Stichwort: Hausbesuch (17)
Lollar | Oh Gott, Die Tierärztin impft mich............
Gießen | Als ich Rudi in seiner kleinen Dachkammerwohnung besuchte, begrüßte er mich überschwänglich:
„Darf ich mich vorstellen?! Ich bin der Theaterdirektor meiner Träume. Wenn ich schlafe, rufe ich: Hereinspaziert ihr Träume. Und schon hänge ich am Narrenseil und halte dort oben am Himmel mein Schicksal in der Hand, um in die Nacht zu entschweben. “
Ich merke immer an seinem Tonfall, diesem Hauch ...
Gießen | Kalle entzog sich schon lange den Menschen:
Immer, wenn ich ihn sah, war ich irritiert, dass er beim Sprechen kaum noch die Lippen bewegte. Ich besuchte ihn oft, denn Kalle litt unter einer schweren Nervenentzündung. Seitdem hatte er diesen merkwürdig schlackernden Gang eines Seemannes. Als er aber auch noch sein Bein brach, verlangte er immer öfter nach seinen Schmerzmitteln. Wenn ich ihm dann ...
Gießen | Clemens war nicht einer dieser Alkoholiker, die am Ende des Stammtisches sitzen und trotzdem immer wieder das Wort an sich reißen. Er war ein stiller Mensch. Das wusste man.
Und so bemerkte auch keiner, wenn sich Clemens betrank. Dabei verließ er immer als Erster den Stammtisch. Er war ein pünktlicher Mensch. Nach ihm konnte man die Uhr stellen...
Kurz, jeden Freitagabend um 23 Uhr rückte ...
Gießen | Als ich Waldemar, meinen Malerfreund, besuchte, saß er am Frühstückstisch und blätterte lustlos in der Zeitung. Ich setzte mich zu ihm an den Esstisch, während er wie ein Kind dünne Honigfäden über seine Brötchen zog.
„Mir fällt es wirklich schwer allein zu sein…,“ sagte Waldemar und schob mir die Kaffeekanne hin.
„Ist das Deine neue Arbeit?“ sagte ich und nickte dem Tonentchen zu, das im ...
Gießen | Wissen Sie, sagte Herta, die Generationen vor uns waren bei der Wahl ihrer Partner auch nicht romantischer. Und ich hatte schon lange keine Eltern mehr. Bei wem also sollte Rudi um meine Hand anhalten?
Im Übrigen war er schon ein alter Mann, als wir zum Standesamt gingen. Und da er sowieso immer das letzte Wort hatte - warum sollte ich da „nein“ sagen?
Und so versprachen wir uns nach dem ...
Gießen | Immer wenn ich Frau Winter besuchte, saß sie in ihrem Schaukelstuhl und las. Dann lag die gehäkelte Wolldecke auf ihren Knien und ihre eingefallenen Schultern wärmte ein rostfarbenes Plaid. Ihr Kopf aber lag halslos auf ihrem Brustbein. Sie litt unter Osteoporose.
„ …immerhin kein Alzheimer, “ lächelte Frau Winter und nahm ihre Brille ab, die dann an einem Goldkettchen auf ihrem Busen baumelte. ...
Gießen | In diesem mit Nippes überladenen Wohn-Schlafzimmer konnte man Frau Maria B. kaum sehen. Sie lag schon seit Jahren in ihrem Bett und ihre ausgetretenen Hausschuhe warteten darauf, dass sie aufstand.
Frau Maria B. lebte allein. Sie hatte ein vogelartiges Gesicht und diesen endlos langen Haarzopf, der sich über ihr Kopfkissen kringelte wie eine Schlange. Dabei war sie sehr blass. Wie oft klagte ...
Gießen | Toni war eigentlich nie krank. Das muss ich zugeben. Nur einmal bestellte er mich zu einem Hausbesuch.
Kaum betrat ich seine Wohnung, da musste ich mich schon vom Flur aus durch wild wucherndes Pflanzengestrüpp hindurchkämpfen. Dabei strichen mir fleischige Blätter und glänzende Stängel klebrig durch das Gesicht:
„Die wachsen am besten mit der Pille…“ rief mir Toni aus dem Schlafzimmer zu, ...
Gießen | Als ich in das Zimmer kam, sah ich, dass das zweite Bett ordentlich bezogen war.
„Der ist am Wochenende immer bei seinen Kindern, “sagte der alte Mann, der auf seinem Bett saß. Dann schloss er wieder seine Augen, als meditiere er. Auf der einen Seite des kleinen Zimmers standen zwei kleine Sessel und ein Tisch. Auf der Fensterbank ließ die Topfpflanze ihre Blätter hängen. Die Farbe der Wände ...
Gießen | Die alte Frau lag schlaff in ihren Kissen. Ihre Glieder waren auf merkwürdige Weise verdreht. Man musste sie nur noch anfassen, um zu wissen, dass sie ihr Genick gebrochen hatte.
„Den Sieg über das Leben kann man sowieso nicht erreichen...“ Das sagte sie oft. Sie wollte verbrannt werden, bevor sie ihr „böser Geist“ verließ.
„Sie sehen ja selbst, ich wohne nur dreihundert Meter Luftlinie vom ...
Gießen | Als ich die Schelle drückte, auf der kein Name stand, beugte sich dort oben im 3. Stock Herr Mees kurz aus dem Fenster, um dann wieder zu verschwinden.
Nachdem hinter mir die Haustür ins Schloss gefallen war, stand Herr Mees in seinem Bademantel schon oben am Treppenabsatz und wartete auf mich. Er nickte mir freundlich zu und bat mich hereinzukommen. Er bewegte sich so lautlos, als sei er ...
Gießen | Herr A. war davon überzeugt, dass seine Frau die Schwere seiner Krankheit nicht begriff. So war er nur noch gereizt, wenn sie den Mund aufmachte. Dann drehte er seinen Kopf zur Wand und schwieg.
„Man muss ihm Mut machen, indem man ihn entmutigt, “ sagte ich zu seiner Frau.
„Das ist aber paradox…, “ sagte sie und sah mich zweifelnd an.
Aber schon am nächsten Tag riet sie ihrem Mann sich ja zu ...
Gießen | Herr G. hatte kurze Arme und einen rudernden Gang. So, wie er sich bewegte, war das seine eigentümliche Art mit der Schwerkraft umzugehen. Mich aber erinnerte er immer an einen Pinguin.
Als ich zum Hausbesuch gerufen wurde, stand Herr G. in Socken auf dem Treppenabsatz und schimpfte. Sein nackter, verschwitzter Oberkörper wölbte sich bedrohlich über die verschlissene Unterhose. Er war unrasiert ...
Gießen | Frau A. betrachtet die Fotos ihrer Nebenbuhlerin, an den sie ihren Mann verlor. Irgendwann fand sie das Versteck, in dem ihr Ehemann die Bilder aufbewahrte. Dieser Hobbykeller war ihr schon immer suspekt. Nun zeigte Frau A. jedem, ob er es nun wollte oder nicht, diese Fotos:
„Was fand er nur an ihr...? Sie war weder jung, noch schön…“ sagte Frau A. erstaunt. „Dabei kann ich mich kaum noch an ihn ...
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