Reinhold Hahn: “Burgruine Grüningen von Burgmännern wachgeküsst und restauriert”

838
Grüninger Burg wurde über Jahrzehnte von "Burgmännern " restauriert (Bild: Heimatverein Grüningen)

Pohlheim – Im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Heimatvereinigung Watzenborn-Steinberg e.V. im Gasthaus „Zur Ludwigshöhe“, begrüßte deren Vorsitzender Dieter Schäfer den Vorsitzenden des Heimatverein Grüningen e.V., Reinhold Hahn, als Referenten mit dem Thema: „40 Jahre Restaurierung Burg Grüningen, Geschichte vor unserer Haustür.“ 

 

Heimatverein Grüningen im Jahr 1978 mit Fritz Tippmann als Vorsitzenden gegründet

 Hahn blickte in seinem Vortrag in die Anfangszeit der Restaurierung zurück, in der der Heimatverein Grüningen im Jahr 1978 mit Fritz Tippmann als Vorsitzenden gegründet wurde. Im Juni 1983 wurde dann mit den Arbeiten in der Burgruine begonnen. 

 

Der Vorsitzende des Heimatverein Grüningen e.V., Reinhold Hahn, berichtete detailliert über die Restaurierung der Burg in Grüningen

1983 wurde mit den Arbeiten in der Burgruine begonnen 

Über Jahre hinweg wurden in aufwendiger Handarbeit die Grundmauerreste von den Vereinsmitgliedern und Helfern freigelegt, Bäume und Gestrüpp entfernt und der Schutt portionsweise mit Schubkarren aus dem Burggelände herausgefahren und ordnungsgemäß entsorgt. Metertief wurde Schutt und Unrat mit „Hinterlassenschaften“ aus den vorhergehenden Jahrhunderten ausgegraben und vor der Entsorgung begutachtet und manchmal auch intensiver untersucht, um den Wert und die historische Bedeutung akkurat einzuordnen. 

 

Natursteine in der Gemarkung gesammelt

Nach Jahren intensiver Grabungen waren die Grundmauern freigelegt und gereinigt. Dann wurde die Restaurierung des Burgmauerwerkes begonnen. Auch heute werden bei Bedarf noch Natursteine in der Gemarkung gesammelt und mit speziellem Trasskalkmörtel im Mauerwerk verarbeitet. 

 

Kreisdenkmalpfleger Manfred Blechschmidt sein „zweites Zuhause“

Der damalige Kreisdenkmalpfleger Manfred Blechschmidt hatte in Grüningen zu dieser Zeit sein „zweites Zuhause“ gefunden und förderte mit seinem Rat die Burgrestaurierung. Die Außenmauer, der Palas und der Burgturm wurden abschnittsweise nach und nach in diffiziler Kleinarbeit wieder aufgebaut.

Der “Bergfried” wurde von den “Burgmännern” über Jahre in aufwendiger Handarbeit wieder hochgemauert (Bild:Heimatverein Grüningen)

tiefer Einblick in die Vergangenheit

Nach Meinung von Reinhold Hahn ähnelt die restaurierte Burg dem ursprünglichen Bauwerk und gibt damit einen tiefen Einblick in die Vergangenheit und das Bauhandwerk in dieser Zeit, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass die Burg im Mittelalter genau so gestaltet war. Der, die ehemalige Wasserburg umgebende Graben, sowie die Burgküche und andere Nebengebäude sind heute nicht mehr vorhanden.

 

die Burgruine diente vermutlich als „Steinlieferant“

Am stärksten gelitten hatte die Burg schon vor dem dreißigjährigen Krieg. Die Burg war mit hoher Wahrscheinlichkeit schon eine Ruine als fast alle Grüninger Häuser und die Kirche in den Wirren dieses Krieges aus- oder gänzlich abbrannten. Grüningen wurde anschließend wieder aufgebaut. Die Häuser, Wirtschaftsgebäude und die Kirche wurden wieder hergestellt. Die Burgruine diente in diesen Jahren vermutlich als „Steinlieferant“ beim Wiederaufbau der kleinen Stadt und später auch als Abenteuerspielplatz.

 

mit Akribie und viel Liebe zu den Details rekonstruiert

Erst in den achtziger Jahren wurde dieser unschöne Schutthaufen in der Mitte von Grüningen von den „Burgmännern“, wie sich die Vereinsmitglieder auch gerne nennen, „wachgeküsst“ und als „Liebeserklärung an die Vergangenheit“ mit Akribie und viel Liebe zu den Details rekonstruiert. Dafür wurde der Heimatverein 2008 mit dem

 

„Ehrenamtspreis des Landes Hessen“ ausgezeichnet. 

 

Nun ziert dieses Schmuckstück die Mitte Grüningens und wird von Vereinen als Veranstaltungsort genutzt. Die “Burgfrauen” öffnen in den Sommermonaten einmal monatlich das Burgcafe.

 

Veranstaltungsort für Vereine – Burgcafe im Sommer

Reinhold Hahn und der Heimatverein möchten deshalb das stark zerklüftete und „wellige“ Pflaster im Innenhof mit einem glatten Belag, mit „Sichtfenstern“ auf den ursprünglichen Zustand, den Ansprüchen der heutigen Zeit anpassen.

 

Pflaster im Innenhof den Ansprüchen der heutigen Zeit anpassen

In Abstimmung mit dem Ortsbeirat hofft der Heimatverein, gemeinsam mit der Stadtverwaltung, den städtischen Gremien und den Denkmalschutzbehörden einen pragmatischen Kompromiss zu erreichen, der sowohl der historischen Bedeutung des denkmalgeschützten Ensembles, als auch einer gefahrlosen und die bisherigen Nutzungsmöglichkeiten nicht einschränkenden Ausführung gerecht wird. Dabei soll der finanzielle Aufwand in einem vertretbaren Rahmen bleiben.