Windflauten und die Folgen, März 2024

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Monatsübersicht und Prognose für 2030

Tabelle 1: Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen und zukünftigen Daten bis 2030

Erläuterungen zur Tabelle

Die Tabelle zeigt in normaler Schriftstärke die Ergebnisse aus dem laufenden Jahr 2024. Das vergangene Jahr bleibt abgeschwächt mit dargestellt und wird mit den aktuellen Monatsdaten überschrieben. Das erlaubt eine direkte, sichere Prognose für das Gesamtjahr, deren Genauigkeit vom saisonal geprägten Ähnlichkeitsgrad beider Jahresverläufe abhängt. Kritische Werte, wie die gesicherte Leistung, die maximale Ersatzkapazität (max EK) und der spezifische CO2 – Ausstoß werden in jedem Monat als graue Felder hervorgehoben. Der max EK – Wert ist zeitlich nicht prognostizierbar und muss daher, um vollständige Bedarfsdeckung zu garantieren, rechtzeitig mit grundlastfähigen regelbare Kraftwerksreserve vorgehalten werden.

Stromverbrauch und Stromerzeugung für laufendes Jahr 2024 (Bild 1) und Hochrechnung für das Jahr 2030 (Bild 2)

Bild 1: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch bei aktuellem Ausbauzustand im März 2024; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf. Datenquelle: smard [1]. Kurze Querstriche oberhalb der Verlaufsdarstellung bezeichnen Zeiträume mit Negativen Strompreisen (d.h. der Ökostrom wurde in diesen Zeiträumen wertlos!)

Bild 2: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch März 2030, hochgerechnet aus März 2024 entsprechend Planungsziel des BMWK für 2030 [4]; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf.

Stromverbrauch und Stromerzeugung im März 2024

Der Jahreszeit entsprechend erreichte die Sonneneinstrahlung im Mittel etwa 50% der Peak-Leistung (Spitzenwert im Sommer). Die Windstromerzeugung war zu Beginn des Monats etwa bis zu Tag 9 nur unterdurchschnittlich. Erst danach bis zum Monatsende zeigte sich die schon bekannte extreme Volatilität mit stundenweisen Überkapazitäten in der Spitze  mit +20% bezogen auf den Verbrauch. Die gesicherte Leistung des Ökostroms konnte, gerundet,  mit 8.000 MW ermittelt werden (siehe Tabelle 1). Daraus ergibt sich ein  durchschnittlicher Ökostromanteil am Verbrauch von 56 %. In den Diagrammen 1 und 2 werden die Durchschnittswerte von Erzeugung und Verbrauch als strich-punktierte Mittellinien dargestellt. An den durch kurze Querstriche markierten Stellen in Diagramm 1 traten jeweils negative Strompreise von -14 bzw -25 € je MWh auf [5]. Das bedeutet praktisch eine Art “Entsorgungsgebühr” für wertlos gewordenen Ökostrom im Intraday-Stromhandel. Diese extremen Schwankungen belasteten auch im März wieder die Frequenzstabilität die Versorgungssicherheit und die Dekarbonisierungsbestrebungen. Gegenmaßnahmen mit hohem Technik- und Kostenaufwand  in zweistelliger Milliardenhöhe sind die Folge. Die  Breitstellung von Ersatzleistung aus konventionellen Anlagen (Kohle, Gas, Import) wird zum Dauerzustand, da noch keine ausreichende Speicherkapazität zur Verfügung steht. Der maximale Ersatzbedarf, im Diagramm durch grünen Pfeil dargestellt, entspricht auch der größten im März aufgetretenen Versorgungslücke zwischen Ökostrom-Erzeugung und dem Verbrauchsdurchschnitt. Das führte im März 2024 zum oben angegebenen Spezifischen CO2-Ausstoß (374 Gramm CO2 je Kilowattstunde Stromerzeugung). Das ist leicht erhöht gegenüber dem Vormonat und aus klimaschutzgründen noch unzureichend. Es ist neben Polen der zweitschlechteste Wert in Europa.

Stromverbrauch und Stromerzeugung im März 2030 nach dem Plan des BMWK [4] – kann der Ökostromausbau mit 80% – Anteil in 2030 die Lösung sein?

Der 80% – Anteil Anteil des Ökostroms am Verbrauch wird durch eine Verdreifachung der installierten Erzeugungskapazität zwar planmäßig erreicht, aber nur als Durchschnittswert. Aufgrund der nicht aufgehobenen Volatilität nur an 13 von 31 Tagen. Die erforderliche Ersatzstrombeschaffung stammt überwiegend aus fossiler Kraftwerkstechnik, und auch immer noch aus importiertem “Atomstrom”. Daher wird der in der Tabelle angegebene CO2 – Ausstoß bei sehr viel mehr als 374 Gramm je kWh Stromerzeugung liegen. Der genaue Wert in 2030 hängt vom endgültigen Strommarktdesign in 2030 ab. Fazit: Die Verdreifachung der Ökostromerzeugung durch Ausbau von Wind- und Solarkraftwerke, sofern sie überhaupt politisch durchsetzbar ist, kann den Treibhausgasausstoss nicht signifikant und nachhaltig verringern!

 

Bitte beachten: bei den Diagrammen unterschiedliche Skalierung der Y-Achsen in Bild 1 und 2 (zur Verdeutlichung der Volatilität)!

Quellen:  [1] Strommarktdaten “smard” ; [2] Electricity-Maps; [3] Langfassung der Analyse beim Verfasser des Artikels erhältlich;

[4]  Deutscher Bundestag Drucksache 20/1630 Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor , Seite 137, Punkt 2

[5] Fraunhofer Energy Charts: Börsenstrompreise | Energy-Charts:

 

Bodo Zierenberg
Diplomingenieur im Ruhestand, berufliches Umfeld überwiegend in der Kerntechnik. Private Interessen: kritische Beobachtung der Energiewende, Beschäftigung mit klassischer Musik.