Soeben ausgelesen

114

Gran Paradiso“ von Grit Landau. – Der Roman brachte mich erneut ins fiktive Riviera-Städtchen Sant’ Amato. Im Jahr 1982 bittet Mafalda Amoretti geb. Lanteri ihre Nichte Gianna Perrin zu sich, um einen bei ihr verbliebenen Koffer mit Habseligkeiten der verstorbenen Cousine Maria, Giannas Mutter durchzusehen. Diese ist bekannt und berühmt für ihren Kampf als Partisanin im Aostatal während des 2. Weltkriegs. Das Tagebuch, das sie über diese Zeit schrieb, wurde veröffentlicht und ist inzwischen sogar Schullektüre. Die Notizen, die Gianna im Koffer findet, weichen jedoch in einigen Dingen erheblich ab von der ihr bisher bekannten Version. Wie war diese „Maria Mortale“ wirklich? Gianna stößt auf ein Geheimnis, das ihr ganzes Leben umkrempelt und die Sicht auf die dominante Mutter verändert.

Der Roman erzählt auf 2 Zeitebenen. Der Strang, der ins Jahr 1944 führt, der das Leben und Sterben der Partisanen schildert, ist harte Kost. Gerade in Zeiten wie diesen, da man täglich Berichte in den Medien liest, sieht und hört über ein europäisches Land, das für seine Freiheit und Unabhängigkeit kämpft.

Und doch empfehle ich diese mit viel Empathie erzählte Geschichte gerne weiter. Nicht nur an historisch interessierte LeserInnen. Im Anhang ein Glossar der wichtigsten Begriffe, Kurzbiografien einiger bekannter Partisaninnen, eine Literaturliste und ein Nachwort darüber, was Fiktion und was Realität ist bzw. war. Sehr gut!

Die Birken der Freiheit“ von Christine Kabus. – Auch in diesem Roman geht es um Freiheit und Selbstbestimmung und zwar in Estland, dem nördlichsten der Baltikumstaaten. Auf 2 Zeitebenen verfolgen wir LeserInnen das Schicksal mehrerer starker Frauen, die sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen, verknüpft mit der Geschichte Estlands.

Kurz vor dem Beginn des 1. Weltkrieges reist Wilhelmine von Rahden mit ihrer Zofe Luise Gerdes nach Livland, um dort nach dem Willen ihrer Mutter den Sohn einer adligen, deutschbaltischen Familie zu heiraten. Die junge Frau hat andere Vorstellungen von ihrer Zukunft. Sie strebt danach, Medizin zu studieren, was jedoch für Frauen der damaligen Zeit nahezu unmöglich war. Dennoch setzen Wilhelmine und Luise alles daran, diesen Traum zu verwirklichen.

Im Jahr 1989 sind die Esten noch immer von der Vorherrschaft der UdSSR geprägt, aber der Widerstand wird lauter und heftiger. Merike Ilves, eine Nachfahrin einer der Erstgenannten, steht für den sich durch Glasnost aufkommenden Willen ein eigenständiger Staat zu werden und das jahrzehntelange sowjetische Joch abzuschütteln.

Ein spannender, mitreißender, gut recherchierter Roman.