Was sage ich, wenn meine Mutter mich nicht erkennt? Darf ich korrigieren, wenn falsche Erinnerungen erzählt werden? Wie kann ich für mich selbst sorgen, ohne mich schuldig zu fühlen? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt zweier Austauschabende zum Thema Demenz, die kürzlich im Altenhilfezentrum Johannesstift Gießen und im Seniorenzentrum Linden stattfanden.
Ziel beider Veranstaltungen war es, Angehörigen Raum zu geben für ihre Fragen im Umgang mit demenziell veränderten Menschen. Den inhaltlichen Impuls übernahm die erfahrene Diplom-Gerontologin Elisabeth Bender, Vorsitzende der Initiative Demenzfreundliche Kommune – Stadt und Landkreis Gießen. In ihrem Vortrag verdeutlichte sie, wie individuell Demenz verläuft und wie wichtig Geduld, kleine Veränderungen und Verständnis im Alltag sein können. Gleichzeitig betonte sie, dass auch Angehörige Unterstützung brauchen. Denn die Diagnose Demenz betrifft nie nur die erkrankte Person – sie verändert ganze Familien.
Die Resonanz auf beide Abende war durchweg positiv. Viele Angehörige nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen, Unsicherheiten zu besprechen und sich untereinander auszutauschen. „Gerade dieser persönliche Austausch kann unglaublich entlastend sein“, so Juliane Vogel, Stabstelle Palliative Geriatrie bei der Gesellschaft für diakonische Altenhilfe Gießen und Linden, in der beide Einrichtungen zusammengefasst sind. „Es tut gut zu erleben, dass man mit seinen Sorgen nicht allein ist – und dass es Wege gibt, den Alltag gemeinsam besser zu gestalten.“
Mit konkreten Anregungen und einem gestärkten Gefühl gingen die Teilnehmenden nach Hause. In einer Zeit, in der sich Angehörige oft zwischen Verantwortung, Hilflosigkeit und Überforderung wiederfinden, können solche Begegnungen eine wertvolle Stütze sein. Denn nicht immer braucht es große Lösungen – manchmal reicht das Wissen: Ich bin nicht allein.
