Bundestagsabgeordneter Felix Döring besucht Reha-Werkstatt der Lebenshilfe Gießen

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Freuten sich über den gemeinsamen Austausch in der Reha-Werkstatt (Standort Mitte) der Lebenshilfe Gießen (v.l.n.r.): Benjamin Vogels (Sozialdienst Reha-Werkstatt), Maren Müller-Erichsen (Aufsichtsratsvorsitzende Lebenshilfe Gießen), Bundestagsabgeordneter Felix Döring, Lebenshilfe-Vorstand Dirk Oßwald sowie Sebastian Hermann, Daniel Tabert und Michael Kraus (alle drei Werkstattrat).

Giessen (-). Der heimische Bundestagsabgeordnete Felix Döring (SPD) informierte sich am Montag, 2. Mai 2022, bei einem Besuch der „Reha Mitte“ der Lebenshilfe Gießen über die Arbeitsbedingungen in der Werkstatt. Diese bietet Menschen mit einer chronischen psychischen Erkrankung oder einer Behinderung, die keinen Zugang zum regulären Arbeitsmarkt finden, einen Arbeitsplatz. „Eine wichtige Aufgabe, denn auch über Arbeit wird gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht“, stellt Döring fest.

Lebenshilfe-Vorstand Dirk Oßwald, Maren Müller-Erichsen (Aufsichtsrat), Benjamin Vogels (Sozialdienstleitung), Sebastian Hermann, Kenneth Nolte, Daniel Tabert (alle Werkstattrat) und Aygül Pulina (Frauenbeauftragte der Werkstätten) führten durch den Betrieb und informierten über die Tätigkeiten und sozialpolitischen Rahmenbedingungen. Schnell wurde klar, wie vielseitig die Arbeitsplätze sind. Die rund 200 Mitarbeiter*innen haben hier die Möglichkeit, in verschiedene Tätigkeitsfelder einzusteigen und sich dann nach ihren Bedürfnissen weiterzubilden oder aber an eine vorhandene Ausbildung anzuknüpfen und in ihrem früheren Beruf zu arbeiten. In der Schreinerei werden vorrangig Möbel aber auch Produkte z.B. für Heimtiermärkte gebaut. Ein anderer Zweig digitalisiert im großen Stil in Papierform archivierte Dokumente für Behörden. In der Druckwerkstatt für Werbetechnik werden hochwertige Werbeprodukte wie Einkaufstaschen oder Folierungen für Schaufenster oder Fahrzeuge hergestellt. „Hier wird deutlich, wie schnell eine Erkrankung oder ein Schicksalsschlag zu einer eingeschränkten Berufsfähigkeit führen kann und dass wir Einrichtungen wie die Reha-Werkstatt Gießen Mitte dringend brauchen. Es kann jeden treffen und dann ist es wichtig, dass es solche vielfältigen Angebote gibt, die bei der beruflichen Reintegration unterstützen. Es gibt keine typische Biografie, die in eine Reha-Werkstatt führt“, so Döring.

Viele Mitarbeiter*innen werden auch in Praktika oder auf Außenarbeitsplätze bei externen Firmen vermittelt, was ihnen den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt ermöglichen kann. Durch das Bundesteilhabegesetz haben die Mitarbeiter*innen umfassende Rechte bei der betrieblichen Mitwirkung und wählen an jedem Standort einen Werkstattrat und eine Frauenbeauftragte.

Während des Rundgangs stellten dem Abgeordneten viele Mitarbeiter*innen Fragen zu politischen Themen, von denen eines besonders drängend ist: die Entlohnung der Mitarbeiter*innen, die mit durchschnittlich zwei Euro weit unter Mindestlohn liegt. Im anschließenden Gespräch mit Vertretern der Geschäftsführung und des Werkstattrats erläuterten diese die rechtlichen Grundlagen des „arbeitnehmerähnlichen Arbeitsverhältnisses“. Einerseits garantiert dieses den Mitarbeiter*innen besondere Rechte, gerade auch was die Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen angeht. Andererseits führt dieses dazu, dass die Mitarbeiter*innen vom Mindestlohn ausgenommen sind und somit neben ihrem Verdienst über die Grundsicherung aufstocken müssen. Eine Situation, die sich bisweilen sehr entmutigend und wenig wertschätzend anfühle, so Werkstattratsvorsitzender Tabert. Bei einem Einsatz in externen Betrieben führe dies dazu, dass auch Jahressonderzahlungen wie Weihnachtsgeld voll auf die Grundsicherung oder Erwerbsminderungsrente angerechnet werde. Ebenso bedeute dies einen absurden bürokratischen Mehraufwand für die Mitarbeiter*innen wie auch die Behörden.

„Ich werde mich für eine Reform der Entlohnung von Mitarbeiter*innen in Betrieben der beruflichen Rehabilitation einsetzen”

Zum Abschluss kündig Döring an: „Ich werde mich für eine Reform der Entlohnung von Mitarbeiter*innen in Betrieben der beruflichen Rehabilitation einsetzen. Derzeit warten wir auf eine umfangreiche Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, die die rechtlichen und finanziellen Spielräume auslotet und spätestens im nächsten Jahr vorliegen soll. Ein Zwischenbericht liegt bereits vor und zeigt, dass Verbesserungen sogar kostenneutral möglich sein müssten – durch eine bessere Entlohnung könnten Sozialleistungen teilweise überflüssig werden. Ich werde mich dafür einsetzen, dass hier nach Vorliegen der Studie möglichst schnell Bewegung in die Sache kommt.“

Lebenshilfe Gießen
Die Lebenshilfe Gießen e.V. ist ein gemeinnütziges Unternehmen und begleitet über 3000 Menschen mit und ohne Behinderung in ein selbstbestimmtes Leben.