Wildnisfond des Bundes finanziert Klimaresistenz

188
Blick in einen geschädigten Buchenwald
Mit Mitteln aus dem Wildnis-Fond des Bundes könnte der Hungener Stadtwald klimaresistenter werden. (C) Bündnis 90 / Die Grünen / Foto: Gerhard Weissler

Zum Erstaunen der Grünen kämpft die Hungener CDU verbissen für ein längst gescheitertes Konzept der Forstwirtschaft

Aufgrund erheblicher Schäden im Wald und unklarer Strategien zur Pflege und Aufforstung hatten jüngst die Naturschutzverbände Nabu und HGON alle Fraktionen im Hungener Stadtparlament zu einer Waldbegehung geladen. Alle kamen – nur von den Vertretern der CDU-Fraktion war niemand erschienen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die jüngste Pressemeldung der Konservativen durchsetzt ist von sachlichen Fehlern und unsachlicher Aggression gegenüber den Vertretern von Bündnis 90 / Die Grünen.

Deshalb, so die Hungener Grünen, hier erneut die Fakten: Es geht bei der Teilnahme am Bundesprogramm „Wildnis“ nicht darum, den gesamten Hungener Stadtwald mit einer Größe von 1.200 ha aus der Nutzung zu nehmen. Es geht nur darum einen Teil der Nutzungsrechte an einer ca. 200 ha großen Waldfläche gegen eine sehr angemessene Entschädigung abzutreten. Wahrheit ist, die Stadt Hungen bleibt Eigentümer des Waldes. Eine angrenzende 1.000 ha große Fläche wurde bereits von der Landesregierung und der Privatwaldverwaltung Solms-Laubach entsprechend eingebracht. Verkauft wird also nicht die Fläche, sondern die dort stehenden Bäume. Der Jagdnutzen und andere Nutzungen bleiben weiterhin bei der Stadt Hungen. Die Stadt kann als Flächeneigentümer zusammen mit einem Sachverständigen eigenständig ein Wege- und Jagdkonzept für die Fläche entwickeln. Der Zugang zum Wald ist damit für die Bevölkerung im bisherigen Umfang ermöglicht, nur dass aus einem Teil der bisherigen Waldwege, die häufig durch Holzabfuhr stark mitgenommen sind, spannende Wanderwege und Nature Trails werden.

Mit den mehr als üppigen Einnahmen, die für die stehenden Bäume der 200 ha Fläche bezahlt werden und die den Ertrag der Holznutzung bei weitem übertreffen, kann die Stadt Hungen ihre übrigen 1.000 ha Waldfläche zukünftig klimastabil und naturnah bewirtschaften. Weiterhin entstehen durch diese Einnahmen die für Hungen dringend benötigten finanziellen Spielräume, die z.B. für den Hochwasserschutz und die bessere Ausstattung der Feuerwehren für die zukünftig zu erwartenden Herausforderungen in der klimabedingten Katastrophenabwehr genutzt werden könnten.

Der kleine Ausschnitt des Hungener Stadtwaldes (ca. 17 Prozent) wäre damit gemeinsam mit den Flächen der anderen Eigentümer (Land Hessen und dem Grafen zu Solms-Laubach) Teil eines der größten und beachtetsten Waldschutzgebiete in Hessen und Deutschland und damit eine Strahlkraft die weit über die Hungener Stadtgrenzen hinausreicht. Dies hat unzweifelhaft überaus positiven Aspekte für Regionalentwicklung, Naherholung und Tourismus und damit die gesamte heimische Wirtschaft, was wiederum auch der gesamten Hungener Bevölkerung zu Gute kommt.

Vor diesem Hintergrund haben die Grünen den Eindruck, dass die Vertreter der CDU mit dem Verweis auf irgendeinen „Betreiber“ des Waldwildnisgebietes aus nicht ganz durchsichtigen Gründen Ängste schüren wollen, die extrem unsachlich sind und nur dazu dienen dieses wegweisende Projekt zu diskreditieren.

Dazu kommt, dass die Aussagen der CDU hinsichtlich des Naturschutzwertes der infrage kommenden Waldfläche schlicht falsch sind. Die Ergebnisse aus fast 40 Jahren Forschung in hessischen Naturwaldreservaten zeigen sehr deutlich, dass nicht bewirtschaftete Buchenwälder gegenüber den Klimaveränderungen sehr viel stabiler sind. Außerdem sind sie ein hervorragender CO2- und Wasserspeicher. Obendrein erhöht sich zudem die Anzahl und Populationsdichte der waldtypischen und auf alte Buchenwälder angewiesen Tierarten deutlich. Schon auf 30 ha Naturwaldreservat bei Rudingshain im Vorderen Vogelsberg leben mehr als 5.000 Tierarten – die meisten davon sind auf alte Bäume angewiesen, die es im Wirtschaftswald nicht gibt.

Zusammen mit den Naturschutzverbänden stellen die Grünen fest, dass sich bereits jetzt deutlich negative Folgen der intensiven Holznutzung in den aufgeschlagenen Buchenwaldflächen der Stadt Hungen zeigen, die zu überaus negativen ökologischen und auch ökonomischen Beeinträchtigungen geführt haben. Die Buche als Schattenbaumart vertrocknet stehend, da sie ihr Waldinnenklima durch die starke Auflichtung verloren hat. Über die Teilnahme am Wildnisfonds können diese aufgeschlagenen Bestände in eine Zukunft überführt werden und es wird ein Vielfaches dessen erwirtschaftet, was jemals über die Holznutzung erreichbar wäre. In Anbetracht der durch Klimakrise und zu intensive Holznutzung stark angeschlagenen Wälder sowie auch des zukünftig chronisch defizitären Waldwirtschaftsplanes der Stadt Hungen, gibt es nach Einschätzung der Grünen keine besser Alternative um den gesamten Stadtwald von Hungen „für die Zukunft fit zu machen”.

Weitere Informationen zu Situation des Hungener Stadtwalds finden Sie auf dem Youtube-Kanal der Hungener Grünen:

Die Grünen in Hungen – YouTube

1 Kommentar