Gießen | Schiiiifoahn - singt der Liedermacher Wolfgang Ambros:
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Die Frage betrifft ja nur einen kleinen Teil der Menschheit, ist aber dieses Jahr unter Coronabedingungen höchst interressant geworden. Drängen Merkel und Söder schon seit längerem darauf, dieses Weihnachten und Neujahr den Wintersport europaweit einzustellen, wollten Österreich und die Schweiz die Wintersaison um jeden Preis retten. Deutschland, Frankreich und Italien hatten bereits faktisch entsprechende Vergnügen verunmöglicht. Zum einen, weil es schwierig bis unmöglich ist, eine Unterkunft zu bekommen, zum andern, weil es als "Sportveranstaltung" nach dem Infektionsschutzgesetz unterbunden wurde. Zumindest bis 1.Januar. In Frankreich stehen die Hotels und Gaststätten wiederum zur Verfügung, aber die Lift- und Seilbahnanlagen bleiben außer Betrieb. Nach der letzten Regelung mußten auch Reisende, die aus Österreich nach Deutschland kamen, auch Tagesausflügler unter 24 Std., in eine 10-tägige Quarantäne gehen.
Nun hat Österreich heute
überraschend insofern eingelenkt bzw. auch den Spieß umgedreht: Reisende aus Ländern mit Inzidenzwerten ab 100 (und damit auch Deutschland) dürfen nicht mehr nach Österreich einreisen oder müssen dort 10 Tage in Quarantäne. Weiterhin bleiben alle Hotels und Gasthöfe geschlossen - aber die Liftanlagen und Seilbahnen dürfen laufen. Somit bleibt der Skibetrieb in Österreich bis voraussichtlich 10.Januar nur der einheimischen Bevölkerung vorbehalten.
Speziell im Allgäu stellt sich immer die Frage (die meist erst ein paar Tage später geklärt ist): Wie verhält es sich mit den beiden österreichischen Enklaven Jungholz und Kleinwalsertal?. Wegen ihrer Unzugänglichkeit von Österreich aus wurden sie schon zu Zeiten von Kaiser Wilhelm II. vertraglich zu sog. Zollanschlußgebieten. Österreichische Briefmarken und Wehrpflicht in Österreich, aber deutsche Währung und deutsches Telefonnetz und nach Deutschland in die weiterführenden Schulen. Und vielerlei andere Spezialitäten, wie viele Jahre deutsche Bankfilialen zum Geldverstecken nach österreichischem Recht. In der zweiten Corona-Welle waren diese Gebiete meist von den österreichischen Grenzregelungen ausgenommen - hier konnte man noch bis heute als Tagestourist hinfahren, ohne nach der Rückkehr in Quarantäne gehen zu müssen. Und so war das seitens Bayerns auch weiter vorgesehen.
Theoretisch könnte nun der Fall eintreten, daß die Lifte und Seilbahnen in Jungholz und Kleinwalsertal in Betrieb gehen können (könnte evtl. eingeklagt werden,da hier die "Aufstiegshilfen" rechtlich als öffentliche Verkehrsmittel gelten) und Tagestouristen aus Deutschland dies nutzen können. Übernachtungen wären kompliziert, da die Unterkünfte sowohl in Deutschland wie in Österreich geschlossen bleiben. Warten wir ab. In "normalen" Wintern sieht man schon viele hessische und Gießener Kennzeichen auf den riesigen Parkplätzen, aber noch mehr holländische und Hamburger.
Selbst wenn irgendwo diese "Aufstiegshilfen" in Betrieb gehen, wird das unter Coronabedingungen kompliziert. Die Betreiber argumentieren, auf den Pisten gibt es kein Problem. Das stimmt. Aber wer die Menschentrauben an den Kassen und Einstiegen kennt, und den Hochbetrieb in den Restaurants und den sanitären Anlagen, der kann sich vorstellen, wie kompliziert es wäre, das Ganze zu "entzerren". Es würde zu einer erheblichen Verlangsamung führen: manch einer führe zwei Stunden da hin, macht dann eine Abfahrt, und fährt wieder zwei Stunden nach Hause. Staus noch nicht inbegriffen.
Nun gibt es natürlich noch andere Möglichkeiten,sich in winterlicher Natur zu bewegen: Skitouren, Schneeschuhgehen, Langlauf, Skiwandern, Winterwandern. Alpenverein, Bergwacht und Naturschutz befürchten schon einen Massenansturm und erhebliche Schäden z.B. in der Tierwelt und an jungen Tännchen. Die Umsätze der Sportgeschäfte deuten bereits auf dieses "Ausweichen" hin.
Zu guter Letzt bleibt ja auch noch die Frage: Gibt es genug Schnee? Von Natur aus bis dato überhaupt nicht. Die Bahnbetreiber haben aber die letzten Wochen munter Kunstschnee produziert, zu 3,50 bis 5,00 Euro pro Kubikmeter. Und 150.000 Kubikmeter braucht so eine größere Liftanlage. Aber dies ist auch in Nicht-Corona-Zeiten riskant. Hat es doch schon öfter warmer Regen wieder weggeschwemmt.
In der Rhön, am Vogelsberg und Hohen Meißner wird die Lage nicht anders sein. Die meisten Chancen hat man wohl an dem höchsten Berg Schleswig-Holsteins, dem 168 m hohen Bungsberg: Der Lift ist 250 m lang, die Abfahrt 300 m. Die Abfahrt dauert etwa 25 Sekunden und die Liftauffahrt 90 Sekunden. Aber auch dort war schon mal eine Beschneiungsanlage in Betrieb. Manche Winter war der Lift aber auch gar nicht in Betrieb. Die längste Saison war 54 Tage.