Buchtipp

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Cover-Download des Verlages Gerth

„Der Sommer danach“ von Elisabeth Büchle. – Es ist der Sommer 1945. Der Krieg ist zu Ende, Deutschland liegt am Boden. Im Schloss Cecilienhof in Potsdam fand vom 17. Juli bis 2. August die Dreimächtekonferenz mit den „Großen Drei“, Churchill (später Atlee), Truman und Stalin, statt, wo die Zukunft des geschundenen Landes, ja fast ganz Europas, für viele Jahrzehnte verhandelt und beschlossen wurde.

Am Rande der Tagung bahnt sich eine zarte Liebesgeschichte an zwischen Karla Bergmann, Tochter eines hingerichteten Widerstandskämpfers und lange als sogenanntes „Geisterkind“ in Sippenhaft, und dem englischen Techniker Ray Carter, der die Deutschen, nachdem er ihre KZs gesehen hat, eigentlich hasst und verachtet. Ray hatte Carla vor der Vergewaltigung durch einen Russen gerettet und sie mit Joan Bright, einer Mitarbeiterin der britischen Delegation bekannt gemacht. Wegen ihrer sehr guten Sprachkenntnisse verpflichtet diese die junge Deutsche als Dolmetscherin für die Konferenz. Carla ist glücklich über ihre Anstellung und Anerkennung, von ihren eigenen, ebenfalls für die Konferenz rekrutierten Landsleuten dagegen, wird sie wegen ihrer Abstammung und des Umgangs mit dem „Feind“ als Verräterin beschimpft, gar als „Britenschlampe“ bezeichnet Sie weiß, dass die Liebe zu Ray verboten ist und wohl kaum eine Zukunft hat.

Sehr einfühlsam erzählt die Autorin in welchem Zwiespalt die beiden jungen Leute stecken. Den Ablauf der Konferenz hat Büchle hervorragend recherchiert und verständlich beschrieben. Weitergehende Erklärungen findet der Leser in zahlreichen Fußnoten. Im Anhang gibt es eine Liste der genannten historischen Personen darunter Ian Fleming, späterer Verfasser der James-Bond-Romane, der im 2. Weltkrieg für den britischen Marine-Nachrichtendienst tätig war.

Ein empfehlenswerter, fesselnder historischer Roman, der die erste Zeit nach der Kapitulation eindrucksvoll wiedergibt und auch die Schuldfrage anspricht.