Hausschlachtung bei Kreuters durch Heinz Diehl

11. April 2021

Aus dem Archiv des Allendorfer Heimatmuseum

Die Hausschlachtung

Worschdsubb (Wurstsuppe) ist die übliche Bezeichnung für Hausschlachtung vor allem im Blick auf das üppige Schlachtessen, ein Familienfest, zu dem auch Nachbarn und Bekannte eingeladen wurden.

Aus naheliegenden Gründen wurde im Winter geschlachtet. Der nebenberuflich tätige Hausmetzger zog von Hof zu Hof mit seinem „Schlachtgeschirr“, das aus Holzhammer, Schlagbolzen, Sautrog, Schabschelle, Dreibock, Schlachtbank, Hackbrett, Wurstmaschine, Handwolf, Wurstlöffel, Stahl, Messer u. dgl. m. bestand. Nachdem das Schwein getötet war und der Fleischbeschauer es für die Weiterverarbeitung freigegeben hatte, wurde es in verschiedene Teile wie Schinken, Speckseiten, Solber- und Wellfleisch zerlegt. Anschließend erfolgte die Herstellung der verschiedenen Wurstsorten, wie Bratwurst (Mett- oder Rotwurst) sowie der Kochwurst (Leber- und Blutwurst sowie Presskopf). Die Wurstrezepte waren von Ort zu Ort und oft auch von Hausmetzger zu Hausmetzger verschieden. In Allendorf und auch in den Stadtteilen waren mehrere Hausmetzger tätig, aus denen sich die einzelnen Familien „ihren“ Hausmetzger auswählten.

Neben genannten Wurstsorten wurden in unserem Bereich Kartoffelwurst und Kaffeewurst (Sauhoink) zubereitet. Für die Herstellung der Kaffeewurst nahm man zerkleinerte Pellkartoffeln, Reste von allen Wurstsorten, erkaltetes Blut sowie verschiedene Gewürze. Die Kaffeewurst wurde mehrere Stunden unter Rühren gekocht, bis sie eine dunkelbraune Farbe annahm. Vielleicht leitet sich von der dunkelbraunen Farbe auch die Namensgebung her. Vor dem Verzehr erhitzte man den Sauhoink. Er wurde sowohl als Brotaufstrich als auch zu Pellkartoffeln gegessen.

Das Schlachtessen bestand aus Wurstsuppe, Wellfleisch, Sauerkraut, Meerrettich, Roten Rüben und Kartoffeln. Natürlich fehlten zur besseren Verdauung auch alkoholische Getränke nicht.

Die Tage nach der eigentlichen Hausschlachtung brachten für die Hausfrau noch eine Menge Arbeit. Das Fett musste ausgelassen werden, alles Fleisch, das durch Salz haltbar gemacht wurden sollte, kam in die „Solberbütt“. Die Würste wurden zum Räuchern auf Stangen gehängt. Das während des Jahres gesammelte Buchensägemehl kam in einen eisernen Topf und gab, wenn es zum Schwelen gebracht wurde, den für das Haltbarmachen notwendigen Rauch ab. Koteletts bewahrte man längere Zeit auf, indem man sie auf den Boden eines Steinguttopfes legte und luftdicht mit weichem Fett verschloss.

Nach einer Statistik wurden 1980 im Landkreis Gießen noch 13074 Schweine, 450 Schafe und 400 Rinder hausgeschlachtet. Heute sind Hausschlachtungen eher eine Seltenheit. Hausmacher Wurst, Kaffeewurst (Sauhoink) und Kartoffelwurst sind nach wie vorher begehrte und geschätzte Spezialitäten.

Schlachten bei KreutersHausmetzger Heinz Diehl schlachtet bei Familie Anna und Karl Kreuter, Bahnhofstraße 5, Allendorf (Lumda), Foto 1960er Jahre.

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Heimat- und Verkehrsverein Allendorf (Lumda)
Der Heimatverein hat auch museale Abteilungen, wie die große Blechspielzeugsammlund von Reinhold Gruninger. Es finden auch in normalen Zeiten Autorenlesungen statt

2 Kommentare

  1. Ich frage mich heute noch, wieso Hausschlachtwurst besser schmeckte als das was man kaufen konnte! Wir haben auch mehrmals geschlachtet – selbst gezogene Schweine.
    Mit dem Geschmack führe ich es auf die Gewürze zurück: Muskat, Knoblauch, Pfeffer etc. Wahrscheinlich sind die Gewürze den “normalen” Metzgern zu teuer.
    Heinz hatte aber auch noch eine Gewürzmischung dabei – er verriet aber nicht aus was sie bestand!
    Reinhold Gruninger