Windflauten und die Folgen, Oktober 2023

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Stromverbrauch und Stromerzeugung im Oktober 2023                                            – geringere Sonneneinstrahlung, weniger Tage mit Überkapazitäten, mehr Wind

Aktuelle Datengrundlage Oktober 2023, dargestellt in Bild 1, In Klammern: Vormonat

  • Monatsdurchschnitt der Ökostromeinspeisung (PV, Wind, Biomasse und Wasserkraft) ins Netz (blau): 29.318 MW (24.447),
  • Monatsdurchschnitt Verbrauch (rot): 52.729 MW (50.509)
  • Anteil des Ökostrom-Durchschnitts am Verbrauchsdurchschnitt: 56 % (48)

Aufgrund der Einspeiseschwankung des Ökostroms ergibt sich daraus:

  • Gesicherte Leistung des Ökostroms (Leistung, die zu jedem Zeitpunkt verfügbar war): 7.327 MW (6.364)
  • Maximale Ersatzkapazität (= größte erforderliche Leistung zur vollständigen Bedarfsdeckung): 45.402  MW (44.145)
  • Spezifischer CO2-Ausstoß des gesamten Strommix: 390 (404) g/kWh (Gramm je Kilowattstunde Stromerzeugung) [2]

Der in kurzfristigen Intervallen betrachtete Monatsverlauf des Ökostroms blieb stark volatil und war geprägt von vielen Erzeugungsspitzen, aber auch ebenso vielen Ertragseinbrüchen aufgrund von Windflauten bei gleichzeitig fehlender Sonneneinstrahlung. Aufgrund nachlassender Sonneneinstrahlung geringere Häufigkeit von Überkapazitäten zur Mittagszeit im Vergleich zum Vormonat. Die bis in den Schwankungsbereich des Verbrauchsverlaufs (rot) hinein reichenden Erzeugungsspitzen erreichten in wenigen Fällen, minuten- bis stundenweise, schon 100 % Bedarfsdeckung. Diese extremen Schwankungen müssen aus Netz-Sicherheitsgründen durch entsprechende Ersatzleistung aus konventionellen Anlagen (Kohle, Gas, Import) kompensiert werden. Das führte im Oktober zum oben angegebenen Spezifischen CO2-Ausstoß. Die maximale Ersatzkapazität entspricht auch der größten im Oktober aufgetretenen Versorgungslücke zwischen Erzeugung durch Öko-Energie und dem Verbrauchsdurchschnitt. Diese Ersatzkapazität ist zeitlich nicht genau prognostizierbar und muss daher aus Sicherheitsgründen jederzeit abrufbereit vorgehalten werden. Sie ist im Diagramm mit grünem Pfeil gekennzeichnet.

Bild 1: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch bei aktuellem Ausbauzustand im Oktober 2023; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf. Datenquelle: smard [1]

 

Stromverbrauch und Stromerzeugung im Oktober 2030

Hochgerechnete Datengrundlage für Oktober 2030, dargestellt in Bild 2:

  • Monatsdurchschnitt der Ökostromeinspeisung (PV, Wind, Biomasse und Wasserkraft) ins Netz (blau), wie geplant: 65.297 MW,
  • Monatsdurchschnitt Verbrauch (rot) wie geplant: 81.621 MW
  • Anteil des Ökostroms am Verbrauch wie geplant: 80 %

Ungeplant, als Resultat der Einspeiseschwankung des Ökostroms, ergibt sich daraus:

  • Gesicherte Leistung des Ökostroms (= Leistung, die zu jedem Zeitpunkt verfügbar sein wird): von 7.327 auf 9.713 MW erhöht.
  • Maximale Ersatzkapazität (= größte erforderliche Leistung zur vollständigen Bedarfsdeckung): von 45.402 auf 71.908 MW erhöht.
  • Spezifischer CO2-Ausstoß des gesamten Strommix: abhängig vom erreichten Strommarkt-Design im Bereich von 390 bis 500 g/kWh (Gramm je Kilowattstunde Stromerzeugung)
  • Erhöhung der ausbaufähigen Ökostrom-Erzeugung aus Wind und Solar, um das 80%-Ziel zu erreichen: Faktor 2,5
  • Erreichbare Dauer der 80% Bedarfsdeckung: an nur 15 von 31 Tagen !

Bild 2: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch Oktober 2030, hochgerechnet aus Oktober 2023 entsprechend Planungsziel des BMWK für 2030 [4]; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf.

 

Es zeichnet sich deutlich ab, dass durch den bloßen Zubau von Windenergie- und PV-Anlagen die Einspeiseschwankungen nicht verringert, sondern vergrößert werden. Nur für 15 von 31 Tagen kann das 80% – Ziel erwartet werden, dann allerdings mit noch um ein Vielfaches über den Bedarf (Verbrauch) überschießenden Spitzen. Das Maximum tritt, unter Beibehaltung gleicher Voraussetzungen wie in 2023 [3], am 03. Oktober um die Mittagszeit auf (etwa 12:15 Uhr). Da wurde der durchschnittliche Verbrauch um 78% über mehrere Stunden überschritten. Trotzdem werden immer noch ebenso zahlreiche tiefe Einbrüche auftreten, über den ganzen Monat verteilt. Ursache wird höchstwahrscheinlich weiterhin bleiben, dass die Erzeugungsspitzen der Erneuerbaren nicht für Schwachwindzeiten gespeichert werden können. Die Anforderungen an Bedarfsdeckung, Netzstabilität und Verringerung des CO2-Ausstosses werden noch weiter erschwert. Der Maximale Fehlbetrag zwischen Erzeugungstiefststand des Ökostroms (Ausschnitt A, grüner Pfeil) wird von 45.42 auf 71.908 MW anwachsen. Als Folge davon wird der entsprechende CO2-Ausstoß, gleiche Bedingungen wie im Oktober 2023 vorausgesetzt, mit Sicherheit deutlich über dem aktuellen 2023er Wert liegen, der noch einen Monatsdurchschnitt von ca. 390 Gramm CO2 je kWh Stromerzeugung aufwies (siehe oben). [2]. Er wird in Richtung 500 Gramm/kWh steigen, abhängig vom endgültigen Strommarktdesign.

Bitte beachten: bei den Diagrammen unterschiedliche Skalierung der Y-Achsen in Bild 1 und 2 (zur Verdeutlichung der Volatilität)!

Quellen:  [1] Strommarktdaten “smard” ; [2] Electricity-Maps; [3] Langfassung der Analyse beim Verfasser des Artikels erhältlich;[4] https://dserver.bundestag.de/btd/20/016/2001630.pdf, Seite 137, Punkt 2.

Bodo Zierenberg
Diplomingenieur im Ruhestand, berufliches Umfeld überwiegend in der Kerntechnik. Private Interessen: kritische Beobachtung der Energiewende, Beschäftigung mit klassischer Musik.