Hungen-Süd muss zukunftsfähig werden

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Grüne fordern gründliche Überarbeitung der Planung vor Offenlage

Nachdem die Stadt bisher bereits 3,5 Mio. Euro für Erstellung der Planungen und Ankauf der Flächen für das Gewerbegebiet Hungen-Süd ausgegeben hat, zeichnet sich für die Grünen noch immer keine sinnhafte Strategie für die Entwicklung der Flächen ab. Ursprünglich sollte das Ganze damit refinanziert werden, dass nach Inkrafttreten der Satzung, das Gros der Flächen großparzelliert verkauft wird. In der jüngsten Pressemitteilung der Hungener CDU ist von „drei Flächen für traditionelle Unternehmen“ die Rede.

Die seitens der Verwaltung den Stadtverordneten vorgelegte Liste zeigte, dass Interessenten überwiegend dem Bereich Logistik und Großhandel zuzuordnen waren. In Anbetracht dessen, dass derartige Ansiedlungen der Kommune selten relevante Steuereinahmen bringen, nur wenige Arbeitsplätze schaffen dafür aber ein Höchstmaß an Verkehr und Lärm erzeugen, haben diese Planungen im Parlament keine Mehrheiten gefunden. Zwischenzeitlich hatten sich auch große Teile der Bevölkerung des besonders von diesen Planungen betroffenen Stadtteils Inheiden vehement gegen diese Form der Vermarktung des Gewerbegebietes ausgesprochen. Zu guter Letzt wurde ein Runder Tisch vereinbart, an dem neben den Parteien auch Vertreter der betroffenen Bürgerschaft eingebunden werden sollten, um gemeinsam ein zukunftsfähiges Vermarktungskonzept zu entwickeln. Die Präsentation der bisherigen Pläne brachte auch auf einer Bürgerversammlung heftige Kritik. Ohne dass ein einziges Treffen am Runden Tisch überhaupt stattfand, hat die Verwaltung einen völlig unzureichend überarbeiteten Bebauungsplan ein zweites Mal offengelegt. Auf Antrag von Pro Hungen wurde diese Offenlegung mit den Stimmen von SPD und Grünen, bei Enthaltung von FW und CDU nun gekippt. Statt dafür zu sorgen, dass die Wünsche der betroffenen Bürger gebührend berücksichtigt werden, sieht die CDU im Nachspiel der Abstimmung nun lieber „die wirtschaftliche Entwicklung Hungens erheblich gefährdet.“

Derweil weisen die Grünen auf eine Studie des Umweltbundesamtes hin, die in Zusammenarbeit mit dem Institut der deutschen Wirtschaft erstellt wurde. Hier ist zu lesen: „Aktuell stellt jedes dritte der geplanten Siedlungsprojekte aus rein ökonomischer Sicht für die Kommunen ein Verlustgeschäft dar. Das heißt, mit der Entwicklung der Fläche würde eine Kommune mehr Ausgaben haben, als sie Einnahmen erzielen kann. Im Feldexperiment lagen 92 Prozent der fiskalisch unrentablen Baugebiete im Außenbereich” (Herausgeber: Umweltbundesamt, UFOPLAN-Vorhaben Förderkennzeichen 3712 16 100). Ein Grund mehr, Hungen-Süd kleinteilig, an den Interessen der Stadt orientiert und nachhaltig zu entwickeln.

Mit der derzeitigen Planung für Hungen-Süd hat die CDU in gewisser Weise völlig recht, wenn sie von einem Millionengrab spricht. „So wie von der Verwaltung geplant, wird Hungen-Süd sicherlich eines werden“, meint dazu Wolfgang Macht, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Hungener Stadtparlament. „Letztlich sollte die Stadt ihren Bürgern dankbar sein, dass sie derartige Planungen nicht nur kritisch hinterfragen, sondern engagiert mit konstruktiven Vorschlägen begleiten. Die Hungener Grünen werden an einer in die Zukunft gerichteten und dem örtlichen Bedarf angepassten Erschließung des Gewerbegebietes Hungen Süd sicher mitarbeiten und fordern, die Pläne vor den nächsten Offenlegung entsprechend anzupassen.