Kleiner Schritt mit großer Wirkung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall:
Herzstiftung rät zur Kontrolle der Cholesterinwerte beim Vorsorge-Check-
up und zu mehr Fokus auf Effekte von Rauchstopp und regelmäßiger
Bewegung
(Frankfurt a. M./Leipzig, 3. Juni 2025) Ein hoher Cholesterinspiegel zählt zu den
größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als „stiller Gefäßkiller“
schädigt hohes Cholesterin – wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus – über die Dauer
die Gefäße ohne merkliche Beschwerden für die Betroffenen, bis es im Zuge von
Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder gar Tod kommt.
„Um diese Gefahr besonders für Herz und Gehirn zu vermeiden, kommt es darauf an,
den Cholesterinwert im Blut regelmäßig zu kontrollieren, um bei erhöhtem LDL-
Cholesterin möglichst früh durch Lebensstilmaßnahmen und mit Medikamenten
gegensteuern zu können, damit es gar nicht erst zu Ablagerungen in den Gefäßen und
deren Schädigung kommt“, betont der Kardiologe und Lipidspezialist Prof. Dr. Ulrich
Laufs, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, zum Tag des
Cholesterins am 6. Juni. „Dabei sind neben hohem Cholesterin grundsätzlich auch andere
Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, hoher Blutzucker, Bluthochdruck und
Übergewicht regelmäßig zu kontrollieren beziehungsweise zu regulieren“, unterstreicht der
Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Die
regelmäßige Teilnahme an den Check-up-Untersuchungen ab 35 Jahren beim Hausarzt
biete „eine gute Chance, Fettstoffwechselstörungen wie hohes Cholesterin zu erkennen“,
betont Prof. Laufs. Bei bekannten Fettstoffwechselstörungen oder schweren Herz-
Kreislauf-Ereignissen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen bei noch jungen
Familienmitgliedern sollte bereits früher eine engmaschige ärztliche Kontrolle erfolgen.
Veränderungen des Lebensstils stehen generell an erster Stelle, wenn es um eine Therapie
bei hohen Cholesterinwerten geht. Aber allein mit gesundem Lebensstil, etwa durch
gesunde Ernährung, ist dem Infarktrisiko durch hohe Cholesterinwerte nicht
beizukommen. „Dafür stehen uns heute sehr wirkungsvolle und gut verträgliche
cholesterinsenkende Medikamente zur Verfügung“, erklärt Laufs. Die Deutsche
Herzstiftung bietet unter https://herzstiftung.de/cholesterin umfangreiche
Informationen für Patienten rund um Cholesterin (Vorbeugung und
Therapiemöglichkeiten) sowie ihren kostenfreien Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was
tun?“, der unter Tel. 069 955128-400 angefordert werden kann.
Erhöhtes LDL-Cholesterin: Risiko immer individuell abzuschätzen
Insbesondere hohe Werte des LDL (LDL=Low Density Lipoprotein)-Cholesterins, kurz
LDL-C, steigern dieses Risiko für Herz und Gefäße. Denn überschüssiges LDL-C im Blut
lagert sich in den oberen Schichten der Gefäßwand ein. Dies ist ein wesentlicher
Mechanismus für das Entstehen einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und führt über
Jahre hinweg – gemeinsam mit anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes
mellitus oder Rauchen – zum vollständigen Verschluss oder zum Aufplatzen von
Kalkplaque mit nachfolgender Anlagerung von Blutplättchen (Thrombose): Herzinfarkt,
Schlaganfall oder pAVK sind die Folge. Allein in Deutschland werden laut „Deutschem
Herzbericht – Update 2024“ pro Jahr rund 190.000 Herzinfarkt-Patienten stationär in
Kliniken versorgt.
Für eine Behandlung bei hohen LDL-C-Werten ist immer die individuelle Person, also
auch ihr Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu betrachten. Ist zum Beispiel
nur das LDL-C leicht erhöht? Oder liegen noch zusätzliche Herz-Kreislauf-Risikofaktoren
und/oder Begleiterkrankungen – allen voran Rauchen und Bewegungsmangel sowie
Diabetes mellitus und Bluthochdruck vor?
Welcher LDL-C-Zielwert ist anzustreben?
Weil das LDL-C im Blut aufgrund seiner gefäßschädigenden Wirkung mit dem Risiko für
Infarkte korreliert, ist eine Senkung des LDL-C durch Lebensstil und Medikamente
notwendig. „Studien belegen: Je niedriger das LDL-C gesenkt werden kann, desto geringer
ist die Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle“, erklärt der Herzstiftungs-
Experte Prof. Laufs. Aktuelle Therapieempfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften
stimmen darin überein, dass folgende LDL-Werte anzustreben sind:
– Für gesunde Menschen, mit niedrigem Risiko, ohne Risikofaktoren gilt ein LDL-
Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert.
– Bei hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z.B. Rauchen, ausgeprägter
Bluthochdruck, genetisch bedingt hohe Cholesterinwerte) sollte ein LDL-
Cholesterin-Zielwert unter 70 mg/dl (unter 1,8 mmol/l) angestrebt werden.
– Bei sehr hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z.B. Diabetes oder schon
vorhandene Herz-Kreislauf-Erkrankung) sollte ein LDL-Zielwert unter 55 mg/dl
(unter 1,4 mmol/l) angestrebt werden.
„Für einen Diabetes-Patienten ist die Senkung des LDL-C mindestens genauso wichtig wie
die seines Blutzuckers, weil beides gefäßschützend wirkt und das Infarktrisiko senkt“, erklärt
Laufs. Infos unter: https://herzstiftung.de/wichtiges-wissen-cholesterin
Welche Medikamente kommen zum Einsatz?
Bei erhöhten LDL-C-Werten ist allein mit Lebensstilmaßnahmen nur wenig zu erreichen.
Daher muss früher mit einer medikamentösen Therapie gestartet werden.
„Wissenschaftlich am besten gesichert sind hierfür Statine. Die Substanzen dieser
Wirkstoffgruppe zählen zu den am besten untersuchten Medikamenten“, erklärt
Lipidspezialist Prof. Laufs. Sieben Wirkstoffe der Cholesterinsenker gibt es. Reicht die
Statin-Dosierung, die ein Patient beschwerdefrei verträgt, für eine cholesterinsenkende
Wirkung nicht aus, ist eine Kombinationstherapie ratsam. Dazu kann zum Beispiel das
Präparat Ezetimib zusätzlich zum Statin gegeben werden, um bei geringerer Statindosis
dennoch den LDL-C-Wert ausreichend zu reduzieren. Alternativ zu einem Statin steht
auch Bempedoinsäure zur Verfügung, die ebenfalls mit Ezetimib kombiniert werden kann.
Schließlich sind noch die PCSK9-Hemmer eine Option, insbesondere für Patienten, bei
denen trotz einer optimalen cholesterinsenkenden Therapie mit Tabletten der LDL-C-
Zielwert nicht zu erreichen ist. Infos unter www.herzstiftung.de/cholesterinsenker
„Zusätzlich zu Medikamenten ist ein gesunder Lebensstil durch Rauchstopp, regelmäßige
körperliche Aktivität und gesunde Ernährung ein Therapiebestandteil, weil er vor anderen
Gefäßkillern wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht schützt“, so Laufs.
Bei erhöhten Triglyzerid-Werten steht hingegen – ähnlich wie bei hohem Blutzucker und
Bluthochdruck – der Lebensstil an erster Stelle, dann erst kommen Medikamente ins Spiel.
Triglyzeride gehören neben Cholesterin zu den wichtigsten Blutfetten. „Anders als das
LDL-C lassen sich Triglyzeridwerte sehr stark durch eine Änderung der Ernährung – vor
allem eine Minderung des Alkoholkonsums – und eine Normalisierung des Gewichts
sowie eine gute Blutzuckereinstellung regulieren.“
Welche Lebensstilmaßnahmen sind zu empfehlen?
Der Cholesterinspiegel im Blut wird zwar in erster Linie durch die Leber reguliert und nicht
durch Darm und Ernährung. Nur ein Drittel des Cholesterins nimmt der Körper über die
Nahrung auf, zwei Drittel des Blutfetts stellt er über die Leber selbst her. „Dennoch spielt
eine gesunde und ausgewogene Ernährung für das gesamte Risikogeschehen durch
Übergewicht, hohen Blutzucker und Bluthochdruck eine bedeutende Rolle“, bestätigt der
Kardiologe.
Der Leipziger Herzspezialist und die Deutsche Herzstiftung empfehlen für einen gesunden
Lebensstil allen voran den Verzicht auf das Rauchen, gefolgt von regelmäßiger Bewegung.
Für die tägliche Bewegung von 30 bis 45 Minuten sind Ausdaueraktivitäten wie Radfahren,
Laufen, flottes Spazierengehen, Joggen oder Schwimmen sehr zu empfehlen. In punkto
herzgesunde Ernährung raten Herzstiftung und Kardiologen zur Mittelmeerküche. Sie ist
reich an frischem Gemüse, Obst, Salaten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch,
Nüssen, Kräutern und pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl), die mehrfach ungesättigte
Fettsäuren enthalten. Insgesamt werden zudem nur wenige tierische Produkte genutzt. Infos
unter https://herzstiftung.de/mediterrane-ernaehrung
Was tun bei Muskelschmerzen durch Statine?
Patienten sind oft unsicher bei der Statin-Einnahme, weil Berichte zu Muskelbeschwerden
mit Statinen verbreitet sind. „Nehmen Patienten Cholesterinsenker ein und es kommt zu
Beschwerden, sollten sie zeitnah mit ihrem Arzt sprechen. Er kann klären, was genau die
Ursache der Beschwerden ist. Denn oftmals sind gar nicht die Medikamente Auslöser“,
erläutert der Leipziger Kardiologe. Daten aus großen Studien haben ergeben, dass die
Statin-assoziierten Muskelschmerzen (SAMS) insgesamt selten sind. Fazit:
Muskelbeschwerden sind zwar ein häufig berichtetes Symptom unter Statinen, aber wohl
zumeist nicht durch Statine verursacht (1). Im ersten Behandlungsjahr ist bei moderat
dosierten Statinen pro 100 behandelter Personen mit einem zusätzlichen Fall von
Muskelbeschwerden zu rechnen, der ursächlich auf die Statintherapie zurückgeführt
werden kann (2). Im Herzstiftungs-Podcast unter https://herzstiftung.de/podcast-statine-
schmerzen rät Prof. Laufs zudem: „Auf keinen Fall sollten Betroffene eigenhändig ihr
Statin absetzen oder die Dosierung reduzieren.“
(wi/Red.)
Jetzt reinhören! Podcasts mit wichtigem Wissen zu Cholesterin
Zwei Podcasts mit Prof. Dr. Ulrich Laufs im Expertengespräch mit wichtigen Informationen für
Patienten rund um Cholesterin sind zu hören unter:
https://herzstiftung.de/wichtiges-wissen-cholesterin
Informationen über Ursachen und Folgen hoher Cholesterinwerte sowie Möglichkeiten der
Therapie finden Betroffene und Interessierte unter https://herzstiftung.de/cholesterin und
https://herzstiftung.de/cholesterinsenker sowie unter https://herzstiftung.de/statine-irrtuemer
Den kostenfreien Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“ kann man unter
https://herzstiftung.de/bestellung oder per Tel. unter 069 955128-400 anfordern




