„Brokeback Mountain“ – die dramatische Liebesgeschichte zwischen Ennis Del Mar und Jack Twist im ländlichen Wyoming, die sich als Zwanzigjährige im Sommer 1963 auf dem Brokeback Mountain während eines Jobs als

Schafhirten kennenlernen und verlieben und ihre homosexuelle Liebe zwanzig Jahre lang in einer konventionellen Welt nur geheim leben können – ist den meisten durch den gleichnamigen Film von 2005 bekannt.
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte der amerikanischen Schriftstellerin Annie Proulx, die auch die Librettistin der Oper von Charles Wuorinen ist, die im Moment in der Inszenierung von Cathérine Miville mit dem Opernchor des Stadttheaters Gießen und dem Philharmonischen Orchester Gießen im Großen Haus aufgeführt wird.
Was die Zuschauer sofort beeindruckt, ist das fantastische Bühnenbild von Lukas Noll mit Videos von Marc Jungreithmeier. Mit beweglichen Wänden und Lichttechnik wird quasi ein 3D-Ambiente rekonstruiert. Die Berge erhöhen sich tief im Hinte
rgrund und erlauben auch, dass die Protagonisten hochklettern. Durch Projektionen taucht das Publikum in einer Berglandschaft mit Schneefall, grünen Wiesen mit Schafen, Flüssen und Abendstimmung mit Mond und Sternen ein. Auch die Innenräume, wie die Wohnungen, das Motelzimmer und die Landwirtschaftsmaschinenfirma, die nur mit wenigen Gegenständen eingerichtet sind, werden mit zahlreichen animierten Details durch Videos bereichert.
Die Musik könnte Zuschauer, die vielleicht romantische Themen erwarten, enttäuschen. In dieser modernen Oper gibt es keine wiederkehrenden Leitmotive oder melodischen Arien, die im Kopf bleiben. Es ist aber eine stimmungsvolle Musik, die fast wie ein Soundtrack wirkt und die Atmosphäre der jeweiligen Szenen passend unterstreicht. Die Aufführung könnte auch als Schauspiel mit dieser orchestralen Untermalung sehr erfolgreich dargestellt werden.

Bariton Sebastian Noack (Ennis) und Tenor Samuel Levine (Jack) verkörpern die zwei Protagonisten mit ihren Gefühlen und Beunruhigungen realistisch und ausdrucksvoll. Auch ihre Ehefrauen Alma (Sopranistin Antonia Bourvé) und Lureen (Mezzosopranistin Ilseyar Khayrullova) mit Emotionen und Träumen von einem gewöhnlichen wohlhabenden Leben sowie die anderen Nebenfiguren sind konkrete Charaktere mit persönlichen Eigenschaften.
Die Aufführung ist überzeugend und der lange Applaus am Ende beweist, dass das Publikum sie geschätzt hat.
Obwohl auf Englisch gesungen wird, ist der Text gut verständlich und man kann der Handlung problemlos folgen. Außerdem werden deutsche Übertitel gezeigt.
Wer sich von dieser emotionalen modernen Oper noch überzeugen lassen möchte, kann sie noch an drei Terminen besuchen: Samstag,

09.04.2022, Freitag, 29.04.2022, und Donnerstag, 12.05.2022, jeweils um 19.30 Uhr im Großen Haus. Die Aufführung dauert circa 2 ½ Stunden mit Pause.
Trotz Lockerungen der Corona-Regeln in Hessen ab dem 2. April gilt weiterhin die 3G-Regelung für alle Veranstaltungen des Theaters. Zur Sicherheit aller ist weiterhin das Tragen einer medizinischen oder FFP2-Maske sowie das Einhalten der allgemeinen Abstands- und Hygienereglungen erforderlich.




