällen mit selbst- und fremdverletzendem Verhalten zeigt. Um damit umgehen zu können, benötigt es besonderes pädagogisches Wissen, wie zum Beispiel den Umgang mit herausforderndem Verhalten. Bislang ist dies noch nicht in ausreichendem Maß Teil der pädagogischen Ausbildung.
Das betreuende Personal in der Wohnstätte Rödgener Straße besteht aus einem Team mit 47 Personen, von denen die meisten in Teilzeit arbeiten. Aktuell stehen 60 Personen, die einen Platz in einer Autisten-Wohnstätte benötigen, auf der Warteliste. „Das zeigt, wie groß die Versorgungslücke für diese Personengruppe ist“, erklärte Jan Hillgärtner, der den Bereich Wohnen der Lebenshilfe Gießen mit insgesamt neun Wohnstätten leitet. Speziell für Autisten unterhält die Lebenshilfe aktuell 22 Plätze – 15 davon in der beschriebenen Wohnstätte plus sieben in einer anderen Wohnstätte im Landkreis Gießen.
Für Wohnstättenleitung Annalena Holtgrefe besteht eine der größten Herausforderungen ihres Jobs darin, das nötige Personal zu finden. Mit 47 Mitarbeiter*innen hat sie ein sehr großes, heterogenes Team mit einem stabilen Fachkräfte-Kern. Der Zusammenhalt im Team ist groß und die Identifikation mit der Arbeit sorgt für Konstanz. Denn wer sich auf die Arbeit mit einer vergleichsweise schwierigen Klientel einlässt, ist stolz auf die geleistete Arbeit und die Erfolge. „Für die Kolleg*innen in den Wohnstätten ist ihre Arbeit ein Auftrag, kein Job“, so Jan Hillgärtner, denn „gerade die Erfolge in der Arbeit mit Autisten sind häufig nur in Jahren zu bemessen“.
Staatssekretärin Manuela Strube zeigte sich beeindruckt von der Wohnstätte und betonte: „Es ist außerordentlich wichtig, dass es Wohnstätten wie diese gibt, um die große Versorgungslücke in diesem Bereich nicht noch größer werden zu lassen. Außerdem benötigen wir engagierte junge Menschen, die den Beruf des Heilerziehungspflegers und des Erziehers erlernen. Dafür engagieren wir uns, in dem wir etwa die praxisintegrierte vergütete Ausbildung auf die Heilerziehungspflege ausgeweitet haben.“ Sie berichtete außerdem, dass die Landesregierung auch mit einer Kampagne auf die Attraktivität des Berufsbilds hinweisen wolle. Außerdem müssten die Zugangsvoraussetzungen erleichtert werden, wofür sich Staatssekretärin Strube nach eigenem Bekunden in den nächsten Jahren einsetzen wolle. Weitere Informationen auf www.lebenshilfe-giessen.de.



