Drachenbootsportler*innen des Gießener Ruderclub HASSIA auf der 47. Vogalonga in Venedig

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Venedig, Italien. Am vergangenen Pfingstsonntag fand in Venedig zum 47. Mal die Vogalonga, eine Manifestation für den motorlosen Verkehr in der Lagunenstadt. Knapp 40 Paddler*innen vom Gießener Ruderclub HASSIA 1906 e.V. waren mit dabei.

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Während in Gießen die traditionelle Pfingstregatta der Ruderer ausgetragen wurde, waren die Paddler*innen der Drachenbootteams „Wilde Hassianer“ und „Gans Wild“ vom Gießener Ruderclub HASSIA 1906 e.V. unterwegs in Venedig, um an der 47. Vogalonga teilzunehmen.

Die Vogalonga ist keine klassische Regatta, sondern eine Art Rundfahrt muskelbetriebener Boote, um auf die Folgen des motorisierten Bootsverkehr und der damit verbundenen Verschmutzung und Unterspülung der Lagunenstadt aufmerksam zu machen.

Am frühen Morgen des Pfingstsonntags war es für die knapp 40 Paddler*innen so weit. In zwei vor Ort gemieteten Drachenbooten starteten sie am Strand von Punta Sabbioni, einer vor Venedig gelegenen Halbinsel, die Überfahrt über die Lagune zum Markusbecken, dem Startpunkt der Vogalonga.
Schon die Anfahrt war eine erste Impression einer Fahrt auf dem Meer, was zur ruhigen Lahn doch ein mächtiger Unterschied ist. Um nicht in der Lagune auf eine Sandbank zu fahren, wurde der offizielle Schifffahrtsweg genommen. Zwischen Wassertaxis und vielen Motorbooten ging es direkt Richtung Markusplatz. Gut durchgeschüttelt und klatschnass nach rund 10 km im Startbereich angekommen, erwartete die Gießener Paddler*innen ein überwältigender Anblick:

Rund 2000 Boote aller erdenklichen Kategorien: Ruderboote, 1er, 4er, 8er, 14er; Venezianische Traditionsboote, Drachenboote, Kajaks und viele andere Wasserobjekte tummelten sich im Markusbecken Über 8000 Menschen auf dem Wasser, die alle nur ein Ziel hatten – ein Zeichen zu setzen und gemeinsam Spaß zu haben.

Pünktlich um 9 Uhr ertönte der Kanonenschlag zum Start und es ging auf die 30 km lange Strecke. Eng an eng setzten sich die Boote in Bewegung.  Hier war höchste Konzentration der Steuerleute erforderlich, um Kollisionen mit anderen Wassersportlern zu vermeiden.

Es gab viele fantastische Momente während der Rundfahrt und einige improvisierte Wettkämpfe mit einzelnen Booten, manchmal mit einem anderen Drachenboot, manchmal mit einem Ruderboot, halfen den Paddler*innen Moral und Motivation zu bewahren.

Mit einem kleinen Zwischenstopp auf der Strecke ging es bei sommerlich feucht-warmen Bedingungen vorbei an den Inseln Vignole und Sant’Erasmo zur Insel Burano und weiter zur Glasbläserinsel Murano. Ein weiterer, kurzer Moment des Verschnaufens ergab sich nach gut 25 km durch das Nadelöhr bei der Einfahrt in den Canal Grande. Ein ganz besonderer Moment, auf den alle gewartet hatten.

Die letzten drei Kilometer durch das Herz Venedigs waren Höhepunkt der Vogalonga und zugleich der Lohn für alle Mühen. Fröhliche, erschöpfte und vor allem staunende Paddler*innen, wurden von tausenden begeisterten Menschen am Rand des Kanals bejubelt!

Die Durchfahrt unter der berühmten Rialto-Brücke dann ein weiterer Gänsehautmoment. Auch hier standen unzählige Menschen, die jedem ankommenden Boot, egal welcher Herkunft, applaudierten. Diese Eindrücke gehören zu den schönsten, die man als Wassersportler machen kann. Mit Überqueren der Ziellinie am Markusplatz wurden schließlich alle Paddler*innen namentlich erwähnt und bekamen ihre Medaillen und Urkunden von einem schwimmenden Steg aus zugeworfen. Die Hassia-Paddler*nnen wurden somit offizielle „Vogatori“: Bezwinger der Vogalonga.

Auf dem Rückweg zum Einstiegspunkt erlebten dann beide Boote die ganze Kraft der Fähren und Wassertaxis, die ab 15 Uhr wieder offiziell verkehren durften. Dank der Erfahrung und Nervenstärke der beiden Steuerleute, kamen beide Drachenboote nach wildem Ritt durch die beachtlichen Wellenberge der Lagune, wieder sicher am Strand von Punta Sabbioni an.

Die Erinnerungen an die vielen bunten und unterschiedlichsten Booten, an den Applaus der Menschen bei der Passage des Canal Grande und die herausfordernden 48 Kilometer mit dem Drachenboot werden bei allen Teilnehmenden noch lange nachhalten.

In wenigen Monaten schon, geht es für das Sport-Drachenbootteam „Wilde Hassianer“ erneut nach Italien zur „19. EDBF Club Crew – Europameisterschaften“, welche im September in Ravenna stattfinden wird.  Ohne Zweifel der diesjährigen Saisonhöhepunkt des erfolgreichen Gießener Drachenbootteams.