Reisen mit Herzkrankheit? Das sollten Sie beachten

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Deutsche Herzstiftung

Hitze, Kälte oder Höhe können Herzpatienten belasten – lesen Sie hier, wie Sie Ihren Urlaub optimal planen

Reisen soll Spaß machen! Damit auch Herzkranke ihren Urlaub genießen können und dabei ihre Gesundheit nicht gefährden, sollten sie ihre Reise gut planen.

Mit Herzkrankheit in den Urlaub? Wer darf reisen?

Die gute Nachricht gleich vorneweg: Auch Menschen mit Herzproblemen müssen in der Regel nicht aufs Reisen verzichten. Grundsätzlich sollten Betroffene jedoch immer mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt Rücksprache halten, ob und wann eine Reise möglich ist oder nicht. Nur so lassen sich Risiken durch Überbelastungen oder etwa Fehleinschätzungen vermeiden. Erster Anhaltspunkt, ob eine Reise empfehlenswert ist, ist die Frage, wie belastbar sie sind. Generell gilt: Die körperliche Leistungsfähigkeit sollte nicht wesentlich eingeschränkt sein. Bestimmte Eingriffe und Erkrankungen am Herzen sollten eine bestimmte Zeit zurückliegen, um sicher in den Urlaub fahren zu können:

  • Eine Aufdehnung der Herzkranzgefäße, das Einsetzen eines Defibrillators oder eines Herzschrittmachers sollte in der Regel 1-2 Wochen vor Reiseantritt zurückliegen. Kurzfristigere Reisen sind möglich, sollten aber mit dem behandelnden Arzt/Kardiologen abgesprochen werden.
  • Ein Herzinfarkt oder eine Herzoperation sollten 2-4 Wochen zurückliegen.
  • Herz-Tipp:

    Herzpatienten sollten sich rund drei Wochen vor der Reise nochmals untersuchen lassen, damit die Stabilität der Erkrankung überprüft werden und die Medikation eventuell geändert werden kann.

    Das richtige Reiseziel für Herzpatienten

    Bei der Wahl des richtigen Urlaubsziels sollten Herzpatienten den Klima- und Zeitwechsel berücksichtigen.Sehr hohe Temperaturen können ohne Vorsichtsmaßnahmen bei vorbelasteten Menschen beispielsweise einen Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Aufenthalte in großen Höhen können den Herzmuskel zu stark belasten und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen. Tropische und subtropische, arktische und subarktische Klimata sind für Herzpatienten grundsätzlich nicht zu empfehlen, denn sie strengen das Herz-Kreislauf-System zu sehr an. Sinnvoller ist es, eine Klimazone zu wählen, an die der Körper bereits gewöhnt ist. Optimale Reisezeiten für Herzpatienten sind das Frühjahr und der Herbst.

    Vorbereitung ist alles!

    Ihre Ärztin oder Ihr Arzt hat Ihnen grünes Licht bezüglich Ihrer Herzgesundheit gegeben? Prima! Dann sollten Sie nun gemeinsam folgende weitere Fragen klären:

    • Eignet sich auch das ausgewählte Urlaubsziel für Ihre jeweilige Erkrankung?
    • Welche kardiologische Versorgung besteht am Urlaubsort?
    • Welche besonderen Belastungen sind zu vermeiden (z.B. Höhen über 2.000 Meter)?
    • Sind alle wichtigen Impfungen vorhanden (u.a. Tetanus)? Und sind besondere Reiseimpfungen nötig?
    • Wie ist die aktuelle Corona-Situation im Reiseziel und welche Einreisebestimmungen gelten?

    Urlaub im Corona-Zeiten

    Alle freuen sich auf den Sommer und gerade nach den zermürbenden Coronamonaten wollen viele Menschen wieder verreisen. Zwar sind viele Regelungen entfallen, jedoch muss man auch im Jahr 2022 teilweise noch Corona-Regeln beim Reisen beachten. So sollten Sie sich grundsätzlich vor Ihrem Reiseantritt über die Regeln, die an Ihrem Reiseziel gelten, über Reisewarnungen sowie über eventuelle Quarantänepflichten bei der Heimkehr informieren. Was in welchem Land gerade gilt, können Sie auf der Website des Auswärtigen Amts nachlesen, oder Sie informieren sich bei Ihrem Reiseveranstalter oder bei lokalen Behörden.

    Auch viele Hotels haben ihre Sicherheitsmaßnahmen während der Corona-Pandemie verstärkt. Informieren Sie sich bereits vor der Buchung, welche Reinigungs- und Desinfektionsverfahren wann und wo zum Einsatz kommen und ob das Personal Maske trägt. Gut zu wissen ist auch, wie das Belüftungssystem des Hotels funktioniert. Um Kontakte zwischen Gästen und Personal zu reduzieren, bieten viele Hotels einen Online-Check-in an und sorgen für Verpflegung auf dem Zimmer.

    Ratsam ist vor Ort die Einhaltung der Verhaltensregeln, die in der AHA-Formel zusammengefasst sind:

    • Abstand halten (mindestens 1,5 Meter),
    • Hygieneregeln beachten (richtiges Husten, Niesen und gründliches Händewaschen)
    • und im Alltag sowie auf Reisen Maske tragen.

    Sollten Sie aufgrund einer angeordneten Quarantäne länger im Urlaubsland bleiben müssen, sollten Sie auf einen ausreichenden Vorrat an notwendigen Medikamenten achten.

    Mit dieser Checkliste geht es auch mit Herzkrankheit sicher in den Urlaub:

    Sind alle Fragen geklärt, sollten Sie sich jetzt sorgfältig auf die Reise vorbereiten:

    • Sammeln Sie Ihre Krankheitsunterlagen (z.B. letzter OP-, Ultraschall- oder Röntgenbericht) und nehmen Sie sie mit an den Urlaubsort.
    • Achten Sie darauf, dass Sie eine ausreichende Menge der verordneten Medikamente einpacken (die Medikamente sollten im Handgepäck mitgeführt werden, um eine Versorgung auch bei Verlust des Reisegepäcks zu gewährleisten).
    • Führen Sie einen Medikamentenplan bei sich (z.B. bundeseinheitlicher Medikamentenplan) auf dem die Wirkstoffnamen Ihrer Medikamente verzeichnet sind. Die Handelsnamen unterscheiden sich im Ausland oftmals erheblich.
    • Suchen Sie sich schon zu Hause die Telefonnummern von Ärztinnen und Ärzten, Rettungswagen, Kliniken und kardiologischen Praxen heraus.
    • Denken Sie an Ihre Auslandskrankenversicherung, Ihre Krankenversicherungsunterlagen – und denken Sie daran: Im Ausland müssen Sie häufig jede Behandlung bar im Voraus zahlen.
    • Besorgen Sie sich eine Rückholversicherung und eine Reiserücktrittsversicherung.

    Die ausführliche Reise-Checkliste der Deutschen Herzstiftung können Sie hier kostenlos bestellen.  

    Wer sollte aufs Reisen verzichten?

    In einigen Fällen wird Menschen mit Herzproblemen klar davon abgeraten, eine Reise anzutreten. Dazu gehören Patienten mit:

    • Angina pectoris (Brustenge) bei geringen Belastungen wie beispielsweise Treppensteigen
    • zunehmender Angina pectoris (Brustenge)
    • Luftnot bei geringer Belastung wie Gehen zu ebener Erde oder Treppensteigen
    • zunehmender Luftnot oder zunehmenden Ödemen
    • wiederholtem Schwindel
    • plötzlichen Bewusstlosigkeiten

    Das sollten Sie bei Ihrer individuellen Erkrankung beachten

    Je nachdem, unter welcher Herzkrankheit Sie leiden, sollten Sie sich noch spezieller auf eine Reise vorbereiten. Lesen Sie hier, welche Unterlagen Sie dabeihaben und welche Vorsorgemaßnahmen Sie treffen sollten:

    Vor der Reise ein Belastungs-EKG machen lassen. Eine Reisefähigkeit ist in der Regel gegeben, wenn 100 Watt problemlos geschafft werden.

    • INR-Wert (Blutgerinnungswert) überprüfen
    • Gerinnungshemmer-Ausweis mitführen
    • Merkblatt zur Endokarditisprophylaxe (Zahnbehandlung u.Ä.) mitnehmen
    • Letzten Ultraschallbericht (Echokardiografie) dabeihaben 
      • Letzten Ultraschallbericht (Echokardiografie) dabeihaben
      • Letzten Röntgenbericht dabeihaben

       

      • Schrittmacher kontrollieren lassen
      • Schrittmacherausweis mitnehmen

      Vor Auslandsreisen empfiehlt es sich, den Hersteller des Defibrillators anzurufen, um sich Adressen im Ausland zu beschaffen, die bei Zwischenfällen Hilfe leisten können.

      Herz-Tipp:

      Einige Schrittmachersysteme verfügen über die Möglichkeit, eine circadiane Rhythmik zu programmieren. Bei einem Wechsel der Zeitzonen sollte diese Funktion zuvor deaktiviert werden. Im Rahmen von Sicherheitschecks können die begehbaren Detektoren mit Schrittmachern/Defibrillatoren benutzt werden. Manuelle Metalldetektoren sollten jedoch nicht direkt über das Aggregat geführt werden (Schrittmacherausweis vorzeigen).

      Was sollten Herzpatienten am Urlaubsort beachten:

      Haben Sie Ihr Reiseziel erreicht, sollten Sie mit einer langsamen Eingewöhnung beginnen, z.B. in den ersten Tagen auf Bergtouren verzichten oder lange Sonnenbäder vermeiden. Regelmäßige leichte bis mittlere Belastung ist auch im Urlaub wünschenswert, z.B. Wandern oder Radfahren – allerdings sollte diese nicht in der Mittagssonne stattfinden. Beim Schwimmen sollten Sie vorab jedoch mit Ihrem Arzt sprechen. Beim plötzlichen Einsteigen ins kalte Wasser oder beim Ausstieg aus dem Wasser kann es unter Umständen zu Kreislaufproblemen kommen.

      Patienten, die Medikamente nehmen, sollten ihre gewöhnte Einnahmezeit beibehalten, denn so ist die Gefahr am geringsten, dass das Medikament vergessen wird. Da sich im Urlaub die Essgewohnheiten ändern können, sollten Herzpatienten, die Marcumar einnehmen, ihre Gerinnung in kürzeren Abständen kontrollieren. Im Allgemeinen sollten Herzpatienten auf eine gesunde Ernährung (Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse, wenig Fett und Salz) und ausreichende Flüssigkeit (Mineralwasser, Tee) achten.

      Flugreise ja oder nein? Das sollten Sie wissen!

      Langes Sitzen bei Langstreckenflügen bringt die Gefahr einer Thrombose mit sich, die zu einer Lungenembolie führen kann. Ein besonderes Risiko einer solchen Gerinnselbildung haben Patienten mit Venenleiden, abgelaufener Venenthrombose, nach Operationen z. B. am Knie und im Bauchraum, mit Gerinnungsstörungen, Raucher, Frauen nach einer Geburt, Frauen, die die Pille einnehmen. Sprechen Sie mit dem Arzt über vorbeugende Maßnahmen, wie das Tragen von Thrombosestrümpfen oder das Verabreichen einer Heparinspritze. Patienten mit koronarer Herzkrankheit, Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Herzklappenpatienten, Schrittmacher- und Defiträger können fliegen, wenn sie gut belastbar sind. Die Krankenunterlagen sollten während des Fluges griffbereit sein. Defiträger sollten vorab die Fluglinie informieren.

      Insgesamt gilt für Patienten, die von Ihrem behandelnden Arzt als flugfähig angesehen werden, dass bei längeren Strecken eine Flugreise oftmals weniger belastend ist als die Fahrt mit dem Auto, die deutlich länger andauert.

      Reisehilfen für Herzpatienten

      Damit Sie als Herzpatient möglichst sicher auf Reisen gehen können, bieten wir Ihnen neben unserem Reise-Set (1x Checkliste Reise-Vorbereitung, 1x Med. Sprachführer für Herznotfall im Ausland, 1x Notfallausweis) weitere hilfreiche Materialien an.

Wolfgang Klaum
Ehrenamtlicher Beauftragter der Deutschen Herzstiftung