Gießen | Es wird viel berichtet was geschehen ist, was die Folgen sind und wie VW wieder Vertrauen gewinnen will. Fasst man es jedoch nüchtern zusammen, ist das alles eine riesige Show um die Verbraucher und Wähler ein zu lullen.
2011 hat ein Techniker in einem Revisionsbericht dargelegt, dass der nun öffentlich bekannt gewordene Betrug, tatsächlich zur Anwendung kommen soll. Man lasse es sich auf der Zuge zergehen: Die Revision, welche Probleme und Fehler aufdecken soll, war nicht in der Lage einen vorsätzlichen Betrug aus zu merzen. So etwas geht doch nur, wenn Menschen mit viel Einfluss ihre Finger mit drinnen haben und das System aushebeln. Hier ist auf mittlerer und höherer Führungsebene offensichtlich eine verrottete und vermutlich Geld motivierte Moral am Werkeln, die einen höheren Stellenwert hat, als Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit.
Was passiert nun? Der Chef wird entlassen! Da es ein Riesen Ding ist, muss das Bauernopfer eben größer sein. Das fehlerhafte, betrügerische System bleibt davon völlig unberührt. Auch in Zukunft wird das Management die Möglichkeit haben, Aktienkurs fördernde Entscheidungen über die Vernunft zu stellen, nachvollziehbar, aber gewiss nicht gut wie es sich in diesem Fall zeigt.
Um mein Vertrauen wieder zu gewinnen, ok Vertrauen in Aktengesellschaften ist eigentlich etwas ausgesprochen naives, müssten grundsätzliche systemische Änderungen vorgenommen werden. Diesen Fehler als Beispiel nehmend sollte man die Belegschaft von unten bis oben durch schulen, um hier zukünftig etwas positives mit zu nehmen.
Martin Winterkorn zu entlassen, was ändert das? Wer glaubt denn im Ernst dass sein Nachfolger tatsächlich anders gehandelt hätte? Matthias Müller wird als neuer Besen gut kehren, aber aus anderem Holz ist er vermutlich nicht geschnitzt! Martin Winterkorn kann sich so recht einfach aus der Verantwortung stehlen und bekommt noch eine Abfindung, für die erst wieder viele tausend VW verkauft werden müssen.
Jetzt wird erwartet dass die Software in allen betroffenen Autos, von der Manipulationssoftware befreit wird. Aber wofür bitte? Die Autos auf den Straßen werden von dieser Software nur dann Manipuliert, wenn sie nach vorgegebener Normung für die Kontrolle der Abgaswerte auf dem Prüfstand stehen. Selbst bei einer Abgasuntersuchung im Rahmen der Hauptuntersuchung greift die Software nicht ein. Es spielt für den Betrieb der Autos keine Rolle! Somit ist die Entfernung der Manipulation nur wieder Augenwischerei!
Die enormen Strafen die drohen, betreffen wohl nur wieder den Konzern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur eine Person persönlich haftet, trotz vorsätzlicher Manipulation, Steuerbetrugs, Betrugs, Umweltschädigung und Rufschädigung. Ist man nur hoch genug in der Hirarchie, ist man letztendlich „to big to fail“. Da ist eine Entlassung alles andere als ein persönliches Dilemma.
Die Politik, die Regierung wusste wohl irgendwie von dem Vorgang, hat aber aufgrund ihrer marktradikalen Grundeinstellung nicht reagiert und dadurch sogar mit gespielt. Wir Bürger haben uns an diese Art Politik derart gewöhnt, dass wir nicht einmal mehr aufbegehren! Das ist schlimm und ich ertappe mich selbst, wie normal das für mich ist. Trotzdem bekommen die verantwortlichen Parteien auch bei den nächsten Wahlen wieder viele Stimmen, weil man ihnen zutraut ihre Arbeit gut zu machen. Das ist noch schlimmer!!!
Dieser Skandal zeigt nur wieder zu deutlich wie unser Wirtschaftssystem Funktioniert, wie unmoralisch in Konzernspitzen gedacht wird, wie undemokratisch unsere Politik defakto ist und dass die Kunden und Wähler nach Ermessen der Verantwortlichen manipuliert werden.