Das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld dokumentiert die 115 Jahre seiner Nutzung sehr eindrucksvoll. Die Häftlinge lebten meist unter sehr widrigen Umständen und nach seiner Nutzung als Polizeigefängnis diente es bis 2002 als Lager für sich in Abschiebehaft befindenden Flüchtlinge.
Um sich mit dieser Thematik näher auseinanderzusetzen, machte sich die Klasse 8P der Alexander-von-Humboldt-Schule in Gießen mit ihrer Klassenlehrerin Elena Kurter und Schulsozialarbeiter Wolfgang Peis auf den Weg nach Frankfurt.
„Der Bau in Mitten der Frankfurter Innenstadt diente seit seiner Fertigstellung im Jahre 1886 in allen Phasen seiner Nutzung bis zu seiner Schließung nach über 115 Jahren der Repression und Unterdrückung von Menschen.“ informiert das Polizeigefängnis auf seiner Website. Das Gefängnis wurde im späten 19. Jahrhundert erbaut, um hier einen Polizeiapparat nach preußischer Ordnung zu errichten. Neben einem Männerhof gab es auch einen Frauenhof und einen Bereich, in dem sich Prostituierte Untersuchungen unterziehen lassen mussten. In der Zeit des Nationalsozialismus spielte das Gefängnis am Klapperfeld eine besondere Rolle. Es war stark überbelegt, die Zustände waren verheerend und nicht selten brachen Krankheiten aus. Im Keller des Gebäudes befindet sich heute eine Ausstellung zur Nutzung des Gefängnisses in dieser Zeit, die sich die Schüler zunächst mit großem Interesse ansahen.
Danach ging es weiter in den zweiten Stock. Hier sind Tausende von Inschriften, die die Abschiebegefangenen hinterlassen haben, noch im Original zu sehen. Seit über zehn Jahren werden sie von Freiwilligen mit Hilfe von Klebepunkten, Fotos und Tabellen übersetzt und dokumentiert. Dies war sehr berührend für die Schülerinnen und Schüler, da sie selbst als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren. In sich gekehrt betrachteten sie die Inschriften und waren erstaunt, viele davon lesen zu können, da sie in ihrer Muttersprache verfasst waren. Es fiel ihnen schwer, diese Schicksale vor Augen geführt zu bekommen. Neben den Schülern erinnerte sich auch Klassenlehrerin Elena Kurter an ihre Flucht nach Deutschland. Ihre Familie und sie kämpften lange, um das Bleiberecht zu erhalten, denn die Familie stand selbst kurz vor der Abschiebung.
Am Ende des Besuchs stand ein intensiver Austausch zwischen Klassenlehrerin, Schulsozialarbeit und Schülerinnen und Schülern, um sowohl über das gerade Gesehene als auch über die eigenen Erfahrungen miteinander zu sprechen.
Nach diesem emotional herausfordernden Thema begab sich die Klasse schließlich auf Frankfurts Einkaufsstraße, die Zeil, um die Zeit im Hier und Jetzt zu genießen.




