Wer das Wort „Wohngemeinschaft“ hört, der denkt vermutlich als Erstes an junge Menschen in ihrer Studienzeit. Doch auch im letzten Lebensabschnitt kann die WG eine passende Wohnform darstellen. Im Betreuten Wohnen am Seniorenzentrum Linden leben 70-, 80- und sogar über 90-Jährige seit Mitte Januar 2024 zusammen und gestalten gemeinsam ihren Alltag.
Ein Blick zurück zeigt: Die Nachfrage nach dieser Wohnform war von Anfang an groß. Am 8. Januar 2024 öffnete das neue Betreute Wohnen mit zunächst vier Mieterinnen und Mietern seine Türen – ein bedeutender Schritt, nicht nur für das Seniorenzentrum selbst, sondern auch für die Bewohnerinnen und Bewohner, für die damit ein neuer Lebensabschnitt begann. Bezogen wurde zunächst nur die erste Etage der Wohngruppe „Philippus“. Ziel war es ursprünglich, die Etage innerhalb eines Jahres vollständig zu belegen. Doch es kam anders – und schneller: Bereits nach gut sechs Monaten waren alle Plätze vergeben.
Damit bestätigt sich das Konzept als Erfolgsmodell: Es richtet sich an ältere Menschen, die sich in ihrem Leben mitunter zurückgezogen haben, sich Einsamkeit ausgesetzt sehen oder eine gewisse Unterstützung im Alltag benötigen – jedoch ohne auf ihre Eigenständigkeit verzichten zu wollen.
Das Betreute Wohnen versteht sich nicht als klassische Pflegeeinrichtung, sondern als Ort „unterstützter Autonomie“. Die Mieterinnen und Mieter leben eigenverantwortlich, erhalten aber dort Hilfe, wo sie gewünscht oder nötig ist. Ziel ist es, Selbstständigkeit zu erhalten und gleichzeitig Sicherheit zu bieten. Neben einer stabilen Tagesstruktur steht vor allem das Miteinander im Vordergrund: Die Menschen sollen sich nicht nur gut betreut, sondern auch zu Hause fühlen – als Teil einer Gemeinschaft.
Dabei entstand mehr als nur ein Wohnangebot. Es entstand ein Ort, an dem Freundschaften geknüpft und gemeinsam Erinnerungen geschaffen werden. Die ersten Veranstaltungen begannen klein: Kaffeerunden an Feiertagen wie Ostern, gemeinsames Backen in der Wohngruppe, gemütliches Beisammensein. Die familiäre Atmosphäre war von Anfang an spürbar – und ist bis heute das Herzstück des Wohnkonzepts geblieben.
Neben geselligen Aktivitäten fördert das Betreute Wohnen auch die körperliche und geistige Fitness der Bewohnerinnen und Bewohner. Unterstützungsangebote reichen von Hilfe im Haushalt bis zur Einbindung ambulanter Pflegedienste bei Bedarf. Dabei bleibt der Anspruch immer derselbe: Lebensqualität und Teilhabe bis ins hohe Alter. Das Seniorenzentrum Linden hat mit dem neuen Betreuten Wohnen einen Raum geschaffen, der zeigt, dass Gemeinschaft, Unterstützung und Selbstbestimmung auch im letzten Lebensabschnitt keine Gegensätze sein müssen. Vielmehr sind sie hier zur gelebten Realität geworden.
Das Seniorenzentrum Linden ist mit dem Altenhilfezentrum Johannesstift Gießen zusammengefasst in der Gesellschaft für diakonische Altenhilfe Gießen und Linden. Alleiniger Träger dieser gemeinnützigen GmbH ist der Verein für Kranken-, Alten- und Kinderpflege zu Gießen mit Sitz in der Gießener Johannesstraße.




