Gedicht: Eiserner Frieden

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Eiserner Frieden

Wir sitzen beisammen, mit Schatten im Blick und reden vom Frieden, als kehrte er zurück. Die Kinder malen die Welt in schönen Farben, doch draußen erklingt schon der erste Ton. Alarmierende Glocken verspotten den Frieden zum Hohn.

Wir hassen die Waffen, das ist gewiss, wir lehren die Liebe, wir predigen Licht. Doch einer muss wachen, wenn Dunkelheit ist, denn die Welt gehorcht dem Frieden nicht. Der Mensch braucht Frieden, Brot, ein Dach und ein Lied vor der Nacht, doch der Friede wird aus Eisen gemacht. Wir müssen uns stählen, wer das nicht tut, geht ins Verderben, doch bar jeder Schuld, wird er erzählen.

Die da rufen: „Nie wieder!“, sie haben recht. Doch auch jene, die Gräben zieh’n vor dem Gefecht, sie wollen nicht kämpfen, ihr Wille ist gerecht. Noch strahlt der Himmel in schönem Blau, bis das Grollen der Kanonen den Frieden raubt. Dann ist es zu spät für Erzählungen sacht, für Gedichte vom Frieden bei sternklarer Nacht.

Wir sprechen vom Frieden mit bitterer Lust. Das Herz voller Güte, doch das Schild in der Hand. Denn wer liebt, der stirbt zu still, und wer nur kämpft, vergisst die Wärme, den Schmerz, der ihn umgibt. Verzweifelt ist, wer beides begehrt. So stehen wir da, das Herz zerrissen, die Augen voll Zweifel, die Stimme voll Pflicht, uns droht das Jüngste Gericht. Doch der Krieg verschont die Friedfertigen nicht, er raubt ihnen Hoffnung und löscht ihr Gewicht, ihr Weg war nicht fertig, nein das war er nie.

Der Friede, er braucht Mut und Verzicht, braucht Liebe, Stärke und Pflicht. Er lebt nicht nur von Worten und sanftem Gesang, er braucht die Kohorten mit breiter Brust, zum Widerstand gegen die Kriegeslust.

Graf Franz Wilhelm von Falkenstein